ProWein Special: Genussreiche und Histamin-geprüfte Weine – Teil 3

Mit Teil 3 liest du heute den letzten Teil unserer kleinen Serie über ein ganz spezielles Thema bei Wein, zu dem wir im März 2019 die weltgrößte Weinmesse „ProWein“ in Düsseldorf besucht haben.

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

Probleme beim Weingenuss können auch mit einer Histamin-Unverträglichkeit zusammenhängen. Und eine solche kann verstopfte Nasen bis zu Asthma-Anfällen auslösen. Deshalb haben wir die ProWein gezielt nach Winzern durchforstet, die histamingeprüfte Weine anbieten.

Wir nehmen dich heute mit nach Österreich in die Steiermark und nach Wien. Du lernst vier spannende Weingüter kennen, und wir beschreiben ihre Weine, die vielleicht auch dir wieder zu (mehr) Weingenuss verhelfen können! Dabei lernst du eine ganz besondere österreichische Wein-Spezialität in unterschiedlicher regionaler Ausprägung kennen und erfährst das Geheimnis von Muscaris ?

Das Weingut Sattlerhof südlich von Graz ist ein Familienbetrieb mit 36 ha Rebfläche. Andreas Sattler berichtete uns, dass sie ihre Weine zwar nicht explizit auf Histamin untersuchen lassen. Aber durch die ausschließliche Bio-Bewirtschaftung und die qualitativ hochwertige Produktion mit sehr viel Handarbeit, sauberer Auslese der Trauben etc. geht er davon aus, dass die Histaminwerte in der Regel sehr niedrig sind. Sehr sympathisch auch: Der Sattlerhof legt Wert auf die sozialen Komponenten bei den Mitarbeitern. Dies trägt natürlich zu einer erfahrenen Stammbelegschaft bei.

Der Sauvignon Blanc Gamlitz Ortswein empfängt einen in der Nase mit fruchtig-floralen Noten nach Cassis und auch Stachelbeere. Am Gaumen ein spritziger Wein, aber nach hinten raus komplexer mit einem präsenten Schmelz. Tiefere Lagen mit sandigen Böden und die speziellen Witterungsbedingungen in der Südsteiermark tragen hierzu bei.

Eine schnelle Verarbeitung, wenig Schwefel, aber genug, um Mikroorganismen zu unterdrücken, die Histamin produzieren, die Vermeidung von Säureabbau sowie Eiweißbindung tragen zu verträglichen Weinen bei. Auch die weißen Ortsweine sind deutlich lagerfähig, Jahrgänge weniger wichtig als Herkunft. Die längere Lagerung sieht Andreas im Hinblick auf Histamin nicht problematisch, da – im Gegensatz zur Reifung im Gutskeller, wo noch Hefen im Spiel sind – in der Flasche mikrobiologisch nichts mehr passiert, sondern nur noch Aromen-Entwicklung.

Außerdem haben wir einen Muskateller Eichberg verkostet, der nach dem Sauvignon Blanc neben der Rebsortentypologie sehr schön auch die unterschiedlichen Mikro-Bedingungen der verschiedenen Ortsweine verdeutlicht.

Es war eine große Freude, auf der ProWein das Weingut Winkler-Hermaden aus Kapfenstein in der Südsteiermark wieder zu treffen. In der Podcastfolge 021 kannst du mit Georg Winkler-Hermaden einen sehr interessanten und angenehm gelassenen Weinmacher hören, wie er bei unserem Besuch im Weingut in einer ganz gechillten, unterhaltsamen Weinplauderei ausgiebig seine Weine präsentiert und nebenbei über seinen Weg zum Wein, die Geschichte des Familienguts sowie seine Wein-Philosophie erzählt. 

Nachdem uns der Seniorchef am Stand begrüßt hatte, haben wir uns mit seinem Sohn Christof, der auch im Weingut mitarbeitet, über unser Spezialthema ausgetauscht. Er studiert Pflanzenwissenschaften und Molekulare Mikrobiologie in Graz und ist aufgrund einer Pollenallergie selbst vom Histamin-Problem betroffen (wie übrigens einige der Winzer, die wir getroffen haben, selbst oder im engeren Umkreis betroffen sind).

Christof plädiert für eine Aufnahme des Histamins in die generellen staatlichen Tests, um eine bessere Vergleichsbasis zu generieren und geht davon aus, dass auch die Kellertechnologien einen großen Einfluss auf die Histamingehalte haben. So wäre denkbar, mit der Eiweißbindung auch bei Roten histaminverträgliche Weine zu erzielen. Bei Winkler-Hermaden wird daher auch in diese Richtung experimentiert. Wir bleiben dran ?

Verkostet haben wir einen Wein, deren Rebsorte wir noch nicht kannten: Den Muscaris. Die pilzwiderstandsfähige Kreuzung aus Muskateller und Solaris ist für die vergleichsweise niederschlagsreiche Steiermark ideal, um eine erhebliche (80-90%) Reduzierung bei den Pflanzenschutzspritzungen zu ermöglichen.

Der Muscaris hat eine leichte Muskatellernote, ist aber trotzdem ein eigenständiger, frischer Wein mit leichten Zitrus- und Limettennoten und deutlichen exotischen Aromen wie Melone und gelben Früchten. Eine schöne Neuentdeckung für uns und vielleicht auch für dich!

Das Weingut Neumeister war nicht nur Standnachbar, sondern liegt auch nur 15 km entfernt südwestlich von Kapfenstein in Straden. Einen Sauvignon Blanc des Weingutes haben wir bei unserem Aufenthalt im Genusshotel Riegersburg sehr schätzen gelernt (siehe Podcastfolge 019) und uns gefreut, den Winzer Christoph Neumeister nun persönlich kennen zu lernen, da wir vor Ort leider keine Zeit mehr dazu hatten.

Wir haben eine Spezialität der Region verkostet, den Gemischten Satz. Früher vor allem als Versicherung gegen komplette Ernteausfälle gedacht und als Hauswein verwendet, werden hier verschiedene Rebsorten gemischt gepflanzt, so dass immer mindestens eine auch reif wird. Christoph Neumeister geht bei diesem Wein von einem sehr geringen Histamingehalt bis keinem aus. 

Der Gemischte Satz von Neumeister besteht aus acht verschiedenen Sorten, die an einem Tag gemeinsam gelesen und vergoren werden:  Scheurebe, Welschriesling, reinen Reisling, Goldburger, Müller-Thurgau bis zu Traminer-Sorten und Weißburgunder.

Die Aromatik wird bestimmt von herben Kräutern mit grünen Obstaromen nach Apfel und Birne. Durch die vielen Rebsorten natürlich sehr komplex mit langem Abgang, ist der Wein trotzdem nicht fett, sondern fein und fast ein „Durstlöscher“! Für die Steirer perfekt, denn sie sind, wie Christoph Neumeister sagt, mehr Weintrinker und weniger Weinriecher – die nächste Flasche kommt also schneller, als man denkt! Sehr sympathisch, finden wir ?

Jetzt geht’s in die österreichische Hauptstadt nach Wien zum Weingut Zahel! Wir haben die beiden Brüder Alexander und Gregor an ihrem Stand getroffen. Alexander, der Winemaker, hat die spannende Geschichte des nun in 4. Generation geführten Familienbetriebs im Süden von Wien erzählt. Die ersten beiden Generationen waren Frauen, die das Weingut ab 1930 aufgebaut und in den Kriegsjahren verteidigt haben. Die 3. Generation war Rennfahrer und hat den Rennwagen gegen einen Traktor (natürlich den mit der größten PS-Zahl ?) für den Transport der Trauben aus dem Weinberg eingetauscht.

Bei Zahel wird in Bio- und Demeterqualität angebaut, das heißt per se reine Handlese. Auch hier haben wir einen gemischten Satz verkostet, der auch in Wien eine besondere Spezialität ist. Das war schon immer ein frischer, fruchtiger trinkfreudiger Wein für Jedermann und zu jeder Zeit. Ideal zum Genießen in den Heurigen, den traditionellen Wiener Schankwirtschaften. Der gemischte Satz von Zahel besteht aus Grünem Veltliner, Riesling und Chardonnay.

Bild Alexander, der Winemaker (Quelle: Homepage www.zahel.at)

Tipps, wo du das beste Wiener Schnitzel in Wien essen kannst, hörst du in unserer Podcastfolge 094. Auf jeden Fall auch im Heurigen des Weinguts, wenn es offen ist ?. Gregor, der Marketing- und Vertriebschef, hat dort auch verraten, wo die Weine in Deutschland erhältlich sind.

Wir hoffen, dass wir dir mit unserer kleinen Serie ein Fenster in die Welt der histamingeprüften Weine haben aufmachen können, die, wenn du von der Problematik betroffen bist, vielleicht auch wieder zu einem Weingenuss verhelfen können. Für alle, die mit Histamin keine Probleme haben, sind die von uns besuchten Weingüter natürlich auch sehr interessant, denn die verkosteten Weine waren allesamt sehr schön und machen auch unabhängig von der Histaminthematik richtig Spaß!

Wenn du weißt, dass du ein Histaminproblem hast, dann sind unsere Podcastepisoden 092 bis 094 das absolut Richtige für dich! Gemäß einer EU Verordnung von 2015 sind „gesundheitsbezogene Angaben“ wie „histaminarm“ oder „histaminfrei“ bei Wein generell verboten.

Aber Histamin ist kein Gift, sondern ein natürlicher Botenstoff. Es gehört zu den zu den biogenen Aminen, wird vom menschlichen Körper selbst gebildet und ist an vielen verschiedenen Körperfunktionen beteiligt. Außerdem findet sich Histamin in vielen Lebensmitteln, besonders in lange gereiften wie Rotwein und Hartkäse, aber auch anderen.

Probleme haben die Betroffenen dann, wenn sie einen Mangel am Enzym DAO haben. Dann kann ihr Körper das Histamin aus der Nahrung nicht mehr ausreichend abbauen und die Histaminprobleme können vorübergehend oder gar dauerhaft auftreten.

Für Histamingeplagte ist es deshalb schwierig, entsprechende Weine zu finden. Aber es gibt Möglichkeiten! Du hörst aufschlussreichen Interviews mit den Winzern und die gustatorischen Beschreibungen ihrer Weine, die vielleicht auch dir wieder zu (mehr) Weingenuss verhelfen können!

Wichtiger Hinweis! Wir bieten hier keine wissenschaftliche oder medizinische Abhandlung und können keinerlei Beratung oder Empfehlung geben. Wir waren lediglich auf Suche nach Winzern, die „histaminarme“ bzw. analysierte Weine anbieten. Wie die bei dir wirken können, auch in Kombination mit Speisen, dafür können wir keinerlei Verantwortung übernehmen. Wenn du Weine der interviewten Winzer probieren willst, taste dich immer sehr vorsichtig heran, wenn du weißt, dass du histaminintolerant bist. Im Zweifel frage deinen Arzt oder Apotheker, es gibt Tabletten, die helfen können. Befasse dich selbst intensiv mit dem Thema, notfalls musst du leider beim Weinverzicht bleiben!

Hier findest du weitere Informationen zum Thema Histamin & Wein:

http://www.deutscheweinakademie.de/themen/histamin/

https://www.histaminintoleranz.ch

Hier geht es zu den beiden anderen Podcastfolgen aus der Reihe histamingeprüfter Weine:

092 – ProWein Special: Genussreiche und Histamin-geprüfte Weine – Teil 1

093 – ProWein Special: Genussreiche und Histamin-geprüfte Weine – Teil 2

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