Mainstream-Weine und deftige Küche im Rioja Alta

Heute stellen wir dir die Bodegas David Moreno in Badaran im Rioja Alta vor.

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

Schon bei der Anfahrt von unserem Boutique-Hotel in Azofra haben wir wieder den Unterschied der Landschaft zum Rioja Alavese wahrgenommen: Hier ist Erde richtig rot, und die hügelige, mit wechselnden Anbauflächen von Korn und Reben mutet an wie eine spanische Toskana.

Vor der Besichtigung der Kellerei siehst du einen kurzen Film, aus dem die Leidenschaft des sympathischen Winzers für seinen Wein und Frohsinn im Leben förmlich herausquillt. Dann kannst du, bewaffnet mit einem Audio-Guide selbst durch die Kellerei gehen und dir alles in Ruhe anschauen. 

Der erste Eindruck im Keller war ein sehr angenehmer, wahnsinnig fruchtiger Duft in der Luft. Der Raum für die Fassreifung ist teils in die Erde hineingetrieben, so dass du zum einen die rote Erde wieder siehst und zum anderen natürlich ein absolut passendes Klima für den Wein herrscht.

Kunst ist ein Teil dieser Kellerei.

Die Sensibilität des Winzers für die Symbiose von Wein und Kunst zeigt sich auch im Keller immer wieder durch Bilder oder wie hier, wo verschiedene Rebstöcke ausgestellt sind, die jeweils mit einem eigenen Gedicht kombiniert sind.

Hinter einer schmiedeeisernen Umzäunung reift in diesem kleinen Teil der Top-Wein „Vobiscum“, dessen Trauben von über 80 Jahre alten Weinstöcken stammen.

Die Bodega bietet eine witzige Besonderheit an: Hier können Privatpersonen, Firmen oder Vereine IHREN persönlichen Wein reifen lassen! 

In den für Mitglieder reservierten Probier-Ecken des „Club del vino“ kannst du dann jederzeit den Reifestand deines Weines überprüfen und entscheiden, ob du ihn noch im Fass lassen möchtest oder ob er auf Flaschen gezogen werden soll, die du noch bis zum einm Jahr weiter im Weinkeller der Bodega reifen lassen kannst.

Eine alte Baumpresse zeugt von der Geschichte des Weinbaus.

Im Verkostungsraum haben wir natürlich eine Probe live eingesprochen – hör mal in unsere Podcastfolge 107 rein!

Unser erster Wein war ein Weißer aus 100% Viura. In der Nase und am Gaumen Apfel, eher etwas grüner, voluminös und mineralisch, leichte Säure und ein bisschen Honig, easy to drink, nichts Anspruchsvolles, aber ein schöner Sommerwein.

Der Rosado war von der Farbe eher wie ein Provence-Rosé. Hier wird Garnacha und Viura zusammen verpresst, eine Besonderheit nur in dieser Region. Keine typischen Fruchtnoten und mit wenig Säure war er überhaupt nicht Betinas Wein, weil weder weiß noch rot noch rosé klar erkennbar war: Weder Fisch noch Fleisch, aber auch wieder ganz einfach zu trinken

Der Crianza Jahrgang 2014 zeigte schon leichte Altersränder, kam mit roten und dunklen Beeren, sogar etwas Erdbeere in der Nase an. Für Betina standen hier ganz außergewöhnliche Noten von Zitronenzesten im Vordergrund. Sehr schmeichelhaft im Mund, im Abgang spürst du dann aber die Säure.

Der Riserva 2009 zeigt schon in der Nase seinen Reifegrad. Kakao, röstige Noten, dunkle Früchte, insgesamt aber auch wieder sehr dezent und zurückhaltend. Der Hauch von Kokos und Kirscharomen erinnerten Burkhard an seinen Lieblingswein von den Vignerons de Mont Ventoux aus der Provence, den „Carte Noir“, und an die Fruchtaromen, die er beim Eintritt in den Keller wahrnahm. Ein sicherlich mehrheitsfähiger, aber schöner Wein.

Für uns bietet die Bodegas David Moreno Mainstream-Weine im besten Sinne allerdings. Die Roten sind nicht vom Holz erschlagen, die Weine sind gut gemacht und trinkig, einfach zugänglich, machen Spaß und zeigen keine großen Ecken und Kanten. Der Winzer sagt selbst im Einführungsvideo, dass er nicht Weine für sich, sondern fürs Publikum macht. Diesem Anspruch wird er wirklich gerecht!

Nach der Weinverkostung hatten wir ein leichtes Hungergefühl und sind einer Empfehlung unserer Hoteljungs aus Azofra gefolgt. 

Wir haben ein total gechilltes Nachmittags-Menü im herrlich grünen Innenhof des Casa Masip in Ezcaray genossen.

Der Appetizer war ein Gazpacho aus Tomaten, Paprika und Sardinen, cremig und erfrischend-würzig.

Wir haben das Tagesmenü für 20 Euro gewählt – mit drei Gängen (Vor- und Hauptspeise je zwei Auswahlmöglichkeiten), Gruß aus der Küche, Wein und Wasser ein wirklich fairer Preis!

Spannenderweise haben wir hier einen jungen, angenehm gut gekühlten Roten aus dem Rioja Alavesa bekommen. Fruchtig und angenehme Tannine

Betina hatte den Bohneneintopf gewählt. Aus der Suppenschüssel, die die Bedienung brachte, kamen drei randvolle Teller – es war klar, dass hier der Gatte helfen musste ? Spannend war wieder, dass ein Lebensmittel, nämlich eine nur leicht scharfe grüne Peperonischote als Würzmittel zum Eintopf gereicht wurde und der äußerst schmackhafte Eintopf so ohne viel Gewürze auskam.

Das gemischte Gemüse erfüllte Burkhards Erwartungen nicht ganz, weil er Gemüse in klarer Brühe erwartet hatte. Hier waren die Bestandteile teils in einer Art Brandteig gegart, die in einer bechamelähnlichen Sauce daher kamen – also eher eine üppige Variante, die aber auf ihre Weise gut geschmeckt hat. Er fand den Bohneneintopf trotzdem deutlich besser…

Zum Hauptgang hatten wir uns beide für mit Rindfleisch gefüllte rote Paprikaschoten entschieden. Auch die leicht süßlich-fruchtigen Paprika waren üppig angereichert mit Käse, Teig und einer herzhaften Sauce. Der Rotwein hat also bestens gepasst ?

Der Flan-Fan Burkhard wurde leider enttäuscht: Der Orangenflan schmeckte viel zu intensiv nach Orange, die alles andere übertünchte.

Trotzdem können wir dir das Casa Masip wirklich empfehlen – eine schöne Location mit herzhafter, guter Küche.

Wir sind nach dem Essen noch durch den Ort geschlendert (schneller ging´s auch nicht nach dem herzhaften Menü ?). 

Ezcaray liegt am Oberlauf des Río Oja (der Fluss ist natürlich Namensgeber der Region) auf über 880 Höhenmetern und hat normal etwa 2.000 Einwohnern

Dank des Tourismus steigt die Einwohnerzahl in den Saisonzeiten auf bis zu 15.000 Personen an. Kein Wunder: Die Berglandschaft um den Ort überrascht mit über 2000 m hohen Gipfeln, die höchste Bergspitze dieses Gebiets ist der San Lorenzo, an dessen Seitenhang sich das Skigebiet von Valdezcaray ausbreitet. Die Bergstation des 1974 eröffneten Skilift liegt auf 2.125 Metern über dem Meer, die Talstation bereits schon auf 1.530 Metern!

Die kleinen Plazas waren relativ ausgestorben – es war ein Spätnachmittag, und Frankreich besiegte gerade Uruguay mit 2:0, so dass die Spanier, die nicht noch beim Essen waren, in den Kneipen vor den Fernsehern saßen ?

Neben dem Tourismus ist heute die Holzindustrie mit Möbel- und Sesselfabriken der wichtigste Wirtschaftszweig. Das Teatro ist in einer ehemaligen Textilmanufaktur untergebracht, auch eine Herberge findet sich darin

Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Gehe tatsächlich nur zu Fuß in die Fußgängerzone! Die Zona Peatonal ist videoüberwacht, und bei der kleinsten Überschreitung mit dem Auto hast du eine saftiges Knöllchen an der Backe, also: Vorher parken, dann genießen!

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