Heute geht es zur Grappa-Brennerei Marzadro in Nogaredo. Der Ort liegt an der Brenner-Autobahn A 22, Ausfahrt Nogaredo Nord und den der SP90 parallel zur A 22 ein paar Hundert Meter weit folgen, rechts. Insgesamt also fast auf Höhe des Nordendes vom Gardasee.
In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.
Ein Hersteller in der Größe von Marzadro ist normalerweise nicht erste Priorität unserer „Feinschmeckertouren“. Denn Marzadro, gegründet 1949 und seitdem immens gewachsen, wird seit jeher in einem Zug mit den anderen Großen wie Nardini, Nonino oder Poli genannt und ist heute mit einer Jahresproduktion von rund 700.000 Litern tatsächlich der größte Grappadestiller im Trentino.
Natürlich kennen wir auch kleine Perlen großer Grappa-Kunst, aber wir haben schließlich auch ein weiteres Kriterium, nach denen wir unsere Empfehlungen für dich aussuchen, und das ist: Qualität! Auch Innovation war hier nie ein Fremdwort: Schon 1975 hat Marzadro den ersten Grappa aus einer Rebsorte auf den Markt gebracht, den Marzemino (übrigens die Lieblingsrotweinrebe von Mozart).
Und Marzadro ist für uns schon sehr lange eine bekannte Konstante, schon, als sie noch nicht ganz so groß waren wie jetzt, und haben einige der Destillate in unserer Vinothek verkauft. Und wir haben danach die Distilleria immer wieder mal privat besucht, dort eingekauft und die Qualität und Innovationen über die Jahre verfolgt, so dass wir sehr gerne eine Podcastfolge und diesen Blogbeitrag produziert haben, um dir einen Qualitäts-Grappahersteller vorzustellen.
Als wir wieder einmal die Brennerautobahn gen Norden fuhren, haben wir spontan bei Marzadro angebremst. Es war schon kurz vor Ladenschluss, aber Matteo, der freundliche Mitarbeiter, hat uns sofort bereitwillig ein paar Neuigkeiten verkosten lassen und war auch spontan für ein kurzes Interview bereit. Hör hier Matteo über Marzadro im O-Ton: Podcastfolge 078
Matteo´s Empfehlung für Grappa-Neulinge geht richtigerweise zu den weicheren, weißen Rebsorten, die „Giovanes“ oder „Morbidas“.
Der Bestseller ist auch einer unserer Lieblinge, der „Diciotto lune“. Das heißt „18 Monde“, weil der Grappa, der aus Trestern von fünf verschiedenen Trauben (weiß und rot) destilliert wird, 18 Monate in Fässern aus Akazie, Eiche, Esche und Kirsche affiniert wird. Er bringt wunderbare Vanillenoten mit und erinnert eher ein wenig an Cognac als an den klassischen Grappa (zur Neuheit „Diciotto lune botte Porto“ siehe unten mehr).
Genau deshalb ist für Matteo´s Opa der Bestseller Diciotto lune allerdings auch kein Grappa, denn der sei braun, sagt Opa. Klar: Traditionell ist Grappa weiß, weil die Klassiker früher nie in Holzfässern ausgebaut wurden!
Die „Monovitigne“, also reinsortige Tresterbrände zum Beispiel aus den autochthonen Rebsorten Teroldego oder Nosiola sind weniger filigran und korpulenter, mitunter nicht weniger komplex, aber natürlich ohne Holzaromatik. Das sind dann Grappe, an denen auf jeden Fall der fortgeschrittene Genießer besonders viel Spaß hat.
Hier haben wir Betinas Liebling, den Gewürtztraminer aus der Giare-Linie. Diese drei reinsortigen Grappe – eine der Top-Linien von Marzadro – werden alle drei Jahre im Holzfass gereift. Dabei wird rebsortenspezifisch und einfühlsam vorgegangen: Schön zu sehen an der Farbe ist, dass die sehr aromatische Bukett-Rebsorte Gewürztraminer nicht mit Holz überdecket werden soll und deshalb in große Fässer kommt, daher die wesentlich hellere Farbe. Amarone und Chardonnay entwickeln zum Beispiel Kaffee- und Kakaoaromen dagegen in Barriques, was wesentlich mehr Farbe mit sich bringt.
Unter diesem Rondell befindet sich das Herz der Brennerei, die Bain-Marie-Brennkessel. Bei unserem Besuch war es leider nicht mehr möglich, da noch einen Blick hinein zu werfen, und die Fotos von unseren früheren Besuchen, bei denen wir die Produktion schon besichtigt hatten, sind qualitativ nicht geeignet, sie hier einzustellen. Aber reih dich doch einfach ein in die rund 60.000 Besucher, die jährlich in Führungen in die Geheimnisse eingeweiht werden.
Oder du brennst gleich selbst daheim! Über die rechtlichen Schranken musst du dich aber selbst informieren ?
Ein Blick in den Keller, wo die Grappe in Barriques oder größeren Holzfässern reifen.
Hier entwickelt sich die Neuheit „Diciotto lune botte Porto“. Aus den Portwein-Fässern, in denen der Late Bottled Vintage Port (LBV) vier bis sechs Jahre im Fass reifte, ziehen die „18 Monde“ nochmal weitere Aromen.
Sogar in Amphoren werden mittlerweile die Destillate veredelt.
In den neuen weitläufigen Verkaufsräumen kannst du neben den Verkostungen außerdem Liköre, Bombardino, Magenbitter, Geschenkpakete etc. erwerben.
Apropos Bombardino. Wir haben dieses Getränk beim Skifahren ⛷ am Kronplatz kennengelernt. Anders als der Eierlikör wird er warm gemacht und bekommt eine Sahnehaube. Getrunken wird er aus dem Strohhalm. Wunderbar wärmend ist er nach einem kalten Tag auf den Skiern. Aber Vorsicht, wenn du ein paar Gläser davon trinkst, dann nimm besser den Skilift oder die Gondel ins Tal. ?
Matteos Empfehlung, zu was die Grappe genossen werden sollten, ist übrigens kurz und schmerzlos: „Zu allem“ ?