Antike Perle im Salento: Gallipoli

Was du hier lesen und sehen kannst: 

  1. Parken in Gallipoli Altstadt: Vorne und umsonst ist am besten ?
  2. Eine besondere Hafen-Atmosphäre
  3. Den Strand vor der Haustür: Die Spiaggia della Purità
  4. Italiens hässlichste Kirchenstatue in der schönen Stadt
  5. Gallipoli´s Gassengewirr – einfach schön
  6. Unterirdische Ölmühlen: Die Frantoio Ipogeo
  7. Ursprüngliche Küche: Die Aromen des Salento in der Osteria Casa Noscia
  8. Pittoreske Altstadt-Impressionen
  9. Das Kastell – Interessantes und fantastische Panorama-Blicke

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. 

Gallipoli ist eine der Perlen im Salento. Aus den griechischen Wurzeln, von Kali Polis, stammt der Name, was so viel heißt wie schöne Stadt. Und schön ist diese ganz tolle Hafenstadt in der Tat! 

1. Parken in Gallipoli Altstadt: Vorne und umsonst ist am besten ?

Um in die Altstadt zu kommen, musst du die Neustadt von Gallipoli komplett durchfahren: Mit dem Auto immer den Schildern „Centro Storico“ oder „Porta“ auf dem „Corso Capo di Leuca“ und dann „Roma“ folgen (dabei immer schön die Hand auf der Hupe ?), dann überquerst du die Brücke zwischen „angebauter“ Neustadt auf dem Festland und der vorgelagerten Altstadt-Insel, das ursprüngliche Gallipoli. 

Dann erreichst du den großen Parkplatz am Hafen. Normalerweise sind hier natürlich Parkgebühren fällig, aber wir hatten Glück: Die Automaten waren außer Betrieb, und ein freundlicher Einwohner hat uns bestätigt, dass wir hier umsonst parken können (Achtung: Wir übernehmen keine Gewähr, aber es war so bei unserem Besuch). 

Aber auch gegen Entgelt lohnt es sich, hier dein Auto abzustellen: So kannst du direkt zu der kleinen Straße hochgehen, die auf den Befestigungsmauern komplett die Altstadt umringt. Und diese Altstadt solltest du auf jeden Fall besuchen!

2. Eine besondere Hafen-Atmosphäre

Hier herrscht eine außergewöhnliche Hafenatmosphäre: Gallipoli ist von mehreren Hafenbecken umgeben. In den kleineren liegen neben Sport- und Segelbooten auch die kleinen Kutter der Fischer.

Von der Mauer aus kannst du den Fischern dabei zusehen, wie sie ihre Netze kontrollieren und reparieren.

3. Den Strand vor der Haustür: Die Spiaggia della Purità

Nur durch einen Kai getrennt, suchen die Bewohner direkt daneben eine Abkühlung im Meer. 

Am Stadtstrand, der „Spiaggia della Purità“, lassen es sich die Italiener gutgehen: Praktisch, wenn man nur in Badehose und mit Sonnenschirm aus dem Haus gehen und nach wenigen Metern schon am Meer liegen kann!

4. Italiens hässlichste Kirchenstatue in der schönen Stadt

Um die Ecke vom Strandabschnitt liegt die Chiesa da San Francesco. Die von außen eher unscheinbar wirkende Franziskanerkirche ist im Inneren für diesen Orden doch recht opulent nachträglich mit Barockelementen gestaltet.

Und vor allem befindet sich in dem Seitenschiff, wo außen der Putz etwas bröckelt, hier in der „schönen Stadt“ die hässlichste Kirchenstatue Italiens! Der Malladrone.

Da hängen zwei Bettler am Kreuz, von denen einer zu Jesus hinschaut und der andere, das ist eben der hässliche Malladrone, der schaut von Jesus weg.

Malladrone, Quelle:
https://www.fondazioneterradotranto.it/2012/09/10/gallipoli-e-il-suo-malladrone/

Da wir den Malladrone nicht frontal fotografieren konnten (das Seitenschiff war geschlossen), haben wir uns ein Beweisfoto ausgeliehen ?

5. Gallipoli´s Gassengewirr – einfach schön

Die pittoreske Altstadt wird von verwinkelt angeordneten, schmalen Gassen durchzogen, die sich an kleinen Plätzen treffen.

Da weiß man wieder, warum die Italiener ihre „Ape“ erfunden haben, das kleine, knatternde Lieferdreirad auf Vespa-Basis: Damit kannst du die Liefersicherheit gewährleisten ?

Egal, ob du läufts oder fährst: Hier schaust du den Menschen mit einem Meter Abstand auf ihren Küchentisch oder Sofa. Und der kleinste als Parkplatz geeignete Raum wird rigoros abgesichert.

Immer schön sind die Impressionen der zahllosen Innenhöfe; immer auch ein Einblick in das Alltagsleben der Anwohner.

6. Unterirdische Ölmühlen: Die Frantoio Ipogeo

Die Via Antonietta de Pace ist die „Hauptstraße“, die von der Festung mittig quer durch die Altstadt verläuft, aber auch nicht viel breiter ist als die anderen Gassen.

Hier befindet sich der Palazzo Granafei, in dessen Hypogäum sich eine Ölmühle mit Pressen und Mühlstein aus dem 17. Jahrhundert befindet. 

Ein Besuch in diesen Gewölbekeller lässt dich erahnen, wie hier unterirdisch in sicherlich schwerer Arbeit aus Oliven Öl gewonnen wurde – aber nicht für die Küche! Das Besondere daran: Es war als Lampenöl in vielen Länder heiß begehrt und trug so lange zum Wohlstand der Stadt bei.

Warum die Ölgewinnung in die Keller der Stadt verlegt wurde, hörst du in unserer ? Podcastfolge 190!

Und hier kannst mit in den Keller kommen und dir die antike Ölmühle anschauen ??

7. Ursprüngliche Küche: Die Aromen des Salento in der Osteria Casa Noscia

Wenn du zurück ans Tageslicht kommst und einen leichten Appetit verspürst, dann bist du im Palazzo Granafei weiterhin goldrichtig. 

Die Osteria Casa Noscia ist über mehrere Räume des alten Palazzo verteilt und bietet im Innenhof zudem „Open Air“ Sitzplätze. Auch hier dominieren Gewölbe und Verwinkelungen.

Die schlicht aber schön eingerichteten Räume mit unterschiedlichen Fliesenmustern, warmen dunklen Holztönen und kräftigen Farben erzeugen eine angenehm lockere, fast privat erscheinende Atmosphäre.

In de Osteria Casa Noscia hat man es sich zur Aufgabe gemacht, die ursprüngliche salentinische und apulische Küche wiederzubeleben. Hier werden nach traditionellen Rezepten die ursprünglichen Zutaten nach den gleichen Methoden der Vergangenheit gekocht.

Also haben wir uns zu einem leichten Mittagsmenü an einem der Tische niedergelassen und uns von der netten, jungen Kellnerin etwas von diesen Klassikern empfehlen lassen.

Als Antipasti haben wir eine Burrata tradizionale con Friscus alla Curcuma e Pomodorini Confit gewählt, also eine Burrata ? mit einer Art Cous-Cous und Tomatenkonfit. Der frische, saftige Käse verschmilzt mit den sonnenverwöhnten halbgetrockneten Tomaten zu einer herrlichen Kombination, abgerundet mit dem ergiebigen Friscus.

Zum anderen haben wir die Panzerotti di Patate e Mentuccia probiert, das sind kleine, frittierte Kartoffelbrei Röllchen. Mit der Minze und leicht gewürzt schmeckt diese ganz einfache, klassische Vorspeise echt lecker.

Zum Primo hat sich Betina von Ciceri e tria überraschen lassen, einer traditionellen Pasta Salentina mit Kichererbsen. Die Kombination von Nudeln, pürierten und ganzen Kichererbsen ist von der Aromatik sowie der Textur schon etwas Außergewöhnliches, aber auf jeden Fall empfehlenswert!

Um unsere Enzyklopädie über Orecchiette mit Cime di Rape weiter anzufüllen, deren Lebenswerk eigentlich Betina´s Aufgabe ist, hat Burkhard hier diesen Gang gewählt. Das sehr intensive Gemüsearoma des leicht bitteren Stängelkohl, der an eine entfernte Verwandtschaft mit Brokkoli denken lässt, auf den hausgemachten Nudeln ist einfach genial! 

Und schon haben wir doch noch eine neue Variante kennengelernt: Mit einem sehr pikanten Chili-Öl-Gemisch kommt ein geschmacklicher Verstärker hinzu – wer das mag, dem kann Burkhard es sehr empfehlen!

Zu diesen ganz traditionellen Gerichten, die dich die Düfte und Aromen des Salento entdecken lassen, noch ein leichter Weißwein alla Casa, und die Welt ist perfekt ? Ein guter Espresso als Abschluss und Vorbereitung für weitere Erkundungsgänge in dieser schönen Stadt, rundet den kleinen Mittagsimbiss ? ab.

8. Pittoreske Altstadt-Impressionen

Gegenüber befindet sich das Museo Civico „Emanuele Barba“, welches auch eine Bibliothek beherbergt. Mindestens einen Blick in das sehr schöne Innere solltest du werfen!

Ein paar Schritte weiter ist der gefühlt größte Piazza der Altstadt-Insel von Gallipoli. Hier steht die Cattedrale di Sant Agata. Üblicherweise haben solche monumentalen Bauten vor ihrer Hauptfassade einen riesigen Platz, damit die verzauberte Bevölkerung die ganze Schönheit inhalieren kann (zum Beispiel der Mailänder Dom). Vielleicht sollten solch beeindruckend hohen Mauern dem Menschen aber auch vorgaukeln, er sei ein kleines Nichts, um den Respekt vor sog. kirchlichen Autoritäten mehren – selbst klar und rational denken hilft allerdings auch hier weiter!

Hier ist es, zumindest was den ästhetischen Aspekt angeht, leider ganz anders: Dem Hauptportal steht in etwa 10 Meter bereits die nächste Hauswand gegenüber. Ein frontales Overall-Foto ist leider schlicht nicht möglich. Aber es lohnt sich trotzdem, die Details der Fassade zu erkunden!

Wer danach eher Durst und Lust auf ein regionales Craftbier hat, kann sich im nächsten Café schadlos halten.

9. Das Kastell – Interessantes & fantastische Panorama-Blicke

Warum lohnt sich ein Besuch der Festung? Weil wir es dir empfehlen ? 

Quelle Foto: wurde von Burkhard im Castello abfotografiert

Diese massive Trutzburg hat den Eingang zur Altstadt-Insel über Jahrhunderte offenbar brachial, aber zuverlässig abriegeln können. 

Von ihren Türmen genießt du fantastische Panorama-Blicke auf die Neustadt und das Ionische Meer.

Du siehst alte Fresken an den Wänden von ansonsten kahlen Räumlichkeiten. Burkhard hat als gebürtiger Hesse Betina sehr gerne darauf hingewiesen, dass vor ihm schon ein großer Hesse hier war, nämlich Johann Wolfgang von Goethe ? Der Reisebericht von Goethe über seinen Italienaufenthalt zwischen 1786 und 1788, die „Italienische Reise“, ist sicher ein wesentliches Fundament, warum wir Deutschen zum Land unserer „Lieblingsnachbarn“ ohne direkte Grenze so eine Affinität haben. 

Naja, und das geile Gefühl, wenn du nach Chiasso und Como mit deinem offenen Cabrio bei blauem Himmel endlich auf der A 9 Richtung Süden knatterst, der Wein, die Pasta, das Meer, seine Früchte, die Herzlichkeit, Alfa Romeo, grenzenlos geniale Popmusik, die Geschichtenerzählerei, die Sonne, ihre Untergänge, ……hach!

Interessante Details zur Stadtgeschichte erfährst du hier: Du siehst die Öllampen, die mit dem Öl aus den Kellern dieser Stadt gespeist wurden, und die Exportwege, die Gallipoli reich gemacht haben.

In einer Kasematte unterhalb des einen Verteidigungsturms ist ein Meer von Öllämpchen aufgebaut, das sieht echt nett aus. Wunderschön auch die alten Transportgefäße.

Ein wenig spooky wirkt die traditionelle Osterprozession schon…zum Thema Kirche siehe oben!

Die ehemalige Markthalle ist quasi das Bindeglied zwischen dem Kastell und der Altstadt. Es ist ein schönes Gebäude, langgezogen und ganz typisch. Schade eigentlich, dass hier heute keine Händler mit Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch mehr ihre Waren feilbieten, sondern nur ein paar teure Boutiquen und Souvenirläden beherbergt sind.

Den Fisch kannst du heute vor dem großen Hafenbecken kaufen.

Gegenüber dem Kastell und der ehemaligen Markthalle geht es dann ins Innere der Altstadt-Insel, oder, wenn du deinen Rundgang andersherum startest, dann kommst du hier heraus.

Unser Fazit: Wenn du „nur“ die Altstadt von Gallipoli sehen willst, dann brauchst du ein bisschen mehr wie einen halben Tag. Wenn du ein bisschen mehr Zeit dort haben und auch noch einen Blick in die Neustadt werfen oder vielleicht zum Shoppen gehen möchtest, dann plan mindestens einen ganzen Tag ein. Gallipoli ist eine schöne Perle am Golf von Taranto und auf jeden Fall einen Besuch wert!

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