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Warum die Eisenbahn nicht nur ein gutes Transportmittel für ein gutes Bier ist, sondern eine richtig coole Location für eine Craft-Beer-Messe, das kannst du auf der Artbrau im Süddeutschen Eisenbahnmuseum in Heilbronn-Böckingen erleben. Zwischen den teils mehr als 100 Jahre alten Lokomotiven und Wagons präsentieren die Cracks der Craftbeer-Szene ihre handwerklich gebrauten Biere, in 2018 bereits zum 4. Mal. Dieser Beitrag ergänzt unsere Podcastfolgen 041 und 042.
Die außerordentlichen und teils völlig überraschenden Aromen und Geschmacksrichtungen dieser Biere sind beileibe nicht allein ein Männerthema, sondern ein Genießerinnen- und Genießerthema! Nicht nur ich (Betina), sondern viele weitere Frauen hatten Freude daran, die Aromenvielfalt der Craft Biere zu schmecken. Diese experimentierfreudigen Brauer zelebrieren tatsächliche Braukunst und geben ihren Bieren auch sehr kreative Namen.
„Wollt ihr erst heiraten und dann auswandern oder umgekehrt?“, war die erste Frage von Siggi Spielmann am Stand der Faust Brauerei aus Miltenberg am Main. Er ließ uns dann sein „Hochzeitsbier“ probieren. Das klassische Festbier wird mit sieben verschiedenen Hopfensorten kalt gehopft. Dabei gelangen nur die Aromen, aber keine Bitterstoffe mehr ins Bier. Wir hatten das erste Terrassenbier der Messe entdeckt! Der „Auswanderer“ zeigt eine leichte Bitternote, Litschi und Mandarine, Mango und Honig nicht nur von der Farbe her und passt super zu scharfem Gegrilltem oder zu – Chili Schokolade!
„Einspruch für Craftbeer – Gegen Massenbierhaltung“ ist passenderweise das Motto der Brauerei Veto von Ralf Hertrich. Neben dem prämierten „Schoko-Bär“, ein Stout, haben wir mit Begeisterung den „Weißen Hai“ verkostet, ein Weizen-Bock mit Blaubeernoten, der mit seinen 6,8 Vol.% nicht wirklich ein leichtes Sommerbier ist. Außerdem einen „Hopfentiger“, ein klassisches IPA (Indian Pale Ale) mit 4 Hopfensorten und tollen Aromen.
Bei der BrauArt Sausenheim haben wir irgendwann rote Lichter gesehen – und das lag nicht an der Nähe zum „Sausenheimer Honigsack“, einer Weinlage der Gemeinde ?
Bei Mathias Krämer haben wir sehr spannende Biere probiert, unter anderem eines aus Reis, welches u.a. mit Koriander und Kimchi-Kulturen angereichert ist. Nach dem „Tival“, dem „Six Gun Pale Ale“ und dem „Blood light“, einem Red Double IPA und diesem völlig abgefahrenen Bier, das eine sehr interessante Hintergrundgeschichte hat, haben wir uns zwei Wochen später auf den Weg in die Pfalz gemacht.
Zu diesem Bier sowie zu dieser Brauerei kannst du deshalb in einer unserer nächsten Podcastfolgen mit Mathias ein ausführliches Interview hören und einen extra Blog-Beitrag lesen!
Ein bisschen stolz war ich (Burkhard) schon, dass ich nach 2 Messetagen der erste war, der auf Anhieb verstanden hat: Aha, hier haben wir es mit einem Gemeinschaftsstand zu tun – links Franken, rechts Osthessen. Entsprechend begeistert waren Thorsten Susemichel von HBH Braumeister aus Fulda und Siegfried Schäfer von Ravenkraft aus Nürnberg-Feucht denn auch. Wahrscheinlich sind alle anderen vorher andersherum gelaufen und hatten mehr Proben hinter sich ?.
Bei Ravenkraft haben wir nicht nur die „Zauberin“ (ein Red Ale)und die „Draufgängerin“ (ein Pale Ale) probiert, sondern auch live erlebt, wie ein Bier „gestachelt“ wird. Dabei kommen nicht nur zusätzliche Karamellnoten in den dunklen „Wanderer“, der leichte Kaffeearomen, Waldfrucht und Lakritze schon mitbringt, dieses Bier wird quasi zu einem „Männer-Cappuccino“, der super zu einem Schokomuffin als Dessert passt. Hier kannst du die elegantere Variante zum „Stauchen“ sehen:
Bei der HBH hat mich (Betina) der „Enzo“ restlos begeistert. Dunkle Malze geben Struktur und Röstaromen, die durch Kaffee der Rösterei Reinholz aus Fulda abgerundet werden. Und ja – die Assoziation „Ferrari“ ist richtig: Reinholz hat für die italienische Sportwagen- und Formel 1-Schmiede in Maranello mal eine Röstung produziert. Ein gutes Beispiel dafür, dass die Craft-Brauer gerne auch mal mit speziellen Zutaten am Reinheitsgebot vorbei zaubern -das „Coffee Enzo“ ist deshalb ein „alkoholisches Getränk mit Edelkaffee“. Wie das sogenannte Reinheitsgebot generell und im Verhältnis zu den „Genusshandwerkern“ am Braukessel einzuordnen ist und warum ein „Natürlichkeitsgebot“ eine Alternative sein kann, wirst du ebenfalls in einer unserer nächsten Podcastfolgen hören können.
Warum der Brauerei Zwanzger ein „i“ fehlt, hat uns Christian Zwanzger gleich zu Beginn erzählt: Das hat die Familie vor Jahrhunderten „verkaufen müssen“. Offenbar haben sie dafür aber eine ordentliche Brauausstattung bekommen, mit der eine stabile Hausbrau-Tradition begründet werden konnte. Der offenkundige Heavy-Metal-Fan lässt es auch bei seinen Bieren aromatisch krachen: Der „Polarfuchs“ mit Polaris-Hopfen kommt u.a. mit Fruchtnoten und Gletschereisbonbon daher, während die „E-Bombe“,ein helles, kaltgehopftes Lager, in die vegetabile Richtung geht und Guave, grünen Paprika und (!!!) Knoblauch mitbringt (letzteres verrät Christian zwar erst nach der Verkostung, das schmälert aber überhaupt nicht den interessanten Biergenuss ?)
Den Abschluss (nicht Absacker! ?) haben wir bei „Waldschatz“ gemacht. Bisher kannten wir den Gramschatzer Wald nur aus Staunachrichten, das hat sich positiv verändert: Ihr Brot-und-Butter-Bier ist das „Hell C“, ein klassisches bayerisches Helles, das mit dem amerikanischen „Citra“ nochmal kaltgehopft wird. Mit seinen frischen, zischigen Zitrusaromen hat es uns gleich begeistert. Die „Schwarze Natascha“ tat ihr übriges.
Die Vielfalt der Aromen und Bierstile, die wir auf der Artbrau vergleichen konnten, hat wieder mal gezeigt, wie verwandt Craftbeer und Wein eigentlich sind. Auch hier sind absolute Genusshandwerker und Aromenliebhaber mit viel Herzblut und Begeisterung unterwegs!
Auf keinen Fall herrscht dort eine Theresienwiese-Festzelt-Bierschwüle. Eine sehr entspannte Atmosphäre und nette Leute in einer super Location haben eher das Gefühl einer chilligen Weinmesse vermittelt.
Hier kannst du dir die Podcastfolge 039 – Genussvoll, bewusst und regional essen – die Slow food Messe anhören und weitere Genussadressen entdecken.