Grand Crus und Fachwerk-Flair – Elsass für Geniesser

Das südliche Elsass war unser Ziel für ein verlängertes Wochenende über den Feiertag am 3. Oktober. Mitten im prallen Herbst, wo die Winzer ihre letzten Reben (mit Ausnahme der Auslesen) aus den Weinbergen geholt haben, konnten wir noch wärmende Sonnenstrahlen und blauen Himmel positiv wirken lassen.

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Die Domaine du Moulin in Ensisheim haben wir als Standort gewählt, um Wellness und Elsässer Küche, die Weinstraße und schöne Ortschaften zu genießen.

Der Kern dieses schönen 4-Sterne-Wellness-Hotel ist eine alte Mühle, die die Familie Landwerlin in den 2000er Jahren erworben und liebevoll restauriert hat. Der komplettierende Neubau dazu ist schön integriert: Die typische Elsässer Fachwerk-Struktur mit den bunten Blumenfenstern fügt sich harmonisch ein in das Gesamtbild der Hotelanlage und auch des Ortes. Im Vorfeld der Anlage und in der Tiefgarage findest du in jedem Fall einen kostenlosen Parkplatz.

Ein großer länglicher Teich ist prägend im vorderen Teil der parkähnlichen Anlage des recht abgeschlossenen Hotelkomplexes, der gerne auch zu ein paar Verdauungsschritten einlädt.

Die ehemalige Mühle liegt auf der Rückseite am „Canal de Vauban“, einem ehemaligen französischem Schifffahrtskanal. Die Nachbarn auf der anderen Seite haben interessante Balkone über dem Wasser ?

Ehemaliges Zubehör der Mühle: Ein alter Citroen Pritschenwagen sorgt für herrlichen Zeitkolorit!

Auf der Rückseite der Anlage, am Kanal, bietet das Hotel lauschige Plätzchen für gesellige Runden, romantische Stunden oder entspannenden Müßiggang.

Herrlich anzusehen und sehr typisch für das Elsass: Die Storchennester auf den Schonsteinen und Dächern. Wir haben Dächer gesehen, auf denen extra Drahtkörbe installiert wurden, um den Vögeln Nistmöglichkeiten zu bieten…

Dezent klassisch und trotzdem modern gestaltet ist das Innere des Hotels, hier der Wartebereich für das Restaurant mit Blick auf den Canal oder die gemütlichen Plätze am Kamin, um die Seele baumeln zu lassen…

Die Zimmer sind großzügig und gediegen eingerichtet. Der Boden in warmer Holzoptik setzt sich im Badezimmer fort, in das eine große Glastüre mündet.

Wasser spielt sowohl um als auch in der Domain du Moulin eine große Rolle. Der Wellnessbereich hat einen schön gestalteten Innenpool. Für unser Empfinden könnte die Wassertemperatur allerdings ein paar Grad wärmer sein. 

Der neue Edelstahlpool im Außenbereich (rechts im Bild) ist tatsächlich wärmer und angenehmer! Sehr schön ist der arrondierende Bereich mit Ruheliegen.

Im Außenbereich kannst du den Whirlpool mit Blick auf die grünen Bäume genießen.

Massage-Anwendungen in angenehmem Ambiente sind hier kein Problem.

Die „La Villa du Meunier“, ein sehr gutes Restaurant, ist das Herz der Domaine du Moulin.

Das Restaurant ist großzügig gestaltet und erstreckt sich über mehrere Räume vom neuen Gebäudeteil bis in die ehemalige Mühle. Viel Glas und helles Holz, cremeweiße Wände und schwere Vorhänge und besonders der Teppich mit seinen Farben und riesigen Motiven wie Libellenflügel und Pfauenfedern geben eine sehr schöne Atmosphäre, ein angenehm warmes Feeling.

Der Chef des Hauses, Edmond Landwerlin, ist auch der Chefkoch. Wir haben ihn vor dem imposanten, alten und eindrucksvoll restaurierten Kamin im ursprünglichen Teil des Komplexes getroffen und ein wenig mit ihm über die Philosophie des Hauses geplaudert.

Es gibt eine nicht zu große Karte, von der wir das „Menu du plaisir“ gewählt haben.

Die erste „kleine Aufmerksamkeit des Chefs“ war ein leicht geeist anmutendes Häppchen Makrele auf kleinen Gemüsewürfelchen. Ein netter Einstieg.

Das zweite Amuse Gueule war schon etwas raffinierter: Ein Blumenkohlsüppchen mit kleinen Pilzwürfeln und ein paar Erbsen. Die lauwarme, interessante Kombination hat mit ihren erdigen Aromen bestens zu den ersten Herbsttagen gepasst.

Hier kommt die Vorspeise, weswegen ich das „Menu du plaisir“ gewählt habe: Foie gras! Schön präsentiert mit etwas Aprikosen-Chutney, interessanterweise grobes Meersalz (hätte ich dazu nicht gebraucht) und verziert mit Fruchtmousse und ein paar Tupfern Balsamico. Es erinnert mich ein wenig an ein Christbäumchen.

Das Foie gras selbst war hervorragend. Schon beim ersten Bissen war klar, dass hier beim Zugeben des Digestifs nicht gespart wurde – es war die perfekte Balance und erfüllte meine Erwartungen an die Stopfleber. Ja, wir wissen, dass es hierzu geteilte Meinungen gibt. Wir haben im Perigord allerdings auch die riesigen natürlichen Auslaufflächen der Tiere gesehen, die andere Zuchtenten und -Gänse so vermutlich nie haben werden. 

Burkhards zweistufige Weinbegleitung zum Menü ist klassischerweise mit einem Gewürztraminer zum Foie gras gestartet. Der Wein von Haeffelin-Heyberger aus Eguisheim (zu diesem Ort in einem späteren Beitrag mehr!) ist sehr ordentlich und zeigte in der Nase Aprikose und Litschi. 

Im Vergleich zu einem unserer Stamm-Winzer im Elsass, von dem du demnächst noch etwas lesen und hören wirst, war der Gewürztraminer eher verhalten. Im Vergleich zu den trocken ausgebauten Vertretern in Südtirol war der Wein natürlich eher opulent. Mit einer ganz leichten Säure bot er ein schönes Gegengewicht zum Foie gras.

Zum Hauptgang erschienen Lammkoteletts. Das perfekt gegarte Fleisch mit schöner Kräuterkruste lag auf einem Paprika-Zwiebel-Gemüse, das mit Chorizo angereichert war, eine super gelungene Kombination. Die Wurst und ihre Aromen haben sich perfekt mit den Paprika verbunden, auch in der Konsistenz. Werden wir unbedingt nachkochen!

Weiter gab´s verschiedene Gemüse, getrocknete warme Tomaten und eine Oliven-Polenta, die geschmacklich auch sehr ansprechend war.

Sensationell fanden wir, dass die einzelnen Komponenten auf dem Teller in sich abgeschlossene, schöne Aromen-Verbindungen darstellten, aber auch in Kombination sehr gut zusammenpassten.

Burkhard bekam einen Roten aus Limoux zu den Lammkoteletts. Der Merlot-dominierte Wein mit etwas Cabernet Franc und Syrah war eher untypisch für das Languedoc im Bordeaux-Style ausgebaut: Intensive Noten von reifen roten Früchten und Schokoladennuancen, etwas Pflaume, Lakritz und eine feine Holzstruktur zeigte der Montloze vom Château D’Antugnac. Der gereifte Rote legte ein weiches Tanninbett auf die Zunge und bereitete damit den Lammkoteletts einen stimmigen , standesgemäßen Abgang ?

Zum Abschluss haben wir uns für die Herbstvariante entschieden: Das Apfel-Dessert mit Sorbet-Nocke und zwei Schnitz vom grünen, säuerlichen Apfel kam klar aufgeräumt auf einer runden Schieferplatte.

In dem aus weißer, rötlich gefärbter Schokolade montierten Apfel steckte oben ein echter Apfelstiel. Innen warteten eingemachte Apfelstückchen umhüllt von einer leichten Sahnecreme. Überraschenderweise gar kein süßer Nachtisch, war dies ein sehr gelungener Abschluss.

Wir waren sehr zufrieden, dass „Menu du plaisir“ gewählt zu haben, denn es hat uns wahrlich viel Freude gemacht!

Ensisheim liegt im Drei-Länder-Eck nahe zu Mulhouse, Basel und dem Schwarzwald. 

Das Städtchen selbst gibt nicht so viel her. Natürlich gibt’s ein paar schöne alte Gebäude wie den „Palais de la Regence“. In dem ehemaligen Regentenpalast ist heute ein Museum, wo du dich über die Geschichte der einst wohlhabenden Stadt informieren kannst. Sie war einst Verwaltungssitz der westlichen Gebiete der Habsburger, die das Elsass nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 an Frankreich abtreten mussten.

An der Hauptstraße findest du ein weiteres Hotel ebenso wie ein Café und eine Bäckerei (gutes Baguette!).

Ein Besuch in der eher unscheinbaren Metzgerei rechts im Bild lohnt sich wirklich! Wir haben in der „Boucherie Charcuterie Antoine Schmidlin“ beim Chef persönlich wunderbare Kalbskoteletts und spitzenmäßige Terrinen mitgenommen und daheim genossen.

Typisch für das Elsass und sehr charmant: Die schön bunten Häuser.

Viel mehr bietet Ensisheim nicht. Das Mühlen-Hotel ist die perfekte „Basisstation“ für Tagesausflüge, Wellness und abendlichen Genuss. Nur 30 km sind es zum Grand Ballon, der höchsten Erhebung im Elsass. 

Wir sind in die südliche elsässische Weinstraße Richtung Colmar eingetaucht.

Die Route führt teils durch die Lagen am Hang und bietet tolle Ausblicke über die Rheinebene zum Schwarzwald. Wir haben die Region ganz gemütlich mit unserem Cabrio erkundet. Natürlich wird hier auch sehr viel für Wanderer und Fahrradfahrer geboten. Sogar Segway-Touren in die Weinberge werden angeboten.

In Voegtlinshoffen haben wir den letzten Parkplatz an Rathaus ergattert und sind zu Fuß durch den Ort geschlendert. Denn schließlich wollten wir auch Weine probieren!

Auch dieser Weinort ist geprägt von den typischen Fachwerkhäusern mit ihren Holzbalken und knallig bunten Farben.

Die bunte Vielfalt wird mit wunderschön bepflanzten Blumenkästen bereichert.

In welchem Weingut wir landen würden, haben wir unseren Nasen überlassen. Dieses große, neue Gebäude hat unsere Neugier erregt, und so sind wir in der Domaine Josef Cattin gelandet.

Oben auf dem Dach kannst du im vollverglasten Innenbereich oder auf der Terrasse Weine probieren oder trinken und wenn du willst, Platten mit Käse oder Wurstwaren zu den grandiosen Blicken über die Rheinebene und die Weinberge genießen.

Wir haben die Probe im großen Foyer vorgezogen (das Wetter war ja auch nicht so besonders). Normalerweise bekommst du eine 3er Probe, die wir erheblich ausgeweitet haben…

Obligatorisch war selbstverständlich ein Gewürztraminer Jahrgang 2018, Goldmedaillen-Gewinner 2019. Wie uns dieser Wein sowie Muscat und Pinot gris geschmeckt und ob wir den Riesling vertragen haben, hörst du in unserer ➡️ ? Podcastfolge 121 ?

Den „Pinot gris Alsace Grand Cru Lage Hatschbourg 2016“ wollen wir dir hier aber nicht vorenthalten. Der Wein hat ein kräftigeres Gelb, das leicht ins Goldene changiert und schon in der Nase komplexe Aromen. Eine leichte Edelfäule ist erkennbar, und begeistert haben uns vor allem die Noten von süßen sizilianischen Mandarinen. Klare Mineralität, erfreulich wenig Säure, 14 Vol. % – dieser Grand Cru hat uns wirklich überzeugt.

Auf der rundlaufenden Empore wird Kunst ausgestellt /und kann erworben werden), eine gute Ergänzung zu den Erzeugnissen aus dem Keller.

Bei aller Moderne im Auftritt wird trotzdem auch die Tradition gepflegt.

Uns erster Eindruck ist, dass die Weine im Süden des Elsass geschmacklich typisch, aber eher schlanker und filigraner ausgebautet sind, als wir sie aus dem nördlichen Elsass mit den bekannten Orten Riquewihr, Ribeauville und Co. kennen, wo sie wuchtiger und etwas lieblicher wirken. Das ist aber kein Nachteil, sie sind dadurch breiter gefächert als Essensbegleiter einsetzbar.

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