Maggie Malick Wine Caves in Loudoun County im Osten der USA ist unser heutiges Ziel! Es ist das einzige Weingut von ca. 300 in ganz Virginia, das einer Frau gehört und einen weiblichen Namen trägt. Außergewöhnlich sind auch die Rebsorten: Fast ausschließlich französische und ein paar spanische Sorten werden kultiviert und auch in Bordeaux- oder Chateauneuf du Pape-Stile vinifiziert.
In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.
Wir verkosten ihre Weine. Vor allem hat uns natürlich der prämierte Viognier interessiert. Also sind wir in den Norden von Loudoun County gefahren durch grüne Hügel und vorbei an ausladend großen Farmen. Die Landschaft erinnert ein wenig ans Hinterland der Toskana, aber in einem Mix mit dem Schwarzwald.
Hier, ca. 2 Kilometer vom Potomac River entfernt, liegt das Weingut etwas abseits der Straße hinter seinen Rebflächen. Der Keller sieht eher aus wie ein Flugzeug-Hangar oder Bunker, ist – wie uns Mark verraten hat – aber ein einfacher Gebäude-Bausatz, den andere auch als Wohnung benutzen.
Maggie Malick Wine Caves existiert erst seit 2013, hat aber schon 95 Parker-Punkte und jede Menge anderer Preise eingefahren. Es hängen außerdem ein paar nette Sprüche an der Wand, z.B. „Jede Mahlzeit ohne Wein heißt Frühstück!“ ?
Unser erster Taster war ein lieblicher Petit Manseng, der hier mittlerweile einen größeren Raum einnimmt als Viognier und in Cuvées oder pur angeboten wird.
Die aus dem Südwesten Frankreichs bekannte, ertragsschwache, aber hochwertige Sorte hat kleine und hartschalige Beeren, wodurch sie lange am Stock reifen und dabei einen sehr hohen Zuckergehalt entwickeln kann. Sie ist Hauptbestandteil von Süßweinen oder auch dem typischen Aperitif des französischen Südwestens, dem Floc de Gascogne.
Es ist ein reicher, süßer Wein, hat aber trotzdem eine gut ausbalancierte Säure. Noten von Pfirsich, Litschi und vor allem kandierten Orangenabrieb bestimmen den Duft. Die der Nase versprochenen Aromen werden im Mund bestätigt. Sehr schön!
Der Petit Manseng in der trockenen Variante hat uns noch besser gefallen. Eine Aromen-Explosion von Pink Grapefruit und subtile Noten von grünem Apfel und Mineralität, befand Betina, Für mich war es allerdings genau andersherum: Mineralität vor Apfel! Ein Wein, der aber definitiv zum Essen und nicht solo getrunken gehört.
In unserer ➡️Podcastfolge 124 ? aus dem „Hangar“ kannst du unsere Verkostungsnotizen übrigens live hören! Da geht es mehrsprachig zu: Krista Steiding, die Tasting Room Managerin, hat uns auf englisch erzählt, was sie einschenkt und wir verkosten und beschreiben die Weine auf deutsch für dich!
Leider haben wir kein brauchbares Foto des Viogniers mitgebracht. Aber dieses Bild passt sehr gut zum Viognier von Maggie Malick ?
Der Viognier ist die „signature grape“ für Virginia, also so etwas wie das Markenzeichen dieser Region. Die weiße Rebe aus dem Rhônetal gedeiht im Boden und Klima sehr gut und ist eine der beliebtesten Sorten in Virginia. Du findest ihn nur im Stahlausbau, leicht „geoaked“ oder schwer „geoaked“, also weniger oder mehr im Holz affiniert.
Der 2018er Viognier erschein in schönem Gelb. Erst verschlossen, öffnet er sich langsam und zeigt Noten von Pfirsich, Mango und vor allem Melone in der Nase. Er ist schmelzig, anhaltend und breit im Mund, wo er die Aromen ebenfalls bestätigt. Wir waren sehr angenehm überrascht mit unserer ersten Viognier-Erfahrung in den USA! Schön, dass er nur im Stahl reifte, so kann er als typischer Viognier seine ganze Frucht ausspielen. Etwas ganz leicht moussierendes und keine Säure machen diesen Wein zu einem tollen Essensbegleiter!
Krista Steiding hat uns erzählt, dass 2018 zehnmal soviel Regen wie normal und erwartet in Virginia niederging. Viele Winzer haben viele Trauben verloren, bis zu 80%. Da viele aus der Not aus dem, was sie an Traubenmaterial hatten, eben Rosé-Weine gemacht haben, nennt man 2018 das „Jahr des Rosé“. Den ersten, den wir probiert haben, aus Cabernet Sauvignon und Mourvèdre, war in der Nase erstmal völlig indifferent: Wir wussten gar nicht, was der Wein sein will. Nachdem ich ihn allerdings etwas im Mund habe spielen lassen, enthüllt er eine deutliche Kirschnote und Noten von gegrillter, roter süße Paprika wie im Baskenland. Die Farbe hat aber nichts mit roter Paprika zu tun: Er ist unglaublich hell. Die „Sunset sonata“, ein Rosé, bei dem Cabernet Sauvignon und Merlot zusammen gekeltert wird und etwas Petit Manseng beigemischt wird, hat eine leichte Restsüße, etwas Ahornsirup.
Interessant war die noch nicht erhältliche Cuvée aus Chardonnay und Petit Manseng, die in ungarischer Eiche leicht geoakt wird. Das Holz ist präsent und gibt schöne Noten von Buttertoast, sogar ein wenig Tannine sind erkennbar. Dieser Weiße hat kaum Säure, du kannst ihn solo genießen, er passt aber auch bestens zu einem schweren Essen.
Den ersten Roten, denn wir probiert haben, war die „Rhapsody in Red“, ein Wein, der für uns gar nicht geht. Krista hat erklärt, dass er jedes Jahr völlig anders ist, weil die Reste der roten Trauben hier verwertet werden. Ruppig, sauer, ungehobelt – kannst du auslassen!
Es gibt nur 3 Weingüter in Virginia, die Mourvèdre anbauen, auch nur eine Handvoll machen Grènache.
Die Captains Cuvée 2015 ist die Hommage an Châteauneuf-du-Pape, die Lieblings Appellation von Mark Malick. Dieser Rote ist mit seinen interessante Noten wesentlich ansprechender. Er hat was typisch Erdiges aus der Mourvèdre, auch Pflaume, etwas Vanille. Betina fand süße Preiselbeere im Vordergrund und angenehme, schmelzig-weiche Tannine. Es fehlt ihm allerdings die Schwere des Originals. Dennoch ein schöner Roter, einfach zugänglich, filigran.
Der 2016er aus 100% Mourvèdre ist sehr erdig, sehr würzig-kräuterig und passt optimal zur provenzalischen Küche. In der Provence ja oft erschlagend, zeigt sich die Rebsorte hier schlank im Körper und ist auch solo gut trinkbar.
Ein Bordeaux Style-Wein ist der Kaleidoscope: Petit Verdot, Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon geben hier ihr Bestes, um an das wohl berühmteste Weinbaugebiet der Welt heranzukommen. Im Stil insgesamt tatsächlich gut getroffen, ist der Wein in der Nase allerdings nicht ganz so dicht wie ein St. Emilion oder Côte de Blaye. Schwarze Kirsche, Vanille, würzige Noten, im Mund auch präsente Tannine, aber nicht zu streng, etwas leichter als Original, gut trinkbar, abwechslungsreich in den Noten – ein schöner Roter.
Für mich war der Tannat von den Roten der absolut dichteste und schwerste. In neuer amerikanischer Eiche gereift, zeigt er deutlich Holz, Leder und Vanille. Fett!
Im Interview haben wir mit Mark Malick, dem Ehemann von Maggie richtig nett geplaudert! Seine gute Laune kannst du im O-Ton auf englisch in der Podcastfolge hören.
Einiges von dem, was er uns erzählt hat, hast du bereits oben gelesen. Hier noch ein paar weitere Dinge, die er uns erzählt hat: Das Weingut im Norden Virginia ist etwa 1 Stunde von Washington D.C. entfernt, sie bauen 15 verschiedene Rebsorten auf 215 Acres (ein Acre entspricht grob 4047 m² beziehungsweise 40,47Ar. Da in Europa Anbauflächen in Hektar genannt werden: 1 Acre sind 0,4 Hektar, also bewirtschaftet die Maggie Malick Wine Caves etwa 86 ha, schon eine ordentliche Fläche)
Maggie und Mark bauen weder Hybrid-Reben noch native amerikanische Rebsorten an; nicht, weil sie die nicht mögen, aber sie sind überzeugt, dass die französischen bzw. spanischen eben mehr „high end“-Trauben, also höchste Qualitätsstufe, besonders hinsichtlich der Leistungsfähigkeit sind ?
Erst in 2013 eröffnet, hat das Weingut seitdem jede Menge Preise in nur 6 Jahren gewonnen. Ein Roter hat 95 Parker-Punkte geholt und war bester Wein der San Francisco Wine Competition 2018. Die „Awards“ werden dir übrigens zu Recht stolz auf der Homepage aufgelistet.
Das Ehepaar versucht, Ungewöhnliches zu machen und ungewöhnliche Reben anzubauen. Überwiegend französische Reben, auch ein paar spanische wie Albarino oder Tempranillo sind im übrigen auch die Reben, die hier gut gedeihen. Sie machen z.b. kein Zinfandel, kein Pinot noir, das ginge zwar leidlich, würde aber nur mäßige Qualität liefern.
Nach einem Besuch in Urugay entstand die Tannat-Viognier-Cuvée (90%-10%), die aktuell bei den Womens International Wine Awards 92 Parker-Punkte und eine Goldmedaille geholt hat. Mark sagte, das Tannat gut für Haut und Herz ist – die Inhaltsstoffe könne man zwar auch in der Drogerie kaufen, aber den Wein zu trinken würde er auf jeden Fall mehr empfehlen ?
Mark sagt, dass die Franzosen z.B. in Châteauneuf-du-Pape sehr strikte Regeln haben, was wie angebaut werden muss und wie was zusammen in die Flasche kommen darf. Urugay habe gar keine Regeln und deshalb viel mehr Experimente. Die Inspiration für die neue Cuvée aus Chardonnay und Petit Manseng ist ebenfalls durch den Besuch in dem südamerikanischen Land entstanden.
2020 gehen die beiden mit einer Gruppe auf Rhône-Tour und natürlich auch nach Châteauneuf-du-Pape, Gigondas und Vacqueras, um die eigenen Weine und die französischen „Originale“ nebeneinander zu verkosten. Gerade die letztgenannten kleinen Appellationen sind auch seit vielen Jahren unsere Lieblingsadressen.
Unser Gesamteindruck von Maggie Malick Wine Caves: Schöne, säurearme Weine und eine schöne Auswahl – die meisten haben uns gut gefallen. Es macht Spaß zu probieren, wie unsere Lieblingsreben aus Frankreich und Spanien hier gedeihen und schmecken!