Das Rioja Alavesa ist der nördliche Teil des nordspanischen Weinanbaugebietes Rioja, welches weltweit wohl eines der bekanntesten ist, und liegt komplett im Baskenland, in der Provinz Àlava.
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Schon wenn du von Bilbao kommend die Autobahn verlässt, um ins Rioja Alavesa zu fahren, bist du überwältigt von der Weite der Landschaft. Die Dimensionen dieser Region erinnern an Südafrika. Der Ebro durchfließt die Region, südlich von ihm liegen das Rioja Alta und das Rioja Baja.
Richtung Osten, zur Hauptstadt Laguardia hin, türmen sich linkerhand die Bergketten der Sierra Cantabria, des kantabrischen Gebirges, mächtig empor. Ein bedeutender Faktor für das besondere Klima in diesem Weingebiet, aber dazu in einer späteren Folge mehr!
Du siehst rote Erde und Weinreben, soweit das Auge blicken kann; Städte, die an die Hänge oder auf die vorgelagerten Hügel gebaut sind und an der höchsten Stelle stolz ihre Kirchen präsentieren.
Anfangs präsentieren sich die Rebflächen noch in großen Anlagen mit vielen Hektar. Je tiefer du ins Alavesa eintauchst, kommen immer mehr kleinere Parzellen hinzu, die sich zu einer interessanten Patchwork-Decke zusammenfügen. So abwechslungsreich die Landschaft ist, so unterschiedlich sind auch die Kellereien. Kleine Familienbetriebe und richtig große Kellereien mit beeindruckenden, avantgardistischen Bauten wechseln sich ab und bieten den Weintouristen so viel Auswahl, dass man alleine in dieser Gegend locker mal eben 2 Wochen Urlaub einplanen könnte, ohne dass man alle Kellereien kennenlernen kann.
Auch internationale Größen haben hier ihre Bastionen wie z.B. Pernod Ricard mit Ysios. Auf die Kellerei mit hochmoderner Architektur hast du von Laguardia aus einen schönen Blick. Das Design ist an die Konturen des Kantabrischen Gebirges angelehnt, man kann aber auch an eine Kirchenorgel denken… Wir konnten das Gebäude leider nur von außen betrachten, die Kellerei hatte leider geschlossen, als wir dort waren. Tipp: Nicht alle Kellereien sind auf Besucher zu jeder Zeit eingerichtet, so wie wir das sonst aus Italien und Frankreich kennen. In vielen wird auch Geld für Weinproben verlangt.
Laguardia, die Regionshauptstadt des Rioja Alavesa, ist mit einer Stadtmauer bzw. befestigten Häusern umgeben. Der wunderschöne Ort thront auf einem Hügel und war früher ein wichtiger Spähpunkt der Region (der Name bedeutet „die Wache“).
Heute ist das Städtchen mit gerade mal 2.500 Einwohner für Einheimische und Touristen zum einen ein toller Aussichtspunkt mit gigantischen Bildern für die Augen. Der Weinbau hat hier jahrhundertelange Tradition, und mit 11.500 Hektar Rebfläche und mehr als 60 Bodegas ist der Ort zum anderen für Genießer natürlich eine tolle Destination.
Laguardia ist komplett autofrei, geparkt wird rund um die Stadtmauer des Ortes.
Die Stadt ist nahezu komplett unterkellert, wo schon früher und bis heute Wein lagert.
Laguardia empfängt ihre Besucher mit offenen Armen und einem ausgezeichneten Angebot an Gastronomie. Wir sind zufällig an einem der wichtigsten Feste, nämlich „San Juan y San Pedro“ (die Schutzpatrone) dort eingetroffen. Vom 23. bis zum 29. Juni drängen sich Hunderte von Menschen durch die Gassen des Städtchens, um die Fiestas der Schutzheiligen zu feiern. Der ganze Ort war herausgeputzt und geschmückt mit Fahnen und bunten blühenden Balkonpflanzen.
Die ganze Stadt war auf den Beinen, zum Teil in ihren Trachten und wir haben uns mitten ins Getümmel gestürzt. Nach den zentralen Feierlichkeiten haben es sich die Basken gutgehen lassen: Die Kinder spielen auf dem Plaza, und die Erwachsenen genießen unter den Arkaden Wein und anderes.
Auch uns trieb der Hunger um, und wir hatten Glück, das wir am frühen Nachmittag im Restaurant „La Muralla“ noch einen Platz für zwei bekommen haben. Selbst der Gewölbekeller war nämlich ausgebucht ?
Wir haben kurz entschlossen das Menü des Tages bestellt. Nach einem gemischten Salat und den herrlichen, leicht süßlichen Paprika in einem schön grünen Olivenöl gab es für Burkhard leckeres Gemüse. Ich (Betina) war gespannt auf meine Patatas a la Riojana, und das war eine ausgezeichnete Wahl. Ganz rustikal aus der großen Glasschüssel serviert, schmeckt dieses ganz einfache Rezept trotzdem oder vielleicht gerade deswegen gigantisch gut!
Rezept
2 mittelgroße Zwiebeln, 4-5 Knoblauchzehen, 1 (250 g) Chorizo (scharfe spanische Salami), 1 kg festkochende Kartoffeln geschält und in große Würfel geschnitten, 6 EL Olivenöl, ½ l klare Brühe (Instant), 2-3 Stiele glatte Petersilie und etwas Pfeffer, und dann einfach köcheln lassen – die Chorizo spendet dem früheren Arme-Leute-Eintopf eine wunderbare Würzigkeit.
Bei ca. 35 Grad Außentemperatur gibt es schlechtere Ideen als die der Spanier, junge Rotweine richtig zu kühlen und mit einer nicht süßen Zitronenlimonade zu verdünnen – das hat selbst den Getränke-Geschmackspuristen Burkhard überzeugt!
Der Rote hat auf schön zu seinem Lammstew und meinem Rindersteak mit abgezählten 7 Pommes gepasst – wir hatten ja auch Fleisch geordert, und das gabs satt ?
Dieser Käsekuchen war – ohne jegliche Übertreibung – der beste, den Burkhard je gegessen hat. Eine super fluffig-cremige Textur und sahnige und karamellige Aromen – perfekt! Vergiss Cheese Cake: Geh ins Muralla.
Was dieses authentisch-bodenständige, aber qualitativ und geschmacklich richtig gutes 4-Gang-Menü inklusive der Flasche Wein gekostet hat? Unglaublich günstige 15,00 Euro pro Person! Wir haben beim Rausgehen mindestens so gestrahlt wie der Chef des Hauses ?
Ein kurzes, aber sehr heftiges Regen- und Hagelwetter haben wir zum Glück erlebt, als wir in unserem Agroturismo geschützt waren. Es hat echt quer gegossen und in unserem Ort zu extremen Ernteverlusten in den Weinreben geführt. Nachdem sich die Wetterlage einigermaßen beruhigt hatte, sind wir nach Elciego gefahren. Der Anblick vieler Weingärten war bedrückend: Es sah aus wie nach einem Luftangriff im Krieg, und einige Winzer haben fast die komplette Jahresernte verloren
Elciego ist ein Städtchen im Süden vom Rioja Alavesa, und hier befindet sich eines der ältesten Weingüter der Region, die sehr traditionsreiche und bekannte Bodegas Marqués de Riscal. 1860 gegründet, ist seine Reserva weltweit bekannt. Für diesen Klassiker hat das Weingut immer noch eine Sondergenehmigung, neben den klassischen Rebsorten der Tempranillo, Mazuelo und Graciano auch etwas Cabernet Sauvignon in ihrem Rioja verwenden zu dürfen.
Heute ist die Bodega jedoch mindestens genauso bekannt für ihr Luxus-Weingutshotel, das – unverkennbar wie das Guggenheim in Bilbao – vom Stararchitekten Frank Gehry entworfen und 2006 vom spanischen König Juan Carlos eingeweiht wurde.
Die Weinboutique, der Verkostungs- und Verkaufsraum, ist zwar sehr ansprechend gestaltet. Wir wollten aber natürlich dieses Hotel sehen, welches im Gelände des Weinguts liegt. Dort kommst du normalerweise nur als Hotelgast oder während einer Führung hin, die gerade nicht mehr angeboten wurde.
Wir sind auch so reingekommen. Wir haben einfach höflich gefragt, ob wir im Hotel einen Rosé trinken und nebenbei die Architektur fotografieren können. Der nette Mitarbeiter in der Weinboutique hat das mal eben für uns klargemacht, und so konnten wir das Haus mit dem futuristisch geschwungenen Dachelementen und den in die Hügel eingepassten Carports aufsuchen, das so herrlich von Lavendel und Rosmarin umgeben ist, als wäre es wucherndes Unkraut.
Wir hatten, in der Hotelbar angekommen, übrigens großes Glück. Nachdem uns der nette Barkeeper den ersehnten Rosé der Bodega serviert hatte, der nicht nur farblich, sondern auch am Gaumen ein sehr solider Genuss ist, fing es nämlich wieder an zu regnen! Mit Sandalen an den Füßen und einem weiten Weg durchs Freie zu unserem Cabrio waren wir ja also blöderweise schier gezwungen, noch etwas zu verweilen und natürlich noch einen Weißen nachzulegen ?
Der running gag des Barkeepers zu der Lieblingsbestellung vieler Gäste: „Es ist mir egal, was drin ist, aber ich hätte gerne die Flasche ganz oben rechts“ ?
Ein auch schon rein architektonisch ebenfalls sehr außergewöhnliches und interessantes Weingut findest du an der Landstraße vor Samaniego.
Vom Weingut Baigorri siehst du beim Vorbeifahren auf dem Level der Straße nur einen flachen Glaskubus mit Blechdach. Es wirkt einerseits futuristisch und andererseits auch wieder unscheinbar und so gar nicht als Kellerei wahrnehmbar. Das erkennst du erst, wenn du den verglasten Raum betrittst und auf der anderen Seite an die Scheiben gehst, um den grandiosen Blick über die Weinhänge zu genießen… aber dazu gibt es bald mehr in einer eigenen Podcastfolge, in der du viel über das „Alte“ und das „Neue“ Rioja Alavesa erfährst!
Denn wir hatten die Gelegenheit, mit dem deutschen Marketingmanager Matthias Lange eine Besichtigung zu machen, die Philosophie zu erfahren und die Weine zu probieren. Stay tunded!