Nach Baltimore an der Chesapeake Bay geht die heutige Etappe unserer Rundreise im Osten der USA.
Wir haben statt der direkten Strecke von Philadelphia über die Interstate 95 lieber eine gute Stunde drangehängt und über die Delmarva-Halbinsel (das steht für die drei Bundesstaaten, die sich die Halbinsel aufteilen – Delaware, Maryland und Virginia) eine landschaftlich interessantere Strecke gewählt. Über den Highway 301 ging es durch Middletown und Queenstown bis zur Chesapeake Bay Bridge, eine fast 7 Kilometer lange und bis zu 60 Meter hohen Brücke über die Bucht, die sich rd. 300 Kilometer vom Atlantik ins Landesinnere erstreckt und auch die größte Flussmündung in den USA ist.
In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.
Auf dieser „Umwegstrecke“ wurden wir nicht nur mit ersten ländlichen Impressionen, sondern auch mit einer grandiosen Aussicht von der Brücke belohnt.
Genuss und Entspannung stehen an der Chesapeake Bay auch in Sichtweite der Brücke auf der Agenda.
Unsere ersten Eindrücke von der alten Industrie-Metropole wurden geprägt durch riesige Stadien mitten in der Stadt. Klar, ein großer Sohn der Stadt war George Herman „Babe“ Ruth Jr., einer der bedeutendsten Baseball-Spieler aller Zeiten. Er hat bei seinem letzten Besuch in seiner Heimatstadt übrigens im gleichen Hotel wie wir, dem „Lord Baltimore“ gewohnt.
Das französische Renaissancegebäude wurde 1928 erbaut und war zu dieser Zeit das höchste in ganz Maryland.
Die ikonische „Grand-Dame“ von Baltimore ist im National Register of Historic Places aufgeführt und Mitglied von Historic Hotels of America. Das Haus versprüht mit vielen Details einen glänzenden Flair der 20er Jahre .
Das Hotel atmet förmlich Geschichte! Highlights werden in den Aufzügen mit Stolz präsentiert. Das Hotel ist ein guter Ausgangspunkt für die Innenstadt-Erkundung zu Fuß; es liegt zentral und nur rd. 650 Meter vom Inner Harbor entfernt.
Wir hatten – wie es oft üblich und möglich in den US-Hotels ist – nur Übernachtung gebucht. Es gibt natürlich eine Bäckerei bzw. Café im Haus, in dem du frühstücken kannst. Auch ein Restaurant und eine Bar fehlen nicht.
Wir haben uns für die eher urtypische, amerikanische Variante – deftig ? – entschieden. Gute Qualität, guter Geschmack und auch ein sehr ordentlicher Kaffee dazu.
Aber auch für die „süßen“ Frühstücker gibt es nicht nur frische Croissants & Co., sondern ein nettes Patisserie-Angebot ?
Grandios haben wir unseren ersten Eindruck einer „Rooftop Bar“ erlebt, also einer Dachterrasse auf einem Wolkenkratzer (wobei dieser ja mit knapp 30 Stockwerken vergleichsweise klein ist…)
Vor allem bei Nacht hast du von hier eine tolle Aussicht über die Dächer und auf die bunt beleuchtete Stadt
Um diese Zeit ist ein solcher Ort im Übrigen auch ein guter Platz für einen Absacker. Nicht nur tagsüber, besonders auch nachts hörst du ständig Sirenen von Polizei- oder Rettungsfahrzeugen. Wir kommen später auf die Besonderheiten der Sicherheitslage zurück…
Einer unserer Absacker, das süffige Pale Ale der Peabody Heights Brewery (der lokale Craftbeer-Platzhirsch) namens „Thirstay“ hat uns an Orangensorbet, Papaya und etwas Grapefruit-erinnert.
Der Hafen, der sich eine Stadt baute – tatsächlich war es der Schiffsanlege- und Umschlagplatz am Ende der Chesapeake Bay, der zur Gründung von Baltimore führte und der heute noch einer der bedeutendsten Seehäfen in den Vereinigten Staaten ist, obwohl (oder vielleicht gerade weil) er sich fast 300 km weit vom offenen Atlantik entfernt befindet. Die ehemalige Industriemetropole (Schwerindustrie, Nahrungsmittel, Werften etc.) hat mit der ersten Eisenbahn-Gesellschaft bei der Erschließung des Kontinents auch eine bedeutende Rolle gespielt.
Das Herz der Stadt ist der sogenannte „Inner Harbor“, der Hafenteil, der mitten an die Innenstadt grenzt. Hier haben wir die Luftfeuchte im Juni besonders gespürt: Es war mit ca. 30 Grad nicht zu heiß, aber es herrschte eine extreme Schwüle in der Stadt.
Ein Besuch am Anfang deines Baltimore-Aufenthalts hier lohnt sich wirklich! Ein ca. 8 minütiger Film in dem herrlich klimatisierten kleinen Kino nimmt dich mit in die Highlights der Stadt. Hier fahren auch die Schiffe zu Rundfahrten in die Chesapeake Bay ab.
Hier der Blick über den letzten Zipfel des Hafenbeckens zur USS Constellation, dem letzten segelbetriebenen Kriegsschiff, das gebaut wurde. Dahinter steht das World Trade Center Baltimore.
Das olle Schiff kannst du natürlich besichtigen – wir haben in dem flachen Gebäude links davon allerdings die „Cheesecake Factory“ entdeckt und sind zur Nachmittagszeit lieber unserer kulinarischen Journalistenpflicht nachgegangen ?
Ziemlich verwundert haben wir uns die Augen gerieben, als wir auf den kleinen Aufstellern nach den Preisen pro Stück schauen wollten: Hier stehen keine Dollars, sondern KALORIEN-Angaben pro Stück!!! Den verkaufsfördernden Aspekt dieser Auszeichnungsart haben wir bis heute noch nicht ganz verstanden ?
Sicher ist jedoch, dass wir mit unserem Cheesecake mit Himbeersauce NUR 1.050 Kalorien die Diät-Variante gewählt haben ?
Klar, die Cheesecake Factory ist eine Kette, wo du übrigens sämtliche Mahlzeiten des Tages bekommst und wir sogar ca. 20 Minuten auf einen Tisch warten mussten. Trotzdem war nicht nur der Kuchen ok, auch die anderen Gerichte an den Nachbartischen sahen ganz ordentlich aus. Erstmal ordentlich aus sieht auch eine weitere Kette, die neben dem Visitor Center vertreten ist: Bubba Gump Shrimp & Co. Die Restaurants sind zwar recht nett aufgemacht nach dem Film mit einem grandiosen Tom Hanks in der Hauptrolle. Wir sind in London mal in den Bubba Gump in der Nähe des Leicester Square reingestolpert, waren aber qualitativ ziemlich enttäuscht. Für uns also eine Touri-Falle!
Absolut empfehlenswert ist ein Besuch des „Observation Level“ im World Trade Center Baltimore. Für kleines Geld kommst du in den 27. Stock des Gebäudes, welches direkt am Hafenbecken steht.
Der Rundumblick, den du von da oben auf das Hafengebiet und die Stadt genießen kannst, ist wirklich eindrucksvoll. Auch die Ernährungsindustrie ist seit jeher ein wichtiger Wirtschaftszweig mit Konserven & Co.. Hier die Zuckerfabrik von „Domino Sugars“, die relevante Ingredienzen z.B. für Cheesecake liefert ? Die Brücke im Hintergrund ist übrigens nicht die Chesapeake Bay Bridge; diese liegt noch weiter Richtung Atlantik.
Hier der Blick auf die USS Constellation und das Visitor Center (und die Terrasse der Cheesecake Factory ?) von oben.
Auch ins Landesinnere hast du fantastische Ausblicke über die Stadt, die sich weit ausdehnt.
Die Stadt und ihre Region sind geschichtlich sehr wichtig für die USA, ist sie doch geprägt vom Unabhängigkeitskrieg, aber auch vom späteren Bürgerkrieg. In der Nähe des Schornsteins rechts im Bild befindet sich das Star Bangled Banner Flaghouse, indem eine Näherin in einer ehemaligen Brauerei die erste Flagge mit 13 Sternen angefertigt hat. Wir haben das Original im Foyer des Museum über die amerikanische Revolution in Philadelphia gesehen – schau auf unseren Blogbeitrag dazu!
Zwischen Schornstein und Little Italy rechts davon findest du auch das Reginald F. Louis Museum, das viele Einblicke in das Leben und Wirken afroamerikanischer Persönlichkeiten zeigt. Steht als „must see“ auf unserer Liste für den nächsten Besuch!
Auf der Aussichtsplattform des WTC Baltimore befindet sich auch eine kleine Gedenkstätte für die aus Baltimore stammenden Opfer des 11. September 2001 im World Trade Center New York. Bereits vor dem Gebäude ist ein Sockel mit den Namen der Opfer und originale Fragmente von verbogenen Stahlträgern des WTC NYC installiert.
Ein Blick über mehrere Genuss-Bereiche.
Eine Musterung des Bodens wirkt aus dem 27. Stock einfach nochmal anders. Ich weiss auch nicht, warum mich das an Himbeersauce erinnert, die an einem Käsekuchen herunterläuft ?
Das Schiff mit dem roten Rumpf ist das 1973 stillgelegte Leuchtturmschiff „Chesapeake“. Es ist Teil der Flotte von Historic Ships in Baltimore, zu dem auch das dahinter erkennbare U-Boot USS Torsk, das ein Jahr zuvor nach fast 12.000 Tauchfahrten außer Dienst gestellt wurde, gehört. Im Hintergrund das National Aquarium für die an Fischen Interessierten.
Für die Marine-Fans halten die Historic Ships noch ein beonderes Schmankerl bereit: Die USS Tawney ist das letzte erhaltene Kriegsschiff, das den Angriff der japanischen Luftwaffe auf Pearl Harbour 1941 überlebt hat.
Kulinarisch kannst du am Inner Harbor auch das Hard Rock Café mit einem ganz „dezenten“ Gitarren-Hinweis vor den vier Schornsteinen im Gebäude eines ehemaligen Kraftwerks aufsuchen; wir waren nicht drin.
Links von der Buchhandlung Barnes & Noble kannst du im Restaurant „Phillips“ das leckere Schätzchen verkosten, welches in der Chesapeake Bay zuhause ist. Wir haben uns sagen lassen, dass dies dort qualitativ in Ordnung geht, aber die überteuerte Touri Variante der berühmten Blue Crabs ist. Naja, für einen Aperitif war die schwimmende Terrasse trotzdem gut!
Wir haben stattdessen Recherchen bei Einheimischen durchgeführt und einen besonderen Tipp ausprobiert, um die Spezialität aus der Chesapeake Bay zu probieren. Die nach der Färbung ihrer Scheren benannten Riesenkrabben gibt’s bei Mo´s Seafood satt!
Das völlig unscheinbare und auf den ersten Blick wenig einladende Restaurant gehört zu einem Fischhandel, so dass Frische garantiert ist.
In dem fast ausschließlich von Schwarzen besuchten, einfach eingerichteten Lokal bekommst du das kulinarische Schätzchen aus der Bay in jeder möglichen Form. Wir waren die einzigen Touristen und die einzigen Weißen dort. Gar kein Problem: Netter Service, wir haben uns sehr wohl gefühlt!
Ich habe mich für den Klassiker „Jumbo Lump Crab Cakes“ entschieden, also Krabbenfleisch in gedünsteter Form. Eine gute Entscheidung, denn wir hätten gar nicht gewusst, wie man eine ganze Krabbe regelgerecht zerlegt! Wir haben aber beim Reinkommen gesehen, wie die Oberbekleidung aussieht, wenn man eine Krabbe im Ganzen schlotzt…Das Fleisch ist von der Textur wie Hähnchen und hat einen leicht süßlichen, aber angenehmen Geschmack.
Betina hatte die „Fisherman´s Fried Seafood Combination“ gewählt, bei der neben Filets auch Blue Crab und Jakobsmuscheln, Shrimps und Stabmuscheln am Start waren. Wir hatten keine Vorspeise bestellt. Wenn du nicht riesigen Hunger hast, solltest du nicht nur keine bestimmt leckere Vorspeise bestellen, du kannst dir getrost auch einen Hauptgang zu zweit teilen! Die Portionen sind riesig, wir mussten die Hälfte liegen lassen. Andere Gäste haben sich die üppigen Reste stattdessen für zuhause einpacken lassen…
Immerhin etwas an Verdauungshilfe hat das dreifach gehopfte IPA von der nahe beim Hafen gelegenen Heavy Seas Brewery beigetragen: Mit seinen floralen Noten und 7,25% Vol.% war es ein schmackhaftes Gegengewicht zu den fast übermächtigen Krabben!
Um die Ecke von Mo´s Seafood liegt „Little Italy“, ein kleines Viertel der italienischen Community und mit einer Reihe italienischer Restaurants. Hier findet alljährlich ein Kunstfestival mit Straßenmalerei und Musik statt.
Außerdem geben die „Ristoranti“ sicherlich ihr Bestes, Spaghetti vongole verace, Lasagne Bolognese und Saltimbocca möglichst authentisch italienisch darzubieten. Wir haben das nicht getestet, wollten wir doch lieber die Baltimore-Spezialitäten probieren. Italien vor Ort ist ja zudem unser „Spezialgebiet“. Sei jedoch gespannt, was wir später in New York City erlebt haben!
Die sozial-liberale Einstellung wird hier demonstriert, mit einem Tribut für eine große Tochter von Baltimore mit italienischem Blut in den Adern, nämlich der demokratischen Mehrheitsführerin im US-Repräsentantenhaus, Nancy D’Alesandro Pelosi.
Hier ist nicht nur ein altes Gebäude von Hochhäusern umrahmt. In der riesigen Glasfassade spiegelt sich zudem die alte Fassade des Gebäudes gegenüber.
Derartige optische Situationen begegnen dir öfter
Immer wieder kannst du architektonische Zitate des italienischen Renaissance-Stil entdecken.
Dazu gehört auch der Emerson Bromo-Seltzer Tower. Der 88 m hohe Glockenturm war vom Palazzo Vecchio in Florenz inspiriert und von 1911 bis 1923 das höchste Gebäude in Baltimore.
Wir finden, dass sich Baltimore von einer Hafen- und Industriestadt zu einer echten Perle gemausert hat! Uns erinnert die Charm City an Bilbao im Baskenland, die eine ähnliche Entwicklung vollzogen hat. Die Stadt hat einfach Geschichte, und es lebt dort Intellektualität, Kunst und Kultur.