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Unser zweiter Bummel durch Hondarribia im Baskenland hat uns durch das ehemalige, pittoreske Fischerviertel in der Unterstadt geführt.
Auf dem Weg vom Hotel Rio Bidasoa Richtung Meer kamen wir unterhalb unserer Rosé-Terrasse vorbei (auf dem Bild hinter dem Aufzug – hör dir auch die Podcastfolge 076 an).
Nachmittags war die Fußgängerzone noch recht ruhig. Auch einige der Geschäfte haben lange Mittagspausen; wenn du hier einkaufen willst, musst du als vormittags oder später am Tag zuschlagen.
Auch im vermutlich ältesten Stadtteil La Marina dominieren die schönen bunten Holzbalkone an den Fassaden. In den vielen Kneipen, Restaurants und Bistros hier ging es noch gemächlich zu, trotzdem gab es den ein oder anderen Gast, der noch einen Wein oder Kaffee nach dem Mittagessen oder ein Bier zwischendurch nimmt.
Am Fluss Bidasoa erstreckt sich entlang der Mündungskurve eine lange Promenade. Die Grenze zu Frankreich verläuft hier mitten im Flussbett, gegenüber ist der Jachthafen von Hendaye (F) zu sehen. Die Promenade ist nicht nur zum Laufen, Skaten etc. da, auch die Strandabschnitte in der Flussmündung werden schon zum Sonnen und Wasser genießen genutzt.
An der Mündung ins Meer kommst du an den Jachthafen. In den (noch moderaten) Hochhäusern im Hintergrund befinden sich u.a. auch Ferienappartements. Die Kneipen an diesem Hafen sind eher massentouristisch geprägt und haben den Charme eines End-70er Einkaufszentrum ?
Das hängt wahrscheinlich auch ein wenig mit dem breiten weißen Sandstrand zusammen, der direkt hinter dem Bootshafen am Golf von Biskaya liegt. Der Strand ist sehr gepflegt und bietet sehr vielen Menschen Platz, ohne dass es „sardinenmäßig“ eng zugehen muss. Das Wasser war uns (Ende Juni) allerdings noch nicht warm genug ?). Der Fischereihafen liegt übrigens ein paar hundert Meter auf der anderen Seite des Strandes.
Gegen Abend füllt sich dann langsam die Fußgängerzone: Touristen wie Einheimische kommen, um den ersten Aperitif zu nehmen, miteinander zu klönen und sich auf ein Essen und den Abend einzustimmen.
Auch musikalische Unterhaltung wird hier geboten.
Unsere erste Begegnung mit den legendären Pintxos, aber dazu in kommenden Folgen noch viel mehr ?
Das „La Hermandad de Pescadores“ war uns mehrfach als absolute Empfehlung in Hondarribia begegnet. Also wollten wir das natürlich unbedingt testen und sind dort auch gleich am ersten Tag mittags hin, um einen Tisch zu reservieren. Es war brechend voll, und zunächst war das Restaurant auch die nächsten Tage komplett ausgebucht, mit freundlichem und sanftem Nachdruck hat Burkhard es aber geschafft, seine Handynummer in ein Eck des Reservierungsbuches an der Bar zu drücken mit der dringenden Bitte, uns anzurufen, falls zwei Leute absagen.
Diesen Anruf haben wir am Mittag erhalten und sind glücklich und gespannt zum Abendmenü bei der „Bruderschaft der Fischer“ (so die Übersetzung) eingelaufen. Tipp also: Auf jeden Fall frühzeitig reservieren!
Das Restaurant befindet sich in einem flachen Anbau an ein altes Stadttor und ist nicht sehr groß. Im vorderen Bereich sitzt du überwiegend auf Holzbänken, im kleinen Nebenzimmer hast du es etwas bequemer.
Manche Deko entbehrt nicht einen gewissen schwarzen Humor ?
Als kalten Starter hatten wir uns für die „Antxoas en salazon“ entschieden. Diese butterzarten Sardellen waren lediglich kombiniert mit süßen Zwiebeln, baskischen Chillies, die eine sehr angenehme, ganz zurückhaltende und nur leichte Schärfe gepaart mit fruchtigen Nuancen lieferten, und einem genialen grasigen, fruchtigen Olivenöl. Das wars – keine Gewürze, nichts! Aber die Kombination war genial, hier wurde mit besten Zutaten selbst „gewürzt“, wie wir es noch oft in den weiteren Stationen unserer Baskenland-Tour genießen durften.
Die warme Vorspeise war ein Klassiker: Garnelen in Knoblauch-Öl mit Petersilie und (vermutlich) einem Schuss Weißwein. Auch diese haben durch eine unglaubliche Frische und Zartheit bestochen, auch der Knobi war aromatisch-weich.
Wir sind der Weinempfehlung der Bedienung gefolgt und haben uns für einen „Mar de Frades“ entschieden, einen Weißwein aus der Albariño-Rebe von der Bodega gleichen Namens (D.O. Rías Baixas). Wir haben Noten von gereiftem Manchego, Apfel und Harz wahrgenommen sowie eine spritzige Säure. Durch den Einfluss der nahen Meeresbrisen auf die Reben hat er eine salzige Note und würzige Mineralien im Abgang. Er hat zunehmend gut mit den Gängen harmoniert.
Burkhard hatte zwar zunächst einen anderen Hauptgang gewählt, aber die freundliche und kompetente Bedienung hat ihm die „Tacos de Bacalau con pminiento verde y cebolla“ empfohlen, weil er etwas ähnliches schon in der Vorspeise gehabt habe und so doch weitere Aromen genießen könne. Das war genau richtig! Obwohl Burkhard auf gedünsteten Fisch nicht primär steht, war er begeistert: Der Bacalau (Stockfisch) kommt auch bei dieser Garmethode mit einer festeren und angenehmeren Textur auf den Teller und harmonierte mit den grünen Paprika, Zwiebeln und Kartoffeln bestens.
Betina bekam die „Chipirones en su tinta“, große Stücke Tintenfisch in einer Soße aus seiner eigenen Tinte. Der Anblick ist etwas gewöhnungsbedürftig, obwohl Betina einigermaßen wusste, auf was sie sich einließ ? Die heiß aus dem Ofen gekommene Portion war riesig, das Fleisch war ebenso sehr zart und gar nicht „fischig“, eher wurde das Gericht von süßlichen Noten dominiert.
Burkhard hat natürlich probiert: Ihm viel spontan der Satz ein „Das schmeckt interessant“ und wie der Psychologe Schultz von Thun diese Aussage wohl interpretiert hätte….
Nett: Den „Grünen“ gabs aufs Haus!
Unser Fazit: Die Küche ist nicht groß, dafür großartig! Die rote Linie in unserem Menü war ganz klar: „frisch und butterzart“. Wenn du richtig frische, schnörkellose, aber wunderbar aromenreiche und geradlinige baskische Fischküche genießen willst, dann bist du hier richtig!
Versuch einer kleinen Abbitte: Wir hatten, nachdem zunächst im La Hermandad de Pescadores nichts frei war, vorsichtshalber in einer weiteren Empfehlung, dem Restaurant „Zeria“ einen Tisch gebucht. Wir haben natürlich ordnungsgemäß abgesagt, als der Anruf aus dem Hermandad kam, aber unseren Umsatz hat halt der Wettbewerber gemacht. Das Restaurant in einer alten Fischerhütte haben wir selbst leider nicht ausprobieren können, weil wir nur zwei Abende in Hondarribia waren, wir empfehlen es hier ausnahmsweise mal „blind“ weiter.
Hier kannst du dir unsere Podcastfolge 077 zu diesem Erlebnis anhören.