Eines durfte bei unserer Primavera-Tour an die ligurische Küste auf keinen Fall fehlen: Die Cinque Terre!
Was du hier lesen und sehen kannst:
- Die beste Art, in die „Fünf Erden“ bzw. fünf Ortschaften zu kommen
- Espresso in Manarola
- Aperitivo in Corniglia
- Trofie und Pesto beim Sonnenuntergang in Vernazza
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Als Fünf Erden, so die direkte deutsche Übersetzung, werden fünf pittoreske Ortschaften an der Steilküste Liguriens bezeichnet: Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore heißen die kleinen Küstendörfer, die sich über einen zwölf Kilometer langen, klimabegünstigten Streifen in die steil ins Meer abfallenden Berge der schroffen italienischen Riviera hineinschmiegen.
Die Bilder dieser jahrhundertealten Sehnsuchtsorte mit ihren bunten Häusern und terrassenförmigen Weinbergen an Steilhängen sind weltbekannt: In den Häfen liegen Fischerboote vor Anker und die Trattorien servieren Meeresfrüchte und Pesto, die berühmte Sauce der Region.
Wir haben drei der fünf Dörfer in dem Naturpark zwischen Sestri Levante im Westen und La Spezia im Osten besucht, der 1997 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde. Die früher nur vom Meer her oder über halsbrecherische Fußwege bzw. kleinste Sträßchen zugänglichen Dörfer sind autofrei und in der Bebauung an den steilen Hängen bis heute ursprünglich und ohne große Betonklötze geblieben.
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten die Ortschaften haben, was wir für Ausblicke und Spezialitäten genossen haben, warum die Menschen freundlich und offenbar gesund, aber auch nicht immer zu beneiden sind und wie wir die Cinque Terre erlebt haben, kannst du in unserer Podcastfolge ? 142 hören!
Als wir von unserem Hotel in Santa Margherita Ligure mit unserem Cabrio in Richtung Cinque Terre aufgebrochen sind, hatte sich Burkhard schon aufs Cruisen über kurvige Küstenstraßen oberhalb des Meeres gefreut wie an der Amalfi-Küste, um von Dorf zu Dorf zu kommen. Er wurde aber eines Besseren belehrt!
Zunächst haben wir die Autobahn Richtung La Spezia genommen mit vielen Tunnel und dazwischen gefühlt nur ein paar Brücken, die dir kurze Blicke aufs Meer erlauben.
Die Landstraße Richtung Monterosso – den ersten Ort, den wir sehen wollten – hat uns auf richtige Höhen geführt: Weite Blicke raus auf´s Meer und über eine schon dürre Vegetation, die uns ans Département Alpes-Maritimes erinnert hat. Eine bizarre Landschaft mit hohen Bergen, die ins Meer zu stürzen scheinen und wo die Autobahnbrücken in weiter Ferne aussehen wie in einer Modellanlage!
Die schlaglochbewaffneten Straßen (hier der einzige Abschnitt ohne, haha) waren zwar ambitioniert zu fahren und wir hätten sie in unserem Alfa Spider bestimmt auch noch viel besser gespürt ? Aber immerhin waren sie für italienische Bergstrecken angenehm breit!
Die Fahrt nach Levanto, von wo aus du zu den „Fünf Erden“ kommst, hat uns dadurch aber viel Zeit gekostet, so dass wir kurzentschlossen ab Levanto den Zug gewählt haben.
Dies zu tun, ist auch unser absoluter Tipp für dich! Am Parkplatz vor dem Bahnhof in Levanto haben wir ein Ticket für 8 Stunden zu 13 Euro gezogen. Im Bahnhof ist ein Stand „Cinque Terre“, wo du weitere Informationen bekommst. Die „Card Treno“ hin und zurück kostet 16 € (in 2019), dafür hast du auch den Bus in Corniglia, die Benutzung öffentlicher WC und WiFi im Zug inklusive, der alle 20 Minuten und jedenfalls uns superpünktlich und bequem von Dorf zu Dorf gefahren hat.
Die kleinen Ortschaften liegen (mit einer Ausnahme) entlang der steil abfallenden Küste in den Taleinschnitten. Platz für Straßen gibt es hier nicht! Deshalb ist die 1874 von Genua nach La Spezia gebaute Eisenbahnstrecke heute noch die wichtigste Verbindung untereinander und zum Umland.
Die Bahnsteige an den Stationen sind deshalb auch schon teils in den Tunneln, in denen die Strecke außerhalb der Bahnhöfe fast gänzlich verläuft. Unbedingt auf die Durchsagen zu den Zügen achten: Nicht alle Züge halten, und die Lokführer/innen geben (italienisch eben ?) richtig Gas! Deshalb immer weit hinter die gelben Linien zurücktreten, denn der Sog der Züge, vor allem in den Tunneln, ist immens.
Natürlich kannst du den Wanderweg Sentiero Azzurro nehmen, der die Dörfer verbindet und tolle Panoramaausblicke über das Meer bietet. Aber hier musst du gut zu Fuß sein: Gerade die erste Etappe von Levanto nach Monterosso wird als „schwer“ bezeichnet.
Wir sind mit dem Zug durchgefahren und haben als erstes Manarola besucht. Ein schmales Sträßchen, gesäumt von dicht an dicht gebauten Häusern mit Wäscheleinen über den Köpfen der Passanten und versetzten Balkonen führt vom Bahnhof zum Meer. Hier wird wirklich jeder Quadratmeter Platz für Wohn- und Lebensraum ausgenutzt!
Wirklich nett: Die Boote der Fischer stehen in der Straße vor den Eingangstüren der Häuser wie in anderen Städten die Autos ?
Wenn du am Ende der Straße oberhalb des kleinen Hafenbeckens angelangt bist, weißt du auch, warum: Hier hatten gerade mal ein paar Boote ihren Premium-Liegeplatz. Ein ca. 15 Meter hoher Kran holt deshalb die Boote aus dem Wasser, und dann werden sie vor die Häuser der Fischer geparkt.
Vor allem, wenn du das erste Mal in eines der Dörfer eintauchst, bist du mächtig beeindruckt von dem charmanten Bild, was sich dir bietet: Bunte Häuser in allen Rottönen oder gelb, teils bemalt mit Ornamenten, die kleinen Lädchen mit Produkten der Region, der Duft nach Zitronen und Olivenöl, Knoblauch und frisch gebratenem Fisch, der aus den Trattorien weht – herrlich!
Die Ortschaften sind so unglaublich pittoresk, dass wirklich jedes Foto als Postkarten-Motiv taugt! Aber Achtung: Ganz viele Fotos im Netz oder auf Instagram sind völlig überkitscht: SO laut sind die Farben der Häuser dann doch nicht.
Wir fanden es sehr angenehm, die Realität zu sehen, die viel schöner als diese übernachbearbeiteten und verfremdeten Bilder ist! Naja, ein bisschen was ist doch erlaubt: Vergleich mal dieses Foto mit unserem Kopfbild auf der Homepage ?
Ein kleiner Weg am Rande oberhalb des „Häfchens“ führt zu einem Bistro, das auf die schmale Klippe gebaut wurde.
Hier haben wir bei einem Espresso den wunderschönen Blick auf die Kulisse des Ortes mit Hafen und Häusern auf den Klippen genossen, aber genauso die grandiosen Ausblicke aufs Meer.
Allerdings solltest du schwindelfrei sein oder eine Beruhigungspille einwerfen, denn direkt neben dem Tisch geht’s so 20 Meter runter!
Um die Ecke siehst du das Küstenpanorama und in Richtung Corniglia, unserem nächsten Ziel.
Corniglia ist der einzige der fünf Orte ohne direkten Zugang zum Meer. Es liegt nämlich auf einem vorgeschobenen Felsrücken auf etwa 100 Meter Höhe über dem Wasser.
Hier kannst du die Winzer auf ihren Monorails in die Weinberge fahren sehen, und dann weißt du auch, das 15 bis 18 € für die Flasche völlig gerechtfertigt sind: Das ist wirklich anstrengende und oft sicher auch nicht ungefährliche Handarbeit.
Zu Fuß vom Bahnhof aus hochlaufen ist sicher anstrengend, aber wir waren ja gut vorbereitet und hatten den Bus bei der Bahnkarte inklusive ? Auch der Busfahrer hat´s richtig krachen lassen und in Nullkommanix standen wir am Eingang zu diesem besonderen Örtchen.
Kleine Bistros und Eisdielen, kleine Lädchen mit Kunsthandwerk und Wein, Ölen und Seifen säumen hier die enge Gasse. Das Bild links ist schon die „große Piazza“ in der Mitte…
Unser Tipp: Geh diese geschwungene enge Gasse immer geradeaus durch bis ans Ende. Du hast zwar das Gefühl, kaum durch die links und rechts aufsteigenden Häuserfassaden zu passen, die hoch über deinem Kopf schier zusammenwachsen wollen, aber es geht auch noch mit Gegenverkehr, ehrlich!
Am Ende kommst du auf eine kleine Plattform oberhalb der Klippe. Allein den Ausblick aufs Meer und die Küstenlinie östlich und westlich zu genießen, ist eine fast meditative Erfahrung!
Die Meditation noch steigern kannst du auf der kleinen Terrasse des Bistros, das sich die eine Ecke der Mini-Piazza gesichert hat, nämlich bei einem chilligen Aperitivo und ein paar Crostini ?
Der Blick von hoch oben übers Meer und das es hier etwas ruhiger zugeht, macht den Unterschied von Corniglia aus.
Gegen Abend haben wir dann Vernazza erreicht. Von dem Mini-Bahnhof, dessen Bahnsteige überwiegend im Tunnel liegen, führt eine vergleichsweise recht breite Straße Richtung Hafen. Hier stehen keine Boote vor den Häusern: Der Ort hat den größten Hafen von allen fünf Dörfern.
Auf dem Weg zum Meer hat uns eine Foccacia-Variante aus Blätterteig angelacht, die mit Käse gefüllt war. Die mit Crescenza-Käse gefüllte Foccacia Tipo Recco stammt aus dem gleichnamigen Örtchen und ist ein typisches Beispiel für ligurisches Streetfood.
Damit bewaffnet, haben wir den meist älteren Fischern zugesehen, wie sie ihre Boote mit einer Seilwinde über Holzplanken an Land gezogen haben.
Die große Piazza am Strand ist umsäumt von wunderschönen, bunten Häusern.
Hoch oberhalb des Hafenbeckens liegen sie auch, die Steilterrassen: Geschätzt nur anderthalb Meter breit und Platz für eine Reihe Reben, fällt die Küste steil ins Wasser. Die eigenwilligen Flysch-Formationen haben wir mehrfach an der Küste gesehen; das hat uns stark erinnert an Zumaia im Baskenland – ➡️ hör unsere Podcastfolge 084 ?
Der Piazza am Strand ist noch eine weitere vorgelagert, die direkt mit der Hafenmauer zum offenen Meer hin abschließt. Hier kannst du in einem Restaurant in den alten Gemäuern eines „Torre“ auf der Dachterrasse mit Blick aufs Wasser genießen.
Wir haben uns für die Terrasse einer Pizzeria entschieden und den herrlichen Sonnenuntergang romantisch genossen.
Das Pesto Genovese kommt hier aus der Region. Die typische Nudelform Trofie waren mit dieser herrlich grünen Sauce überzogen: Dieses Pesto hat völlig anders geschmeckt als alles, was wir bisher probiert haben: Viel frischer, viel cremiger, viel intensiver, viel kräuteriger und vor allem viel weniger parmesangeschwängert und Pinienkerne-überladen.
Die Sardellen in Olivenöl und Kräutern waren mindestens ebenso gut. Schön, dass dich bei der Pizzería Baia Saracena trotz des Logenplatzes keine Touri-Falle erwartet, sondern richtig gute authentische Küche!
Der regionale Weißwein wird mindestens zu 40 % aus der Rebsorte Bosco hergestellt. Höchstens 40 % Albarola- und/oder Vermentino-Trauben und ein paar analoge darf er ansonsten beinhalten. Er ist leicht und säurearm, ein klarer, kantiger und ehrlicher Weißwein, der in diese Landschaft passt.
Wir haben diesen komprimierten Eindruck der Cinque Terre sehr genossen, auch wenn es etwas anstrengend ist, zeitbegrenzt durch die schönen Orte zu hecheln.
Wir haben viele ältere Menschen vor den Häusern und an den Häfen gesehen, die offenbar ein gesundes und zufriedenes Leben haben. Mit kostenloser Fitness beim Überwinden der Höhen in und um ihren Dörfern, ohne umweltverschmutzende Industrie und mediterraner Ernährung haben die Einheimischen an sich wenig Stress.
Außer vielleicht mit den Horden der sich nicht immer angemessen benehmenden Touristen, zu denen sie vermutlich ein zwiespältiges Verhältnis haben: Klar bringen die auch Geld. Aber die Massen, die hier im Sommer einfallen und von denen viele die fünf wunderschönen Dörfer als eine Art Freiluft-Disneyland betrachten dürften, veranlassen uns zu einem weiteren wichtigen Tipp: Besuch Cinque Terre im Frühjahr oder Herbst.
Man kann das an einem Tag machen, dann solltest du aber frühmorgens starten und es ist trotzdem zeitlich anspruchsvoll. Wer gerne fotografiert und auch ein bisschen ins Leben eintauchen will, der sollte wenigstens einmal übernachten und einen wunderschönen Sonnenuntergang bei Pasta und Wein genießen!