Weine aus antiken Kellern: Die Bodega Ovidio Garcia

Was du hier lesen und sehen kannst: 

  1. Der Weinkeller
  2. Die Weinberge
  3. Die Weine

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

Inmitten eines Wohngebietes im Örtchen Cigales, das der kleinen Denominación de origin nördlich von Valladolid ihren Namen gab, befindet sich eine außergewöhnliche Weinkellerei, die Bodega Ovidio Garcia. 

Wenn du die Adresse des Weingutes laut Navigationsgerät erreicht hast, fragst du dich erstmal: Bin ich hier überhaupt richtig? Du stehst nämlich auf einer kleinen Schotterstraße inmitten von kleinen Erdhügeln mit Kaminen oben drauf und denkst unwillkürlich an die Hobbits aus dem Prequel zur „Der Herr der Ringe – Trilogie“…

Aber du bist richtig! Diese Erdhügel bilden die Oberfläche der unterirdischen Kellerei. Hier hat uns Alberto García, Sohn des Gründers der Bodega empfangen. 

Wir haben mit Alberto, der schon als Jugendlicher seinem Vater Ovidio seit 1999 beim Aufbau seines Traumes half, ein Interview geführt. Erfahre die Philosophie und höre eine Verkostung von Verdejo und Tempranillo aus bis zu 100 Jahre alten Weingärten in unserer Podcastfolge 276!

Oberirdisch deutet nichts auf die Kellerei hin. Das Gebäude enthält einige Stahltanks, eine kleine Abfüllanlage und das Materiallager.

1. Der Weinkeller

In den antiken, unterirdischen Keller gelangst du über eine steile Treppe.

Das Erste, was dort ins Auge sticht, ist ein 14 Meter langer, römischer Traubenmühlenbalken. Das traditionelle Teil ist in perfektem Zustand erhalten. Heute wird natürlich mit den neuesten Techniken Wein produziert und abgefüllt.

Der unterirdische Keller aus drei Jahrhunderten der Antike wurde in sieben Metern Tiefe durch manuelle Ausgrabung seiner Galerien gebaut. Diese architektonischen Merkmale ermöglichen es, das ganze Jahr über eine konstante Luftfeuchtigkeit von 70-80% und eine Temperatur zwischen 11 und 14 Grad auf natürliche Weise aufrechtzuerhalten. Diese Umstände sind ideal für die Reifung des Weins in Fässern und Flaschen.

Aber auch ein paar klassische Elemente geben den Weinen hier einen besonderen Charakter. Neben den obligatorischen Barriques werden auch Zementbottiche zum Ausbau genutzt. Die „technischen“ Daten während der Reifung werden mit Kreide säuberlich an die Front geschrieben.

2. Die Weinberge

All dies manifestiert die drei Grundwerte der Bodega Ovidio Garcia Tradition, Hingabe und Innovation. Die Familie kümmert sich um jedes Detail im Produktionsprozess mit dem Ziel, in den Weinen den Ausdruck des Landes in den Weinbergen widerzuspiegeln.

Die Rebfelder befinden sich in einem atlantischen Gebiet mit kontinentalem Einfluss, geprägt von äußeren Einflüssen wie Temperaturschwankungen oder der Höhenlage, was sich positiv auf die Trauben auswirkt. Die Bodega verarbeitet ausschließlich Trauben aus den eigenen Weinfeldern.

Die hauptsächliche Rebsorte ist „Tinto fino“ oder Tempranillo. Das Terroir besteht aus einer äußeren Schicht aus steinigen Feldern mit Sandlehm am Boden. Perfekt, um den besten Ausdruck dieser Rebsorte Traube zu finden.

Das Durchschnittsalter unserer Weinberge beträgt etwa 30 Jahre mit einer Produktivität zwischen 3000 und 5000 kg pro ha. Für die Jahrgangs- und Reserveweine stehen uns jedoch einzigartige Regionen mit einem Alter von etwa 80 bis 100 Jahren und einer geringen Produktivität zur Verfügung. 

3. Die Weine

„Weine mit Identität und Persönlichkeit, aber auch ausgewogen und mit angenehmem Geschmack“ – so charakterisiert die Bodega ihre Produkte.

Schon der Weiße aus 100% Verdejo ist tatsächlich etwas Besonderes. Mit einer gelblichen Tönung, schon fast ein helles Gold und grünen Reflexen steht der Wein im Glas. In der Nase findest du Apfel, Zitrusfrüchte natürlich und Pfirsich, aber vom Pfirsich eher die Aromen aus dem Kern. Diese Aromen hält er recht langanhaltend am Gaumen. 

Der Verdejo ist sehr gut strukturiert, hat eine sehr ausgewogene, angenehme Säure. Er ist trinkig, aber auch ausdrucksstark. Du kannst ihn ebenso wirklich als Stand-Alone Wein genießen, ohne jedes Essen. Hier zeigt sich, dass dieser Wein von Rebstöcken kommt, die zwischen 40 und 50 Jahre alt sind. Das ist schon was mit Wucht.

Cigales ist für seine Rosados bekannt, also für Rosé-Weine aus der Tempranillo-Rebe. Der Pinedo Menesis der Bodega ist ein ausdrucksstarker Vertreter dafür! 

Die Trauben werden – wie die der Verdejo – nachts gelesen, um sie wirklich frisch und kühl ins Weingut bringen zu können. Dort werden sie nur angepresst, der Most verlässt die Beeren durch die Schwerkraft, hat uns Alberto erläutert. So ist weniger Säure im Most und am Ende im Wein, der dadurch sehr schön ausgewogen ist. Für die perfekte, kirschrote Farbe steht er dann acht Stunden lang mit der Schale, wobei da auch viel Aroma mittransportiert wird.

In der Nase und am Gaumen steht vor allem die Erdbeere als Frucht im Vordergrund; auch andere rote Früchte kann man erahnen, aber die Erdbeere ist sehr intensiv. Der Wein ist am Gaumen aber überhaupt nicht süß, sondern durchaus kräftig und sehr präsent mit einer gewissen Mineralität. Langanhaltend, sehr frisch und sehr fokussiert.

Alberto ist sehr stolz darauf, dass sein Rosado in 2022 und damit in den letzten drei Jahren schon zweimal eine Goldmedaille beim Concourse Mondial de Cannes gewonnen hat. In der eigenen Farb- und Aromenwelt der Rosés von der Cote d’Azur ist das schon eine Leistung!

Der erste Wein des Weinguts überhaupt ist der zu 100 Prozent aus Tempranillo gewonnene „Selección Roble“. Die Trauben werden von Hand gelesen und sind dann nach der Mazeration drei Monate im Holzfass.

Wir haben im Juni 2022 den noch jungen Jahrgang 2020 verkostet. Die Farbe ist sehr intensiv, ein tiefdunkles Rot. Alberto hat uns erläutert, dass sie versuchen, aus diesem Wein ganz viel Frucht herauszuholen, also sehr intensive Aromen nach dunklen Waldbeeren. Das haben wir bereits gerochen, bevor wir die Nase tatsächlich ins Glas gesteckt haben!

Du riechst Fruchtsüße, aber auch etwas Brioche und sehr präsent dunkle Früchte. Der Wein zeigt sich schon in der Nase elegant, aber auch ein bisschen schokoladig. Besonders gut gefällt an dem Wein, dass er nur kurz im Holzfass gewesen ist und immer die Frucht im Vordergrund steht

Der Selección ist sehr trinkig, jung und frisch. Dazu passt, dass er am Gaumen schöne, spitze Tannine hat. Sie legen sich nicht breit im Mund ab, womit er auch ein toller Wein für jemand ist, der zwar einen intensiven Roten, aber nicht so gern die schweren Tannine haben will.

Auf den zweiten Roten in der Verkostung waren wir super gespannt, weil der „Reserva de Autor“ 2016 die Große Goldmedaille beim Concours Mondial 2022 in Brüssel gewonnen hat. Da offenbar nur 1 Prozent aller Winzer solche Auszeichnungen gewinnen, ist es für dieses Familienweingut mit 40 Hektar (das ist nicht besonders groß) schon eine richtig starke Leistung.

Der Flagship-Tempranillo kommt aus einem 100 Jahre alten, sehr steinigen Weingarten. Das heißt, dass die Wurzeln viel tiefer runter müssen und die Reben sich damit wesentlich mehr Mineralität aus dem Boden holen. Die Lese ist mit 200 Kilo pro Hektar sehr stark ertragsreduziert.

Du siehst dem „Star“ der Bodega schon an, dass er gereift ist: Tief dunkelrot, eine geniale Farbe! In der Nase ist der Wein sehr viel komplexer als der erste Rote, den wir verkostet haben: Du findest sehr reife, dunkle Früchte, fast ein bisschen marmeladig; aber sehr angenehm, überhaupt nicht süß. Der Wein war 30 Monate im Holz und zeigt andere Noten wie Toffee und Schokolade, wobei die Holzaromen nicht erschlagen und sehr schön eingebunden sind.

Auch am Gaumen ist der Reserva de Autor ein unheimlich breiter Wein und wiederholt sehr ausdrucksstark die Aromen in der Nase: Sehr präsent, sehr komplex und wieder mineralisch. Perfekt zu lang gegartem Fleisch, natürlich auch zu Wurstwaren oder Schinken oder einem Milchlamm aus dem Holzofen 😊

Wir haben eine ganz klare Linie dieser Bodega und ihrer Weine gesehen: Jemand, der nicht auf säurebetonte Weine steht, der ist in dieser Kellerei zu 100 Prozent richtig aufgehoben, die Weine sind gleichwohl sehr ausdrucksstark. Die Rotweine haben Tannine, aber ein schönes samtiges Tannin, eines, das zwar präsent ist, aber niemand überfordert. Also auch jemand, der anfängt, Wein zu trinken oder der überhaupt nicht auf Tannine steht, ist bei diesen Rotweinen gut aufgehoben. Eine echte Perle in der spanischen Weinwelt!

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