Experimentell und esoterisch: Die Avantgarde Biere von Adroit Theory

Craft-bierig geht’s heute bei uns zu! Wir sind bei der Adroit Theory Brewing Company in Loudoun County im Osten der USA. Wie wir in Philadelphia (Folge Nr. 118) gelernt hatten, gibt es über 4.000 Craft Breweries in den USA. Nicht nur mit ihrem Motto „Consume life, drink art“ – Konsumiere bzw. Genieße Leben, trinke Kunst – ist diese sicher eine der außergewöhnlicheren Vertreter! 

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

Wenn du Avantgarde-Biere entdecken willst, dann bist du bei Mark Osbourne und seiner Adroit Theory Brewing Company goldrichtig! Mark hat uns im Interview erzählt, was das Besondere an seiner Brauerei ist. 

Schon bei der Konstruktion der Brauerei hat er seinen Ansatz zugrunde gelegt: Es gibt zwar auch einen großen Braukessel und Reifetanks mit einem Fassungsvermögen von 10 bis 20 Barrel (1 Barrel = ca. 164 Liter), es gibt aber auch jede Menge kleine Reifetanks mit 1 bis 2 Barrel Inhalt.

Bei Adroit Theory werden dann verschiedene Grundbiere gebraut und in den größeren Tanks ausgereift. Ein Teil der Grundbiere wird aber – in kleinen „Portionen“ – mit weiteren Zutaten in den kleinen Reifetanks oder auch Holzfässern aus der Whisky-Produktion zu diversen Variationen weiterveredelt. 

Deshalb ist Mark, der kein gelernter Brauer ist, sondern als Biergenießer zum Brauerei Gründer wurde, bekannt für experimentelle Biere, die nicht in vordefinierte Kategorien passen!

In den wenigen Jahren ihres Bestehens hat die Adroit Theory so bisher schon rund 750 Biersorten produziert, manche nur mit einem Volumen von 1-2 Fässern. Im Schankraum kannst du permanent 24 Biere vom Fass plus 15 bis 20 Biere in Flaschen oder Dosen trinken bzw. mitnehmen.

Die Inspiration für immer neue Rezepte entsteht, weil sie hier gerne mit Ingredienzen spielen und probieren.

So entsteht dann auch mal ein „Herbst“-Bier, bei dem ein anfänglich normales Stout mit Candy Cup Pilzen (zu deutsch Kampfer-Milchling, ein Pilz, von dem wir noch nie etwas gehört hatten ?), Hasel- und Kokosnuss, Ingwer und Gewürznelken zu einem Bier mit Weihnachtsmarkt-Aromen wird!

Die Brauerei im Industriegebiet des Städtchens Purcellville will auch Genießer zusammenbringen und eine Kommunikationsplattform für den Austausch über Geschmäcker anbieten. Das passiert bei Veranstaltungen vor dem Gebäude oder auch im Schankraum, der rein gar nichts mit der dunkelholzgetäfelten Bierseligkeit traditioneller deutscher Brauereiausschänken zu tun hat (obwohl dies natürlich auch seinen eigenen Reiz hat).

Wir haben natürlich einige Biere verkostet. Die IPAs sind teils auch eher mehrheitsfähige Biere, aber der Rest ist wirklich abgefahren und hat nix damit zu tun, was wir in Deutschland unter Bier verstehen. Wenn du also mal was komplett anderes probieren willst, dann geh hierher! 

Denn Grenzen für das, was als Bier akzeptiert wird, erweitern; nicht alle glücklich machen oder stupid bestimmte Bierstile erfüllen, aber interessant, herausfordernd und trotzdem trinkbar sein, das ist die Philosophie bei Adroit Theory.

Und hier unsere Verkostungsnotizen, beginnend mit dem „Abandon all Hope“ („Alle Hoffnung aufgeben“) Double IPA, das hellgelb und mit 8% Alkohol selbstbewusst im Glas steht. Die 28 IBU-Einheiten zeigen eine tendenzielle Bitterkeit an, die aber nicht zu sehr ausgeprägt ist. Das Bier erinnert in der Textur vielmehr an Buttercreme, trotzdem dominieren im Geschmack frische Zitrusfrüchte und tropische Früchte.

Das vordere Bier auf diesem Bild heisst „All shall perish“ („Alles soll vergehen“), ein Double IPA mit 8,1% und 29 IBUs. Schon die Farbe erinnert etwas an reife Mango, die das Bier neben Zitrusfrüchten, Pinie und Steinobst auch deutlich mitbringt. In Mund und Nase wird das, was versprochen wird, wirklich gehalten! Die Bitterkeit ist auch hier sehr harmonisch und angenehm.

Bei der „Blood orange Margarita“ wird eine salzige Margarita versprochen. Das Bier (?) sieht aus wie eine Blutorangen-Limonade und geht auch tatsächlich eher in diese Richtung, ein leichter Säurebiss nach Limette und Blutorange und eine fruchtige, leichte Süße im Abgang machen dieses „Bier“ ? zu einem super Aperitif!

„What evil lurks“ („Was für ein Übel lauert“) ist ein Stout und mit 13,5% Alkohol eine echte Ansage! Wir haben das nach der „Tuning-Version“ im Bild oben auch nochmal in der Grundbier-Variante verkostet- Das Basis-Bier ist ein Russian Imperial Stout mit Noten von Jamaican blue Mountain Coffee, Bourbon-affinierter Honig, Haselnuss und getoasteter Kokosnuss.

Die veredelte Fassung ist angereichert mit geeistem Thai-Coffee und Saigon-Zimt und sieht tatsächlich aus wie Kaffee oder ein heller Kakao. Mit Bier hat das herzlich wenig zu tun, im Mund ist es richtig cremig, eher ein Eiskaffee, aber mit einem deutlichen Säure-Touch. Der Zimt hält sich im Hintergrund, die Sahnigkeit ist präsent.

Ein flüssiges Dessert, was gleichzeitig zur Verdauung beiträgt – genial! Da brauchste sonst nix zum Nachtisch ?

Mit seinem röstigem Finish mit etwas Süße von Vanille und Karamell, Espresso und etwas Roggen im Abgang hat dieses Bier bei Betina direkt an einen Geschmack unserer Kindheit erinnert – Brauner Bär Eis! 

Spätestens hier merkst du: Die Biere sind total abgefahren, die Vielfalt der Aromen ist so meilenweit weg von deutschen Bieren wie Virginia von Bayern.

Mark ist auch ein Foodie. Die Biere sind deshalb auch zu Speisen kompatibel und Food Pairings sowie Kombination mit anderen Aroma-Trägern für ein vollendetes Geschmackserlebnis findest du z.B. auf der Flasche.

Das Interview mit Mark Osborne, wie er zum Brauerei-Gründer wurde, welche Philosophie er mit seiner Adroit Theory Brewing Company verfolgt und was genau tatsächlich das esoterische Moment bei seinen Bieren ist, kannst du in unserer ?Podcastfolge 123 live und in englisch hören! ?

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