Wein aus dem Wald – die Hidden Brook Winery und eine Virginia Farm Brewery

Um zur Hidden Brook Winery zu kommen, musst du den Highway 15 nördlich von Leesburg (Virginia) nach rechts verlassen und ein paar Kilometer teils über Schotterpisten Richtung Potomac River ins Abseits fahren.

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

Das Weingut befindet sich in einem Blockhütte inmitten eines ruhigen Waldes, weit weg von der Hektik des Alltags. „Hidden brook“ bedeutet so viel wie „versteckter Bach“. Die Holzhütte mit einem wild anmutenden, jedoch sehr schön gepflegten Vorgarten wurde von den Eigentümern Eric und Deborah Hauck mit Hilfe von Familie und Freunden gebaut, und wenn du davor stehst, kommen dir erstmal unweigerlich Stimmen ins Ohr, die sagen: „Gute Nacht John-Boy, gute Nacht Jim-Bob“ ?

Innen durchaus an eine alpenländische Almhütte erinnernd, verströmt das massive Holz einen warmen, rustikalen Charme.

Die ersten Reben wurden 1998 gepflanzt, und im September 2001 hat die Hidden Brook Winery offiziell als 7. Weingut in Loudoun County den Betrieb aufgenommen, heute sind es rund 65. Im europäischen oder inneramerikanischen (kalifornischen) Vergleich ist das recht jung, aber in Loudoun County ist die Hidden Brook Winery tatsächlich ein „Senior“!

Wir hatten einen sehr angenehmen Interview-Termin mit Katryna Hauck, Operations Managerin und Tochter des Hauses, die uns durch eine Verkostung der Familien-Schätze geführt hat. Natürlich waren wir gespannt auf den Ansatz des Weinguts, mitten in Virginia mit klassischen französischen sowie französisch-amerikanischen Hybrid Sorten wie Vidal Blanc und Chambourcin Weine zu kreieren, die bei den Roten aber eher einer italienischen Philosophie folgen sollen!

Der erste Weiße, ein Chardonnay, ist 18 Monate im Stahl und 6 Monate im Holz ausgebaut. In der Nase sortentypisch buttrig, das Holz erst mal ziemlich im Hintergrund, macht er sich im Mund angenehm breit. Der Wein ist sehr präsent und anhaltend, hat viel Struktur und Mineralität. Das Holz ist auch am Gaumen eher dezent, mit leichten Zitrusnoten und etwas Melone ist dieser Chardonnay ein kantiger, charaktervoller Wein mit 

Der Reserve White, eine Cuvée aus Vidal blanc und Pinot gris, ist beschrieben mit intensiven Noten von Granny Smith Apfel und Zitronenschale. Den Apfel haben wir sofort entdeckt, die Zesten erst später. Aber einen sehr „grünen“ Eindruck macht der Wein, er bringt auch deutliche Noten von Staudensellerie mit. Mit ganz wenig Säure, einem leichten Schmelz und Mineralität, ist das ein frischer und trinkiger Terrassenwein!

Der sortenreine Vidal blanc bringt etwas Restzucker mit und Katryna hat uns verraten, dass manche Kunden sagen, der Wein erinnere sie neben Zitronenschalen und Heckenkirsche an deutschen Riesling. Riesling sehen wir hier überhaupt nicht! Reife grüne Stachelbeeren in Nase und Mund, eine leichte Süße, weich und rund ist der Wein – er ist alles, aber keine Riesling-Assoziation!

Interessant ist der Rosé im „blush style“ aus Merlot und Vidal blanc: Im Prinzip ist das ein „Schillerwein“, also ein Gemisch aus weißen und roten Trauben, wie es ihn sonst nur in Württemberg, Sachsen oder in einigen Weinregionen der Schweiz gibt. Die Farbe kräftig wie ein Rosé aus der Nordprovence oder dem Navarra, mit einer sehr ausdrucksstarken Nase, die zwar die versprochenen Erdbeer-Aromen, aber auch florale Noten und gezuckerte Zitronenzesten und gezuckerten Ingwer mitbringt. Fordernd, aber spannend, dieser Wein!

Der erste Rote, ein Merlot, hat einen eher leichten Körper, beschrieben mit Aromen von Zimt und Tabak, einer dezenten Säure und Tanninen. Für uns eine sortentypische Fruchtbombe in der Nase mit geschliffenen, klaren Tanninen am Gaumen, ein runder Wein. Zimt haben wir nicht gefunden, eher etwas Süßholz oder feines Leder, aber ansonsten passt das Versprechen ?

Die Reserve Merlot bringt ein Potpourri von Gewürzpflaume, wirklich das klassische Pflaumenmus „Aachener Pflümli“ sowie Sauerkirschen am Gaumen! Weiche Tannine mit einer breiten Säure bilden einen schönen Teppich für T-Bone-Steaks oder Spareribs! Die rauchige Vanille aus der zwei-jährigen Reifung im amerikanischen Holz rundet den Merlot sehr schön ab.

Der Reserve Cabernet Sauvignon verheißt Aromen von schwarzer Johannisbeere und Blaubeere, etwas Zuckerrübensirup, mittlere Tannine und ein erdiges Finale. Ich (Betina) war völlig hingerissen von diesem Aromane-Spektakel: Es hat mich voll an die Marmelade meiner Oma erinnert, die intensiven Aromen von reifen schwarzen Johannisbeeren, die sie im Marmeladeglas eingefangen hat. Und an den Moment, wenn ein Jahr nach dem Einkochen der Klack vom Deckel zu hören war beim Öffnen und die Schicht von weißem Zucker obenauf eine göttliche Kombination mit der fruchtigen Marmelade eingegangen ist! Omas Marmelade, das ist dieser Wein in Nase und Mund, unglaublich saftig, rund und vollmundig, ganz hinten noch leichte Anflüge von Pfeffer, ein wirklich toller Wein!

Der zweite Cabernet Sauvignon aus dem neuesten Weingarten war gerade 4 Tage zuvor in den Verkauf gekommen. Er ist sehr marmeladig, mit Kokos, Schwarzkirsche, einem seidigen Finish mit Aromen von Karamell, Zuckerrübensirup und gezuckerter Ingwer beschrieben.

Wir fanden ihn völlig abgefahren! Ein absoluter Glühwein, mit intensiven Noten von Orangenzesten, Gewürznelken und Zimt und das im normal temperierten Zustand! Das muss man mögen – ein gelungenes Pairing wäre sicher eine Entenbrust a l´orange.

Der Reserve Red Blend, eine Cuvée aus 45% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot und 15% Chambourcin, wird angekündigt mit Rauchnoten in der Nase und Kirsche und Pfeffer. Für uns ein total stranger Wein, der Unterbau im Mund mit einem Parfüm-Aroma und darüber fruchtige Noten. Aber Unter- und Oberbau passen nicht so recht zusammen. Der Wein ist sehr komple mit gezuckerten, marmeladigen Noten, Pfeffer, etwas ledrig und auch Moschus. Für uns nicht rund, die Elemente sind separiert; den mag man oder nicht, man muss ihn sich wohl auch erarbeiten und mal eine Stunde darüber meditieren.

Unser Fazit: Bei der Hidden Brook Winery triffts du auf sehr fruchtige Weine mit extrem wenig Säure, die sehr zugänglich und sehr trinkfreudig sind, sowohl solo als auch zu Speisen. Weine, die Spaß machen!

Wein verkosten macht Durst! Und deshalb sind wir einfach noch um die Ecke gefahren und haben die Barnhouse Brewery aufgesucht. 

Diese ist in einem großen, scheunenähnlichen Gebäude beheimatet, und das ist exakt die Übersetzung von Barnhouse: Scheune! 

Innen ist die „Farm Brauerei“ als schlichte Kneipe mit Schanktresen eingerichtet, von dem aus du in den Braubereich sehen kannst. Im Außenbereich dominiert eine schöne überdachte Terrasse sowie ein weiterer Open-Air-Bereich

Die „Virginia Farm Brewery“ baut in einem kleinen Hopfengarten eigenen Hopfen an.

Die Reifung mancher Biere erfolgt auch hier in vormals für die Veredelung von Bourbon genutzten Holzfässern, wie wir sie schon bei „Adroit Theory“ gesehen haben.

Ein perfekter Ort zum Chillen: Weite offene Rasenflächen, ein wunderschöner blauer Himmel mit ein paar Schäfchenwölkchen und einem Licht, das an die herrlichsten Zeiten für Gemälde von Cézanne und Van Gogh in der Provence erinnert! “Laid back beers for laid back people” – Entspanntes Bier für entspannte Menschen” ist das Motto hier– passt perfekt!

Im Hintergrund coole 70er-/80er- Jahre Rockmusik, haben wir uns gemütlich unserem Vierer-Flight gewidmet:

Das Voluptuous Vino Ale ist ein völlig abgefahrenes Pale Ale mit Traubensaft von Viognier. Es fühlt sich total leicht an wie ein Radler trotz 7,9%-Vol., ein zischiges Sommer-Terrassenbier mit einer Kombination aus floralen und fruchtigen Noten. Ich behaupte: Ein cooles Damenbier, aber es schmeckt auch Burkhard ?

Das Kölsch ist ganz geradeaus, wir hatten leicht süßliche Noten dabei, aber es kann auch sein, dass das Viognier-Bier noch nachhing. Sehr vollmundig, läuft süffig runter wie Öl!

Der Maibock kommt mit einem wirklich vollen Aroma daher, im Glas dunkler, das Mundgefühl auch wieder ölig und gut, mit leichten Honignoten.

Das Hop Dog Pale Ale, ein klassisches Bier mit amerikanischen Hopfensorten, die viel Zitrusaromen mitbringen und zudem kaltgestopft ist für den extra Kick Bitterness.

Wir finden: Die Mikro-Brauerei wird ihrem Anspruch gerecht, gut schmeckende traditionelle Biere zu brauen, die “stilecht” sind. Die kleinen, handgefertigten Chargen sind eine lohnende Begegnung für jeden Craft-Beer-Enthusiasten!

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