Schwäbische Brauhauskultur und eine Liebeserklärung auf der Gabel – die Tettnanger Krone

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Heute nehmen wir dich mit in die „Tettnanger Krone“, eine traditionelle Brauerei, die in 7. Generation geführt wird (die 8. geht gerade in den Kindergarten und die 7. hofft auf Fortsetzung der Tradition – wir auch! ?).
Der Brauerei-Ausschank ist ein wunderschönes, klassisches Wirtshaus im historischen Gebäude mit heimeliger Atmosphäre und modern gestalteten Zimmern.

Aber zunächst wollen wir dir über unsere Verkostung zweier Biere des „Hopfengut No. 20“ berichten. Denn nachdem wir dort viel über den Hopfenanbau und seine Rolle in der Bierbraukunst erfahren hatten (siehe Podcastfolge 059 und dem Blogbeitrag „Warum der Hopfen im Bier die 1. Geige spielt – Das Hopfengut No. 20 in Tettnang“), waren wir nicht in der Lage – und ehrlich gesagt auch gar nicht willens – uns gegen dieses gewisse „Durstgefühl“ zu wehren. Dieses wurde in der Probe mit Braumeister Fritz Tauscher auf geschmackvolle Weise befriedigt ?

Eines der Biere war herrlich goldgelb, das andere dunkel, aber nicht schwarz, sondern mit einem schönen Rotstich versehen. Letzteres ist das Jahrgangsbier „Hopfensau“, welches aus einer Malzsorte und mit Mandarina Hopfen gebraut wird.

Gewidmet ist dieses Bier der Dame, die in früheren Zeiten den letzten Hopfenranken geerntet hat und eben als „Hopfensau“ bezeichnet wurde. An diese Figur erinnert in der „Krone“ die Kronensau „Antonia“. Auch heute noch geht mit dem Abschluss der Hopfenernte dort eine wichtige Zeit im Jahr zu Ende, wenn die Tage wieder kürzer werden und die ersten Nebel vom Bodensee nach Tettnang hochkriechen.

Mit leichten Mandarinen-Aromen in der Nase und am Gaumen ist die „Hopfensau“ kurz vor Weihnachten ausgereift und ein ideales Bier für die kalte Jahreszeit. Wir waren uns sofort einig mit Fritz Tauscher, dass dieses Jahrgangsbier mit seiner angenehmen Restsüße wunderbar mit einer Ente in Orangensauce oder anderem Geflügel harmoniert. Leicht ölig und samtig moussierend auf der Zunge und einem komplexen Aroma ist es aber auch nach dem Essen solo ein perfekter Genuss, nicht nur im Winter!

Das zweite Saisonbier „Melon IPA“ mit der Hopfensorte „Huell Melon“ ist dagegen ein leichteres Aperitif-Bier mit exotischen Noten von Honigmelone und reifen Aprikosen. Diese Aromen werden durch die letzte Hopfengabe im Keller bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eingefangen – Hopfenstopfen oder auch Kalthopfung genannt, bei der die ätherischen Öle nochmal richtig einschlagen. Zu einem Parmaschinken auf Melone oder solo als Opener für ein spannendes Menü ist dieses schlanke Bier ein wahrer Genuss.

Dass übrigens Bier genauso hervorragend wie Wein ein ganzes Menü hervorragend begleiten kann, konnte das „Hopfengut No. 20“ bei Dallmayr in München schon unter Beweis stellen! Denn Bier hat mehr Aromastoffe als Wein, es sind ja auch mehr Rohstoffe drin -und deshalb- so der Braumeister – hören seine Winzerkollegen es zwar nicht gern, aber Bier ist nun mal gustatorisch komplexer als Wein… aber Tauscher hat hier überhaupt keine Berührungsängste, im Gegenteil: Das kollegiale Zusammenwirken kann neue Geschmacksdimensionen eröffnen. So hat er in Zusammenarbeit mit einem Restaurant und einem Winzer die „Gans in 5 Gängen“ begleitet – der Weinmacher hat seine passenden Gewächse und er seine passenden Biere zu den Gängen präsentiert!

In der Tettnanger Kronen-Brauerei hält Tauscher aber eine Bier-Tradition hoch, so wie Genießer sie seit jeher kennen und schätzen. Die „Halbe“ ist ein grandioses Exportbier, ein zischiges Helles mit den Aromen wie früher! Es hat Burkhard an seine ersten Bier-Erfahrungen erinnert, als es noch viel mehr solcher Brauereien gab und noch keine geschmacklich eher „genormte Einheitsbiere“. Hier dürfte zwar ein – berechtigter – Grund für die Entwicklung der Craftbier Szene liegen. Auf der anderen Seite finden wir es absolut klasse, dass die wirklich gut gemachte, althergebrachte Brau-Tradition hier weitergelebt wird, auf die wir keinesfalls verzichten wollten – bei gleichzeitiger Offenheit für neue Aromenwelten. Für uns die richtige Kombination!

Die „Halbe“ hat den „Tettnanger Wurstsalat“, der mit weißer Sauce traditionell angemacht ist, nämlich einfach perfekt begleitet – es kann nichts besseres dazu geben! Burkhard war sofort an den Geschmack der Salate seiner Großmutter erinnert. Und die Küche der „Krone“ gibt die Bratkartoffeln auch nicht aus einem Kombidämpfer, sondern ganz klassisch aus der gußeisernen Pfanne – eine handwerkliche Mühe, die den Gast mit einem herrlichen Aroma verwöhnt!

Jetzt kann Burkhard es ja zugeben, er hatte neben einem hervorragenden schwäbischen Kartoffelsalat („muss soichnass sei“) sogar extra eine „Liebeserklärung auf der Gabel“ für Betina bestellt ?

Wahrscheinlich sind es diese klassischen Geschmackserlebnisse aus früheren Zeiten (wie zum Beispiel auch die Fleischbrühe aus Knochen vom Metzger gegenüber, die selbst gekocht wird), die dafür sorgen, dass du wie wir an einem stinknormalen Mittwoch Abend nur mit Vorbestellung einen Platz in diesem Wirtshaus bekommst, das im „Slowfood“-Führer als anerkanntes Restaurant aufgenommen ist…

In Tettnang wird Genuss und gutes Miteinander großgeschrieben, ob das die Restaurants oder Spargelanbauer, Metzger oder Bäcker sind. Jeder hat hier seine Nische und seine speziellen Genussartikel, die handwerklich und außergewöhnlich hergestellt werden.

Ein Beispiel ist der „Reck Beck“. Seppi Reck ist ein klassischer Bäcker, aber auch Feinbäcker, der mit seiner Frau Esther die Bäckerei als kleines, individuell ausgerichtetes Geschäft betreibt, in dem noch der persönliche Kontakt zählt und Kundenwünsche gerne erfüllt werden. Nachdem wir die Empfehlung von Fritz Tauscher bekamen, haben wir diese Genusswerkstatt ohne Voranmeldung sofort besucht und glücklicherweise den Inhaber auch selbst angetroffen. Sympathisch allein schon wegen der Motto-Schilder hinter der Theke, wo uns Seppi Reck spontan in ein paar seiner Genuss-Geheimnisse eingeweiht hat ?

Dieser urige Bäckermeister ist ein Purist, der seine Backwaren ohne fertige Mischungen oder sonstige Fremdstoffe herstellt und seinen eigenen Sauerteig hegt und pflegt. Hier findest du Blütenbrote und Riesenkuchen, das getreide-, gluten-, cholesterin-, lactose- und hefefreie (!) „Gmüslibrot“ und selbstgefertigte Pralinen.

Darüber hinaus gibt es kreative Kombinationen mit dem regionalen Hopfen und anderem, wie z.B. Tettnanger Fichtenzipfel mit originalem Harz, Tettnanger Bierlinen mit der Stammwürze des Kellerpils von der Tettnanger Krone, also ohne Alkohol oder die Tettnanger Hopfenkügele mit Hopfenbitter vom Hopfengut No. 20.

Tettnanger Hopfenstange langgezogene Praline

Ob einem vom einen Bäcker die „Brezla“ und vom andern die Seele, vom einen Metzger die Schinkenwurst und vom nächsten die „Saiten“ besser schmecken, kann jede und jeder für sich selbst, aber eben am Ort auswählen. Dass in Tettnang diese kulinarische Entscheidungsfreiheit sichergestellt ist und diverse Genusshandwerker aktiv sind, macht das Städtchen allein schon sympathisch und einen Besuch wert!

Hier kommst du zur Podcastfolge 060 – Schwäbische Brauhauskultur und eine Liebeserklärung auf der Gabel – die Tettnanger Krone

Zur Übersicht über alle Podcastfolgen geht es hier lang

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