Kulinarik und Kultur in Washington D.C. – Teil 2

Für einen Blick ins politische Herz der USA, nach Washington D.C., hatten wir nur zwei Abende und einen Tag lang Zeit. Um wenigstens die wichtigsten Highlights zu sehen, haben wir die „Hop on Hopp off“-Tour des Anbieters „Big Bus“ genutzt. 

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

Am Ende der Rundfahrt stand natürlich noch der Amtssitz des Präsidenten der USA, das Weiße Haus, auf unserem Plan. Der Sicherheitsaufwand rund um das Gebäude ist natürlich immens groß. Wenn du dann tatsächlich mit Blick über den Rasen aufs Oval Office davor stehst – also dem Hintergrund, den du siehst, wenn die Fernseh-Korrespondenten ihre Kommentare sprechen – ist die Dimension des Herz der Exekutive im Vergleich zum Kapitol eher ernüchternd –das Weiße Haus wirkt gegen den Sitz des Kongresses eher wie Oma´s klein Häuschen in Wanne-Eickel.

Wenn die Gebäudedimensionen mit der politischen Gewichtung korrelieren, ist das aktuell (Stand 06-2020) dann allerdings auch eher beruhigend…

Denn überall in D.C. nimmst du eine Intellektualität und Geschichtsbewusstsein, eine politische Ausrichtung an den Grundidealen der US Verfassung wahr – ein Problem für die Welt, dass dies alles im Weißen Haus aktuell nur sehr, sehr eingeschränkt besteht…….

Der Tag war mega heiß und schwül, und „Big Bus“ fährt dich mit stylishen, aber nicht-klimatisierten alten Londoner Doppeldecker-Bussen durch „D.C.“ – nach zusätzlich vielen gelaufenen Metern waren wir nach der Pflichtvisite am Weißen Haus ziemlich k.o. und wollten schnellstmöglich Richtung unseres Hotels, um dort in der Nähe noch etwas zu essen.

Aber vor allem hatten wir erstmal einen riesigen Durst. Und da dieser bekanntlich schlimmer als Heimweh ist, haben wir nur 5 Minuten um die Ecke vom Weißen Haus entfernt erstmal die schöne, große Bar des Woodward Table angesteuert und zwei herrlich kühle, Happy-Hour-bepreiste Lager-Biere auf den bequemen Hockern an der Theke genossen.

Was lediglich als Zwischenstopp gedacht war, entwickelte sich spontan zu einem herrlich gechillten Genuss-Erlebnis, bei dem wir uns in der angenehmen Klimatisierung und der freundlichen Getränkeversorgung vom anstrengenden Tag erholen konnten!

Denn von der Bar aus haben wir in die offene Küche mit ihrem offenen Holzkohlengrill und den dort zubereiteten Speisen schauen können. Das hat uns angemacht, und so kam das zweite Lager direkt in Begleitung der Speisekarte an unseren Pausenplatz ? , obwohl es noch gar nicht so spät war.

Aber wir hatten am ersten Abend die Erfahrung gemacht, dass es in Washington D.C. viele Restaurants gibt, wenn du aber wirklich gezielt und gut essen gehen willst, solltest du vorab reservieren, denn die Tische sind sehr ausgebucht und ab 19.00 Uhr spontan einen zu bekommen, hat schon was mit Losglück zu tun…

Nach einem großen, geteilten Salat als Vorspeise hatten wir richtig Lust auf Fleisch! Betina hat die Variante gewählt, die sich zwischen zwei Brötchen-Hälften befindet – einen ganz klassisch gebauten Cheeseburger mit Speck, der geschmacklich echt klasse war! Wieder einmal haben sich unsere Erfahrungen bestätigt: Wenn du in einem guten amerikanischen Restaurant einen Burger bestellst, dann ist das ein richtig guter Gang und hat mit dem Zeug der einschlägigen Fastfood-Ketten allenfalls die Bezeichnung gemein.

Nachdem Burkhard ständig die Steaks auf dem offenen Grill hatte beobachten dürfen, hat er sich für ein Creekstone Farm Black Angus Cut, New York Strip 16 ounce, entschieden.

Das mit etwas über 450 Gramm ausgestattete amtliche Steak, war außen schön knackig-kross und etwas schwarz gebraten (aber nicht verbrannt!), innen saftig – medium auf den Punkt wie bestellt und in der Kombination mit den Röstaromen ein wirklicher Genuss.

Optisch und auch aromatisch nett war das kleine, mit Rosmarin und Thymian gebastelte Knoblauch-Bäumchen, bei dem die geschmorten Knoblauchzehen in der halbierten Knolle karamellisierte Farbe zeigten.

Außerdem hat sich Burkhard noch einen Beilagen-Klassiker der amerikanischen Küche gegönnt, nämlich Mac and Cheese. Der Käse-Nudel-Auflauf mit Bechamelsauce und ordentlich Cheddar könnte von seiner Üppigkeit her allerdings auch ein stand-alone-Gang sein ?

Gewohnt haben wir im „Henley Park Hotel“, auch wieder ein Historic Hotel wie das Lord Baltimore in eben dieser Stadt (hör mal ? unsere Podcastfolge 119). 

Das Boutique-Hotel ist nicht nur ein wunderschön restauriertes Gebäude, es zaubert eine Atmosphäre zeitloser Eleganz und die Zimmer sind mit antiken Möbeln, weichen Betten und elegantem Dekor angereichert.

Auch hier zeigt sich wieder die interessante Mischung zwischen der alten Bausubstanz, hier des Hotels im alten Tudor-Stil, und den neuen Gebäuden mit viel Glas gegenüber, die du an vielen Ecken in der Stadt siehst.

Wir hatten dieses Hotel aber auch bewusst wegen seines guten Standortes ausgewählt: Es liegt fußläufig nicht nur gut zu den Highlights der Nationall Mall und um die Ecke ist Chinatown mit vielen Restaurants – wobei es hier verschiedene Nationalitäten bei den Küchen gibt, ob vietnamesisch, thailändisch und afrikanisch; du findest also nicht nur Peking Ente…

In die andere Richtung bist du in ein paar Minuten auch im angesagten Viertel Shaw!

Historisch ein afroamerikanisches Viertel und in den 70ern ziemlich verkommen, gibt es hier heute Cocktailbars mit kreativen Spezialitäten, Biergärten, kleine Modegeschäfte und vor allem hippe internationale Restaurants. Außerdem eine lebendige Musikszene, die an die Tradition der Jazzgrößen wie Ella Fitzgerald oder dem in Shaw geborenen Duke Ellington anknüpft.

Das Quartier hat auch ein bisschen Hinterhof-Idylle, wo sich nicht nur die Restaurants, sondern auch andere Genuss-Manufakturen angesiedelt haben.

Gefühlt bist du hier ein wenig in London unterwegs mit den kleineren, alten Backsteinhäusern, ihren schmiedeeisernen Treppen sowie teils kleinen Vorgärten und den oft bewohnten Souterrains. Auch in diesem älterem Teil Washington ist die Technik teils sehr offenherzig!

Offenherzig geht es durchaus auch innerhalb der Blocks zu……

Bei unserer Vorbereitung auf D.C. fiel uns ein Restaurant auf, das wir unbedingt testen wollten: Das „The Dabney“ inmitten eines Blocks alter Lagerhallen. Leider hätten wir am ersten Abend nur sehr spät einen Tisch und am zweiten Abend gar keinen bekommen. Die offene Küche mit offenem Feuer, die tollen Teller und das Ambiente ist super – beim nächsten Besuch ist das ein (vorab reservierter) Pflichttermin!

Wir haben dann die nette junge Empfangschefin nach einer alternativen Empfehlung in der Nähe gefragt und auch gerne einen kollegialen Tipp bekommen

Das französisch inspirierte Convivial war viel mehr als eine Notlösung: Es ist eine richtig gute Adresse!

Mit einer Bar nach dem Eingangsbereich, neben der hinter großen Glasscheiben französische Weißweine und Rosés kühl gehalten werden, und mehreren, nicht zu großen Räumen des Restaurantbereichs bietet das Convivial eine angenehme Atmosphäre.

Burkhard hatte sich als Vorspeise einen Salat „Lyonnaise“ bestellt. Der Endivien mit pochiertem Ei, krossem Speck sowie Croutons an einer Vinaigrette war ein frischer, aromatischer Auftakt.

Zum Hauptgang hat er sich für Makrele auf einer wunderbaren Ratatouille entschieden, begleitet von einem frischen Rosé aus Nîmes – sehr schön französisch!

Betina’s gerösteter Vorspeisen-Blumenkohl erschien auf einem Püree aus roter Bete mit Berberitzen sowie mit Honig glacierten Pistazien – herrliche Röstaromen in Kombination mit fruchtiger, leichter Säure aus den Berberitzen.

Ihr vegetarisches Hauptgericht waren handgemachte Gnocchi nach Pariser Art; etwas anders als in Italien, nämlich länglich und in Butter leicht angebraten. Die Gnocchi lagen auf einem Hummus aus Pilzen, getoppt mit Pilzen und frischem Spinat – eine schöne erdige Kombination!

Wenn du übrigens Lust auf original toskanische Küche hast, dann ist der in Shaw angesagte Italiener San Lorenzo – das Restaurant liegt genau zwischen dem Convivial und The Dapney, und wir konnten einen Blick durchs Fenster auf sehr ansprechende Teller werfen!

Einen netten Absacker kannst du in der Capitol City Brewing Company genießen. Die Biere waren ganz ok, aber nicht außergewöhnlich. Trotzdem löschen sie den Durst und können dich bei einem netten Abend begleiten.

Da wir an der kupferbeschlagenen Bar direkt vor der Theke saßen, fiel uns natürlich die stattliche Auswahl an Whiskeys ins Auge. Und da Burkhard in Purcellville und Charlottesville seine ersten wirklich positiven Bourbon-Begegnungen hatte, haben wir uns vom Bartender spontan ein kleines Tasting empfehlen lassen!

Die hochprozentigen Biere, wie Sean Connery Whisky einmal genannt haben soll, waren wirklich gut.

Und wir haben noch einen Tipp für eine der 10 besten Whisky Bars der Welt bekommen: Jack Rose Dining Saloon – hier kannst du aus mehreren hundert Sorten wählen. Die Kneipe liegt in Adams Morgan, einem multikulturellen Viertel ca. 3 km nördlich vom Weißen Haus gelegen und ebenfalls mit angesagtem Nachtleben. Aktuell hat die Bar 2.687 Flaschen an Bord!

Von einem unserer in Virginia besuchten Craft-Bier-Brauern (wir meinen, es war die Rocket Frog) haben wir als Empfehlung für schmackhafte Gerstenkaltschalen in D.C. noch zwei Tipps bekommen: DC Brau und Atlas Brew Works. Probier´s aus, wenn du da bist!

Washington D.C. ist tatsächlich ein Foodie-Paradies! Wir haben richtig gut gegessen in der US-Hauptstadt, die Auswahl an Restaurants ist sehr groß und es gibt sogar einen eigenen Michelin-Führer mit einigen 3 Sterne-Adressen.

Und die vielen Museen mit oft kostenlosem Eintritt wie die Smithsonians, das National Air and Space, das Holocaust-Museum haben wir überhaupt nicht besichtigen können.

Alles Gründe, um diese interessante Stadt noch einmal mit viel Zeit zu besuchen!

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