Die Bodega Solabal in Abalos ist für uns ein weiterer spannender Vertreter des „neuen Rioja“. „Wir wollen die Sinne überraschen, entdecken und herausfordern“ ist das Motto der Kellerei im Rioja Alavesa am Fuße des kantabrischen Gebirges.
In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.
Bei einem hervorragenden Sterne-Menü in Alfons Schuhbecks Fine Dining hatten wir den Crianza von Solabal als Begleiter zum Fleischgang und waren begeistert. Grund genug anzubremsen, als wir die Bodega am Ortseingang von Abalos entdeckten, um die Kellerei und ihre anderen Weine kennenzulernen!
Sonia Ramirez Areta hat uns durch den Keller geführt und etwas über die Geschichte des erst 1988 gegründeten jungen Weingutes erzählt. Drei Familien haben ihre Weinberge zusammengeschlossen, so verfügt die Bodega über 125 Hektar unterschiedlichen Alters bei den Rebstöcken: Die jüngsten sind 15-20 Jahre jung, die Trauben für den Crianza und den Reserva kommen aus 30-60 Jahre alten Parzellen, für den Esculle werden die Reben von 60-70 Jahre und für den Vala gar von 90-100 Jahre alten Weinstöcken verwendet. 300 verschiedene kleine Parzellen auf Ton und Kalkstein, und trotzdem sind die Trauben innerhalb von 30 Minuten im Keller, hat uns Sonia berichtet.
Bei Solabal steht die Weinwelt Kopf: Kreative Köpfe haben aus dem Ortsnamen „Abalos“ ein Palindrom als spezielle Form des Anagramms (wenn ich richtig recherchiert habe ?) gemacht: Rückwärts gelesen, L dran – Solabal! So ist auch der Flascheninhalt: Nicht konventionell nach dem Motto: Hauptsache 2 Jahre im Barrique und außer Holz schmeckst du nichts – nein, hier ist ein junger, frischer Wind im Glas!
Wir haben natürlich das komplette Portfolio verkostet ?
Schon die Basislinie „Muñarrate“ kann was: Der Weiße besteht aus 95 % Viura, der Rest ist Sauvignon blanc. Der Rosado ist eine Cuvée aus 60% Garnacha und 40% Tempranillo. Er hat eine schöne, kräftige Farbe, tolle Erdbeer-Aromen, ein starkes Mundgefühl und ist sehr präsent. Wie der Weiße hat auch er kaum Säure, ist schmelzig-cremig im Gesamteindruck, nachhaltig, mit leicht kräuterigen und balsamischen Noten. Der rote Muñarrate besticht mit einer wahnsinnig fruchtigen Nase, hat Kirsche in Farbe, Nase und Mund, kommt ganz weich an und zieht samtige Tannine nach, mit einem gewissen Säuregerüst.
Alle Rotweine der Bodega sind reinrassige Tempranillo´s – die trotzdem sehr deutlichen Unterschiede in den Aromen resultieren aus dem Standort des jeweiligen Weinbergs, dem Alter der Reben und natürlich der Veredelung im Keller.
Der Solabal Crianza reift 18 Monate im amerikanischen Holz und 6 Monate in der Flasche. Dezente Vanillenoten zeigt dieser super Rotwein, der sehr weich und rund ist und mit ausgewogenen Tannine und ausgewogener Säure noch jung und frisch wirkt, aber Potenzial zum Reifen hat.
Der Reserva darf 24 Monate im Holz und 12 in der Flasche ruhen, ehe er in den Verkauf kommt. Ein komplexer Wein, mit reifer, dunkler Kirsche, Kaffee, Tabak und subtiler Vanille. Seine Anklänge an einen richtig guten Aceto Balsamico haben Betina direkt bewogen, mir mal wieder eine kochmäßige Herausforderung zu stellen – hör mal in unsere Podcastfolge 103, dann weißt du was ich meine ?
Der Esculle stammt aus dem Jahr 2010 – ein gutes Jahr im Rioja Alavesa, in dem viel Frucht generiert wurde und die Lese in der 2. Oktoberwoche begann. Der auf 3.500 Flaschen limitierte Wein wurde in manueller Pressung gewonnen! Anflüge von Sherry, in Rum eingelegte Kirschen und dunkle Beeren, balsamische Noten, hält der Esculle im Mund, was er der Nase verspricht. Eine wuchtige Struktur, die feinpolierten Tannine ausgeprägter als beim Reserva, eher weniger fruchtig, ein richtig schöner, schwerer Rote.
Ebenfalls in limitierter Auflage von 3.000 Flaschen wird der Vala produziert, bei unserem Besuch war gerade der 2012er ausverkauft und wir haben den 2015er verkostet.
In der Farbe wieder dunkel, aber mit violetten Reflexen, produziert er schöne Kirchenfenster im Glas.
Für Betina war die Nase erstmal indifferent, sogar etwas spritig, ich hatte eher Frucht, etwas Orange und ätherische Öle. Heftige, robuste Tannine stehen hier im Vordergrund, das muss man mögen; der Wein hat aber das Potenzial, geschmeidiger zu werden.
Wir haben auch einen der Gründer und seinen Sohn, die bei im Weingut aktiv sind, getroffen und die Story vom Crianza in Schuhbecks Sternelokal erzählt. Als sie noch hörten, dass wir am Ende unseres Trips noch in München sind, haben sie spontan eine Magnum Flasche Crianza handsigniert, die wir direkt von Abalos zu Alfons Schuhhbeck nach München geliefert haben.
Das Restaurant heißt jetzt übrigens nicht mehr „Schuhbecks Fine Dining im Boettners“, sondern weniger sperrig schlicht „Alfons“. Chef de Cuisine ist Maurice Kriegs, den wir in Podcastfolge 066 interviewt haben – hör mal in seine interessante und richtige Küchenphilosophie rein!
Bestätigt hat uns Sonia auch unsere Vermutung hinsichtlich eines Restaurants am Golf von Biskaya, das wir leider wegen Zeitmangels nicht testen konnten. Wenn sie in Getaria ist, geht sie ins „Kaia Kaipe“ – hör mal in unsere Podcastfolge 084
Für eine Kellerbesichtigung solltest du dich vorher anmelden, ein Tasting geht auch ohne. Wir haben tolle, trinkige Terrassen Weine und charaktervolle, sehr unterschiedliche Rotweine kennengelernt. Die Bodega Solabal ist für uns eine fulminante Vertreterin des neuen Rioja; hier weht ein frischer, junger Stil im Rioja.