Lebenslust in Ligurien – Genuss am Golf von Tigullio

Genuss am Golf von Tigullio gibt es heute in mehreren Varianten! 

Was du hier lesen und sehen kannst:

  1. Was es bedeutet, wenn der Kellner in Italien sagt „Buon aperitivo“ 
  2. Antica Drogheria Seghezzo, ein historisches Feinkost-Geschäft und die ganz besonderen italienischen Ostereier
  3. Villa Durrazzo, die Kulisse für Hochzeitsfotos und einen fantastischen Blick über den Golf von Tigullio und den Hafen von Santa Margherita Ligure 
  4. Ein perfektes Abendmenü bei Margherita Olivieri im L´Insolita zuppa

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

Für unsere Frühlingstour an die ligurische Küste, dieser besonderen italienischen Küstenregion zwischen der Toskana und der Cote d´Azur, hatten wir uns als Basis Santa Margherita Ligure in der Mitte des Golfs von Tigullio ausgesucht. Wo und wie wir gewohnt haben, kannst du in unserer Podcastfolge 136 hören!

Das nette Städtchen, auch Perle von Tigullien und von den Einheimischen kurz Santa genannt, verbreitet den Charme und die Atmosphäre einer kleinen elegant-mondänen Hafenstadt an der Riviera di Levante. 

Santa Margherita Ligure liegt ca. 35 km östlich von Genua zwischen Rapallo und dem Touristenmagnet Portofino, die Küstenstraße zieht sich am Ufer durch den ganzen Ort und dann bis nach Portofino, wo Promis wie Mario Adorf Immobilien besitzen und Neureiche wahnsinnsteure Jachten mit Ferraris in der (Jacht!-) Garage an der Mole parken.

Der Ort lebt größtenteils von Touristen, die sich auf viele Seebäder und luxuriöse Hotels, schöne Flaniermeilen, Bars und Restaurants freuen können.

Wir waren von unserer Zwischenübernachtung am Vierwaldstättersee nach einer entspannten Fahrt vorbei an Como und Mailand (hör hierzu mal ➡️? unsere Podcastfolge 029) bei Genua links abgebogen und haben unser Hotel am frühen Nachmittag erreicht. Die richtige Zeit für einen ersten Spaziergang am Meer auf der Uferpromenade!

Genau die richtige Zeit und die richtige Stimmung, um in der späten Nachmittagssonne am Hafen einen Aperitif zu nehmen. Hier gibt es einige Restaurants, wo du einen wirklichen „Logenplatz“ bekommst.

Wir hatten uns für die Terrasse des Restaurants „Skipper“ entschieden – erste Reihe natürlich, damit man das Leben auch aus erster Perspektive verfolgen kann…

„Buon aperitivo“ können die Italiener gigantisch gut: Immer entspannend und genussreich, herrlich mediterran und chillig! 

Die auch innen wunderschöne Bar stellt dir – wie die meisten im ganzen Land – mit einem Glas Weißwein oder Bier zur Aperitif-Zeit jede Menge Snacks auf den Tisch, so dass du locker zwei Stunden bis zum Abendessen Zeit hast – jetzt weißt du, was es bedeutet, wenn der Kellner einer italienischen Bar dir „buon aperitivo“ wünscht ?

Kleine ligurische Oliven (besondere Sorten, die dezenter und filigraner schmecken als die aus dem Süden), das aus Ligurien stammende Foccacia, belegte Mini-Sandwiches, Chips sowie Gemüsesticks mit Aioli lassen dich gerne auch ein zweites Glas bestellen.

So genießend, lässt du den Blick schweifen über den Hafen (hier oben rechts zwischen den Bäumen die Villa Durazo) und über die Boote im Wasser, beobachtest das geschäftige Treiben in anderen Restaurants und es wird dir wieder bewusst: La dolce vita ist einfach herrlich!

Der Hafen ist übrigens Ankerplatz für Yachten und traditionelle Fischerboote sowie Startpunkt für internationale Regatten.

Wenn du Oliven oder Pesto, Wein und andere regionale Spezialitäten mit nach Hause nehmen willst, dann ist die Antica Drogheria Seghezzo eine gute Adresse.

Das historische Feinkost-Geschäft ist ein recht enger Laden und auf den Theken sowie in den Regalen ist jeder kleinste Platz für das Angebot ausgenutzt.

Kurz vor Ostern hat der Laden neben den anderen Pralinen die ganz besonderen italienischen Ostereier frisch dekoriert. 

Die Schoko-Eier sind wahre Kunstwerke, aber der Höhepunkt war die Schoko-Vespa im (hoffentlich gekühlten!) Schaufenster.

Die Antica Drogheria Seghezzo ist aber auch tatsächlich ein kleiner Supermarkt mit Frischetheke und sonstigen Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. Originell wie der Laden sind auch die Einkaufswagen!

Die Kulisse für Hochzeitsfotos und einen grandiosen Blick über den Golf und den Hafen bietet die Villa Durazzo.

Die Villa steht auf einem Hügel mitten in der Stadt und inmitten eines großen Parks mit riesigen, alten Palmen und Pinien.

In der Villa befindet sich ein Museum, das dem in Santa Margherita Ligure geborenen Journalisten und Schriftsteller Vittorio Giovanni Rossi gewidmet ist. Neben vielen Büchern hat er als Korrespondent für den Corriere della Serra geschrieben, die meistgelesene Tageszeitung italienischer Sprache weltweit und eines der bedeutendsten Medien des Landes. Er wurde auf dem Friedhof im Park beigesetzt.

In dem mustergültig gepflegten Park kannst du zwischen Beeten und kleinen Brunnen, Statuen und Blumen lustwandeln. Auch die Schildkröten im Tümpel streben der Frühlingssonne entgegen.

Immer wieder kannst du schöne Blickwinkel entdecken, wie oben die Statuen und der Blick auf die umliegenden Hügel. Wenn du die Szene dann genauer beobachtest, kannst du weitere Details wie die Schemen auf der Hauswand entdecken.

Wand an Wand mit der benachbarten Kirche ist eines von mehreren Universitätsgebäuden auf dem Areal.

Die Kirche zeigt innen die typische Opulenz italienischer Gotteshäuser.

Vorne an der Uferpromenade findest du natürlich jede Menge Restaurants, die allerdings entsprechende Preise auf ihren Menükarten stehen haben. Für ein Bier zum Aperitif haben wir da auch mal 10 € gezahlt. Die Frage ist also, was für eine Qualität bekommst du für dein Geld. Eine Grundregel lautet: Immer mal in den zweiten und dritten Reihen im Inneren nachschauen. Und wir haben natürlich unser ewiges Erfolgsrezept angewandt: Frag die Einheimischen!

So sind wir zu einem perfekten Abendmenü bei Margherita („Marga“) Olivieri im L´Insolita zuppa gekommen, wo du mit jedem Bissen merkst, dass Kochen ihre Passion ist.

Schon der Anblick des Lokals beim Betreten hat uns mit seiner gemütlichen und ungezwungen Atmosphäre überwältigt: Du fühlst dich sofort zuhause in der guten Stube, in der gelb und Terracotta dominieren, dunkle Holztische mit karierten Servietten gedeckt sind und im Hintergrund leicht meditative Musik läuft – „Chi beve solo acqua, ha un segredo da nascondere“ – Wer nur Wasser trinkt, hat ein Geheimnis zu verbergen, steht an der Wand: Welch wahrer Spruch ?

Wie kam es zu dem Name L´Insolita zuppa?

Früher hieß das Lokal „Insolita zuppa“, die „gewöhnliche Suppe“. Den eingeführten Namen wollte Marga nicht komplett ändern, deshalb hat sie schlicht ein „L „vornedran gehängt und so wurde die „ungewöhnliche Suppe“ daraus!

Schon der Primo ist ein Beweis, dass es hier tatsächlich eine „ungewöhnliche“, aber fantastische Küche gibt! Betina hatte sich für „Gnocchi viola con Verdurine e basilico“ entschieden, also rote Gnocchi mit Zucchini, Erbsen und Basilikum auf blauem Teller. Die mit Roter Bete eingefärbten Gnocchi sind ein kulinarisches Gedicht!

Burkhard hatte die „Spaghettoni con Acciughe e briciola rossa allo Speck“ bevorzugt, denn die Spaghettoni – Spaghetti mit  größeren Durchmesser die jeder Sauce einen volleren Geschmack geben – mit Sardellen und Krumen von rotem, mit Speck affiniertem Brot, wie alle Pasta frisch hausgemacht.

Geschmacklich waren die hervorragend, die Textur „ottimo“, genau al dente, so wie Pasta sein muss, mit den Sardellen ein schöner Hauch von Meer gepaart mit einer leichten rauchigen Fleischnote.

Zum Glück hatten wir einen Korb mit frisch gebackenen Brot mit Kurkuma und Foccacia, um den Rest der ganz sämig-wohligen Sauce, auftunken zu können…

Auch für die Taralli, ein eher hartes Gebäck, dass man zum Rotwein nascht, hatten wir Verwendung: Wir haben uns einen Roten von Sardinien aus der Isola Dei Nuraghi empfehlen lassen. Der tabarkino, ein 100%iger Carignano, hat samtig weiche Tannine und umschmeichelt den Gaumen verführerisch. In der Nase erst sehr fruchtig, dann folgen auch etwas erdige und pflaumige Noten, die Farbe ist eher ein helles Rot.

Die Ofen-Ratatouille wird bunt auf einer weißen kleinen Platte serviert, ist mit bestem Olivenöl gegart, schmeckt erstklassig und herrlich mediterran!

Das Filet erschien auf einer Schieferplatte mit einigen Tupfer Guacamole, Röstzwiebeln und grobem Meersalz. Burkhard hatte sich für die Variante mit Gorgonzola entschieden – das war nicht nur einfach Käse drüber, sondern eine sehr cremig-sämig Sauce. Die butterzarten Filets – für Betina als Puristin ohne Gorgonzola – waren perfekt medium gegart mit schönen Röstaromen.

Die Fagioli, toskanische Bohnen, waren herrlich tomatig und mit ordentlich Knoblauch gewürzt. Der Carignano mit seinem leichten Säuregerüst und samtig zarten Tanninen hat perfekt mit dem Secondo harmoniert.

So warm, herzlich wie das Ambiente ist auch das super Team: Sehr freundlich, unheimlich hilfsbereit – Hospitalita italiana stand auf der Schürze des netten Kellners, der Betina am Ende noch zu einem Mandarinen-Sorbetto überredet hat. 

Nachdem sie den ersten Schluck aus dem hohen Champagnerkelch probiert hatte, war sie auch überzeugt: Wer je im Winter auf Sizilien reife Mandarinen gekostet hat, weiß, was sie für Aromen am Gaumen hatte, die völlig anders sind als alle Mandarinen, die du bei uns kaufen kannst!

Burkhard hat sich „ausnahmsweise“ mal für die Grappa Variante als Dessert entschieden: Ein Vermentino-Trester im Glas ohne Stil, sehr stylish, außergewöhnlich auch in den Aromen mit einer süßlichen Note, aber angenehm und nicht parfümiert, sehr weich und cremig in der Textur.

Zum Abschluss hat uns der Kellner eine eiskalte, schwarze Flasche mit Wachsstempel und zwei Gläsern auf den Tisch gestellt, mit der Aufforderung „Bedient euch!“.  Dieser Likör basiert auf einem Rezept aus dem Mittelalter und der Gegend um Genua. Holla di Waldfee – sowas hat die Welt noch nicht gesehen! Jedenfalls wir nicht: Ein völlig abgefahrener Verdauer, der überhaupt nichts mit Likör zu tun hat. Auf Wein-Basis mit Zucker, Zimt und sehr präsentem Ingwer, räumt der Hippocras mit nur 12,5%-Vol. so richtig auf, er ist überhaupt nicht süß. Ein super Magenputzer, in der Farbe wie Fernet oder Averna.

Nach dem Andenken an die Kreuzritter hatten wir noch ein nettes Gespräch mit Marga, der Chefin. 

Im Restaurant hängen Zeitungsartikel und Bilder, die uns neugierig gemacht hatten: Tatsächlich war Marga bei der italienischen Staffel Nr. 4 von Hell´s Kitchen dabei und hat somit beachtliche Medienpräsenz erreicht! 

Dass Kochen ihre Passion ist, haben wir an diesem perfekten Abend mit jeder Gabel geschmeckt. Ein absolutes Muss, wenn du in der Region essen gehst!

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