Genießen nah am Himmel – Ligurische Küche im La Mela Secca

Weit oberhalb von Santa Margherita Ligure liegt die Azienda Agrituristica La Mela Secca auf einem Bergkamm.

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Der Genuss beginnt schon mit dem herrlichen Blick über die Stadt und den Golf von Tigullio, den wir im ligurischen Frühling und einer facettenreichen Abenddämmerung erlebt haben.

Das besondere Restaurant befindet sich in einer ehemaligen Abtei und das merkst du sofort an der Küche: Hier sind die Aromen sehr natürlich grün – dem großen Kräutergarten sei Dank!

Schon das Abbiegen von der SS 1, der berühmten Via Aurelia, in die Via Torre S. Gioachino ist eine haarscharfe Sache: Selbst mit einem Fiat Cinquecento wirst du wahrscheinlich einmal zurücksetzen müssen, soviel an enger 180-Grad-Kehre ist hier zu meistern. Die ca. 500 Meter bis zur Azienda Agrituristica La Mela Secca di Ferdinando Di Martino sind dann zwar nicht mehr lang, aber verdammt eng! Also aufpassen, denn das ist keine Einbahnstraße – hier kommst du auch wieder zurück. Also, vergiss eine Anreise mit Wohnmobil oder Stretch-Limousine, da musst du schon laufen. Mit einem normalen Auto ist das eine kleine Herausforderung, aber überhaupt kein Problem -und vor allem: Es erwartet dich eine göttliche Belohnung ?

Das Gebäude liegt in einem zauberhaften Garten.

Den hinteren Bereich haben wir erst beim Heimgehen richtig wahrgenommen. Hier kannst du dich, wenn unten am Golf die Hitze tobt, sicher unglaublich schönen, herrlich luftigen Sommerabenden mit traumhaften Ausblicken und ganz ursprünglicher Küche hingeben.

Am Ecktisch zwischen zwei Fenstern mit historischen (Innen-!) Klappläden und einer wohligen Wärme aus dem kleinen Kachelofen (Primavera in Liguria ist abends doch noch frisch…) haben wir ein ganz ursprüngliches, typisch ligurisches Menü genossen, ausschließlich mit Bio-Produkten und in einer einmalig ruhigen und abgeschiedenen, fast meditativen Atmosphäre.

Bei etwas Brot und Salami haben wir erstmal die Menükarte studiert. Diese ist – wie auch die Weinauswahl – bewusst klein gehalten, denn im Mela Secca (zu deutsch: Getrockneter Apfel) wird nach Jahreszeit gekocht; eben nur das, was gerade optimal reif ist und deshalb perfekt schmeckt.

Trotzdem konnten wir uns nicht wirklich entscheiden, aber da hat uns Christiano, der uns im Service sehr nett umsorgt hat, perfekt beraten. Also haben wir uns für die klassische Abfolge Antipasti, Primi und Secondo entschieden – und am Ende auch für ein grandioses Dolce!

Schon die amtliche Auswahl von sechs verschiedenen kleinen Schälchen mit typischen Vorspeisen-Leckereien – natürlich alle selbstgemacht -haben uns begeistert: Frittierte Polenta-Stäbchen mit Camembert, wobei die Panade der Polenta nicht nur super nach Popcorn geduftet hat, sondern dieses Aroma auch am Gaumen wiederholte. 

Mit frittierten Artischocken, die den Magen schon anregen, frittiertem Kartoffelbrei und wunderbar gegrillten Paprika mit Oliven und Kapern in einem richtig guten Olivenöl startest du hier schon mal grandios in den Abend.

Außerdem gab´s kleine, mit Mozzarella gefüllte und Parmesan bestreute Pfannkuchen, eine von der Käse-Kombination her neue, interessante und schmackhafte Erfahrung für uns.

Betinas geliebte Zucchini, klein, hellgrün und in Scheiben angebraten, hatten ihren ganz besonderen Auftritt mit frischen Minze-Blättern aus dem eigenen großen Kräutergarten – perfekt!

Kleine Blätterteigtaschen, gefüllt mit Straccino-Käse (der in der Region auch mit Focaccia verwendet wird) und belegt mit einem aromatischen, rohen Schinken haben die Antipasti abgerundet, die für EINE Person gedacht ist! Wir haben uns die geteilt. Das war zwar von der Menge her gut so, aber gerne hätten wir diese Aromen tatsächlich in voller Länger genossen ? Tatsächlich ist unser Eindruck, dass die hier auch selbst kultivierten Zutaten außerordentlich intensiv schmecken.

Beim Wein – wir wollten unbedingt einen weiteren ligurischen Pigato probieren – haben wir uns wieder auf Christiano´s Empfehlung gestützt: Statt einem fruchtigeren, blumigeren haben wir den Pigato von der Azienda Agricola Bruna aus Imperia gewählt. Der Weißwein ist schön voluminös und cremig.

Der korpulente Vertreter der typischen Weißwein-Rebsorte aus Ligurien hat in der Nase eher grüne Kräuter; die Frucht ist zurückhaltend, ein wenig Weinbergpfirsich und etwas Apfel sowie Birne, aber insgesamt ist der „Odor“ eher würzig, Betina fand eindeutig Minze, konnte das vielleicht an den Zucchini gelegen haben? ? Am Gaumen dies tatsächlich zeigend, auch einen Hauch von grünem Spargel, sehr dicht und mit 13,5 % Volumen ordentlich versorgt, kann dieser Pigato bestens gegen die hocharomatische Küche bestehen – eine tolle Empfehlung.

Interessant und angenehm empfanden wir das Mundgefühl: Der trockene Weiße reinigt und putzt fast etwas zwischendurch und bereitet den Magen auf den nächsten Happen vor!

Der Primo: Ravioli mit „grüner“ Füllung, ein „Nationalgericht“ aus der Genueser Gegend!

Die Ravioli werden gefüllt mit dem Gemüse, welches gerade reif ist und gut schmeckt. Dazu kommen ganz viele Kräuter aus dem Garten, in der Variante, die wir verkosten konnten, war klar der Majoran erkennbar – und natürlich Knoblauch.

Bis zu 21 verschiedene Kräuter und Gemüsesorten werden in dieser traditionellen Pasta verarbeitet! Das Geheimnis der perfekten Gemüse-Ravioli ist das Verhältnis, was in welchem Anteil in die Füllung kommt: Von den kräftigeren, mehr vorschmeckenden Gemüsen und Kräutern kommt logischerweise weniger hinein, so dass ein ausgewogenes Aromen-Verhältnis entsteht.

Ein sehr ursprünglicher Gang, sehr grün und vegetarisch und vor allem: Köstlich! Auch hier zeigt sich wieder der „Standortvorteil“ der ehemaligen Nonnenabtei: Der große Kräutergarten, mitten in der Macchia und umweht von der Seeluft auf dem Bergkamm, steuert perfekte Aromen zu den Gerichten bei.

Die Pinienkerne sind übrigens nicht angeröstet, was dem Ganzen auch von daher eine eher frische Aromatik verleiht. Angenehm ist auch die Wirkung der Kombination: Es sackt nicht schwer in den Magen, sondern regt eher an für eine gute Verdauung – was Perspektiven für ein Dolce bietet…

Coniglio alla Ligure, das war die Empfehlung für den Secondo, und das ist – Kaninchen! Eigentlich ist das ja nicht so unser Ding. Immerhin hatten wir vor drei Jahren eine positive Coniglio-Erfahrung in der Maremma, als wir im Menü einen inkludierten Teller mit Kaninchen bekommen haben, ohne es zu wissen (hör eine unserer ersten Podcastfolgen überhaupt, ?Nr. 005)

Wir haben deshalb Christiano gesagt, dass wir schon neugierig auf den Gang wären, aber nicht sicher, ob uns Kaninchen wirklich schmecken würde. Das war aber gar kein Problem: Die Küche hat uns eine kleine Probe-Portion davon gemacht.

In der Textur und der Farbe ist das Kaninchenfleisch ähnlich wie Hühnerbrüstchen, der Geschmack ist leicht anders, aber schon ähnlich. Alla Ligure heißt „in brodo“ also in Fleischbrühe, Weißwein, Oliven und Knoblauch gegart – dieser Secondo ist echt Bombe! Das Kaninchen hat super geschmeckt, im Nachhinein war es eigentlich schade, dass wir nicht mutiger waren und uns nur auf eine Probe eingelassen hatten ?

Dafür hatten wir immerhin auch noch die Polpette verkosten können, also Fleischbällchen in Tomaten-Sugo mit weißen Zwiebeln. Sehr lecker! Vom Fleisch und im Geschmack von ganz zarter Textur, ist das im Mela Secca auch eines der Hits für Kids!

Eigentlich waren wir schon satt. Aber Christiano hatte uns ja erzählt, dass alle Produkte biologisch erzeugt sind. Also war seine Empfehlung für ein Tiramisu von Eiern der eigenen Hühner äußerst verlockend!

Wir haben also eine Portion bestellt, die er vorausschauend gleich mit zwei Löffeln gebracht hat. Dieses Dolce hat wenig mit den sonstigen Tiramisu´s zu tun: Der Kaffee hat gefehlt, uns aber nicht wirklich! Schön dottergelb und cremig, eher süß, ist dies eine ganz andere, positiv überraschende Variante des italienischen Dessert-Klassikers.

Nach dem tollen Menü haben wir noch die Gelegenheit gehabt, die sauber gepflegten Andachts-Räumlichkeiten der ehemaligen Abtei zu sehen.

Wir haben im La Mela Secca einen wirklich außergewöhnlichen Abend verbracht. Mit derart natürlichen Aromen haben wir selten gegessen, wir hatten ein bisschen das Gefühl, atmosphärisch und geschmacklich zurück ins 17. oder 18. Jahrhundert versetzt zu sein.

Die Location ist einmalig. An diesem besonderen Ort in einer fast meditativen Atmosphäre kannst du dich wunderbar auf dich selbst, auf´s Essen und insbesondere die Aromen konzentrieren. Eine richtig gute Empfehlung, mal was völlig anderes zu erleben, völlig abseits von jeglichen Touristenströmen und üblichen Trattorien oder Azienden!

Aber denk dran: Du musst immer noch in der Lage sein, heimzufahren…

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