Elena Walch: Die Architektin des Weins in Südtirol

Was du hier lesen und sehen kannst: 

  1. Die Grande Dame des italienischen Weins
  2. Tramin, ein beschauliches Weindorf in Südtirol
  3. Das Herzstück
  4. Der neue Keller
  5. Der alte Keller
  6. Die Weißweine
  7. Die Rotweine

In diesem Beitrag kann Werbung enthalten sein, selbst dann, wenn keine Werbekooperation oder anderweitige Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen stattgefunden hat. Generell geben die Texte immer meine eigene Meinung wieder. Kooperationen, die beauftragt sind werden mit Anzeige gekennzeichnet.

1. Die Grande Dame des italienischen Weins 

Elena Walch ist ein führendes Weingut Südtirols. Die gelernte Architektin Elena Walch hat den traditionsreichen Familienbetrieb in die Elite der italienischen Weinproduktion geführt. Die Award-Verleiher geben sich bei der Grande Dame des italienischen Weins mit nationalem und internationalem Erfolg die Klinke schier in die Hand. 

Wir haben einen wunderbaren Wein-Nachmittag bei und mit Elena Walch in Tramin verbracht! Wir waren sehr glücklich, dass die sympathische Ausnahme-Winzerin spontan Zeit für uns hatte und uns über zwei Stunden ihren Pionier-Weg in Südtirol erzählt und mit uns ihre Weine verkostet hat. 

In unseren drei Podcastfolgen kannst du Elena Walch, ihre Geschichte und die Verkostung ihrer Weine live hören!

zur Folge 216

zur Folge 217

zur Folge 218

Elena Walch stand mit ihrem strikten Focus auf Qualität und Innovation an der Spitze der Qualitätsrevolution Südtirols. Damit hat sie lokales und internationales Ansehen erlangt. 

Wie sie als gelernte Architektin zum Wein kam und was beide Welten gemeinsam haben, was ihre Grundsätze in Weinberg und Weinkeller sind und warum sie auch auf internationale Rebsorten gesetzt hat, kannst du in unserer Podcastfolge 216 hören. Darin erfährst du auch, welche optimalen Bedingungen für Weinbau in Südtirol gegeben sind, wie der Start im tatsächlich nur vordergründig männerdominierten Weinbau für Elena Walch als Frau war und warum sie damit überhaupt keine Probleme hatte!

Foto Quelle: https://www.elenawalch.com/de/

Heute ist mit den Töchtern Julia und Karoline Walch bereits die fünfte Generation des Familienbetriebs am Start. Wie die Winzerin als starke Frau Vorbild für ihre Töchter war und warum mit Julia und Karoline Walch die fünfte Generation freiwillig im Familien-Weingut begann, hörst du in unserer Podcastfolge 216. Darin erzählt Elena Walch auch, warum sie eine Vorreiterin bei Qualität und Innovation in Südtirol und bei den „Le Donne del vino“ war und ist. Sie verrät dir außerdem, was sie von Wein ohne Alkohol hält und welche Alternative ihr lieber ist 😊

Vigna Castel Ringberg
Foto Quelle: https://www.elenawalch.com/de/
Vigna Kastelaz
Foto Quelle: https://www.elenawalch.com/de/

Der Weinbaubetrieb umfasst 60 Hektar in Bearbeitung, darunter die zwei Spitzenweingüter Vigna Castel Ringberg in Kaltern und Vigna Kastelaz in Tramin. Damit gehört Elena Walch zu den wichtigsten Akteurinnen des Südtiroler Weinbaus.

Bei herrlichem Wetter haben wir uns im kleinen Weindorf Tramin ungefähr dreißig Kilometer südlich von Bozen in ihrem Bistro „Le verre capricieux“ (Das eigenwillige Glas) mit Elena Walch getroffen. 

Das kleine Bistrot im perfekt gepflegten Park des Weinguts mit seinen schattenspendenden Bäumen ist ein herrlicher Ort, um die erlesenen Weine verkosten zu können. Dazu bekommst du feine, kalte Köstlichkeiten. 

2. Tramin, ein beschauliches Weindorf in Südtirol

Tramin ist noch ein wenig wie ein Dornröschenland, ein bisschen verschlafen mit wenig Tourismus. Diese entspannte und entspannende Atmosphäre kannst du im Weingut inmitten des Dorfes bestens genießen.

Dort hat uns Elena Walch ihre Weine präsentiert. Wie wir diese empfinden, was die Winzerin über Mineralität und Ausbau, Lagerfähigkeit und Lagerbedingungen, die Stilistik ihrer Weine und Speisenempfehlungen verrät, das hörts du in unserer Podcastfolge 217! Außerdem erklärt die Winzerin den Unterschied zwischen „Selezione“ und Lage / Vigna, ein klares Preisgefüge und warum es wichtig ist, Etiketten richtig zu lesen 😊

Aber natürlich geben wir dir hier auch einen Eindruck aus der Verkostung – lies einfach weiter!

3. Das Herzstück 

Unter dieser unscheinbaren Rasenfläche verbirgt sich das topmoderne Herzstück des Weinguts.

Zu ebener Erde werden hier die frisch gelesenen Trauben angeliefert. Dann folgt ihr Weg bei der Verarbeitung einfach der Schwerkraft – schonend und qualitätssichernd werden die Trauben nach unten weitertransportiert!

Die gelernte Architektin hat hier das Nützliche mit der Ästhetik verbunden. Beim Rundgang durch das Weingut antwortete sie hier in der neunen Kelter auf unsere Frage, warum der Raum in dieses besondere Licht getaucht wird, ganz schlicht: „Naja, weil es eben schön ist“ 😊

Auch beim Befüllen der Gärtanks mit den Trauben wird die Schwerkraft weiter genutzt: Über ein Schienensystem wird die jeweilige Sorte über ihren jeweiligen Tank verbracht und dort eingefüllt. 

Es ist dieselbe architektonische Umsetzung einer Weinbereitungs-Philosophie, die wir im Baskenland beim Weingut Baigorri kennengelernt haben – hör mal in unsere Podcastfolge 098 rein!

4. Der neue Keller

Am Ende der Mazeration geht der Weg erneut eine Etage tiefer in die Reifekeller. Hier in den Stahltanks entwickeln Weißweine ihre Stilistik.

5. Der alte Keller

In und unter dem schönen alten Hauptgebäude befinden sich die historischen Fässer und das Barriquelager.

Die Winzerin hat uns vor den alten Fässern mit ihren sehr aufwendig geschnitzten Fronten deren Hintergründe erklärt. Das Fass zum 100-jährigen Jubiläum des Familienweinguts zeigt die wichtigsten Exportgebiete.

Die Dimensionen der alten Fässer sind schon beeindruckend. Genauso beeindruckend sind die perfekte Sauberkeit in allen Räumen und die supergenaue Dokumentation an den neueren Holzfässern.

Auch im tiefsten Keller unter dem alten Hauptgebäude lagern die Barriques. Von dort aus geht es durch einen schmalen Tunnel in die Keller unter der Rasenfläche, die du oben gesehen hat.

6. Die Weißweine

Der „Bronner“ ist eine sogenannte PIWI Rebsorte, das heißt eine pilzwiderstandsfähige Rebsorte, die aus einer Kreuzung zwischen einer klassischen und einer asiatischen Rebsorte hervorgegangen ist. Zu PIWI Sorten hör auch mal in unsere Podcastfolge 160 rein!

Die nach seinem „Entwickler“ benannte Rebsorte gedeiht auf mittlerer Höhe, hier auf ungefähr dreihundertfünfzig Meter. Die Nase ist vielfältig, er duftet ein wenig nach Litschi, ein wenig nach Riesling, aber auch Holunderblüte und Pfirsich, Brennnessel und Stachelbeere – insgesamt ein dezentes, feines Fruchtkompott von gelben, hellen Früchten mit sehr feinen Noten, die du in der Nase hast.

Beim ersten Schluck hast du diese zurückhaltende Aromatik im Mund, aber auch eine gewisse Leichtigkeit – ein schöner, unkomplizierter Terrassenwein im Sommer!

Beim Weißburgunder „Kristallberg“ merkst du schon, dass er deutlich kräftiger auftritt als der Bronner.

Die Rebsorte ist einfach komplexer und liefert einen nachhaltigeren Geschmack. Kristallberg ist ein Fantasiename, aber er kommt von einem Weinberg auf einer Höhe von fast sechshundert Meter. Das gibt dem Wein, der im Stahl und dann noch zum Teil im großen Holzfass ausgebaut ist, eine schöne Frische und eine „kristallige“, mineralische Note, die sich mit einer herrlichen Cremigkeit paart. Ein super Kandidat für eine Vertikalverkostung und Paradebeispiel dafür, warum Burkhard immer mehr dazu neigt, den Weißburgunder dem Grauburgunder vorzuziehen 😉

Der Grauburgunder Kastel Ringberg ist eine weitere Qualitätsstufe nach oben. Ein kleiner Anteil von fünfzehn bis zwanzig Prozent werden im Barrique ausgebaut, der Rest reift im Stahl.

Beim Verkosten ist er zunächst zart in der Nase, dann im Mund werden die vielfältigen, rebsortentypischen Aromen deutlich kräftiger. Der Wein zeigt eine schöne Eleganz, und genau dadurch will Elena Walch auch die Qualität zeigen: Das Zarte andeuten und dann das Aha-Erlebnis zu haben, er ist viel kräftiger als ich gedacht habe!

Die Eigenheiten der verschiedenen Rebsorten zu polieren, ist für die Winzerin ebenfalls ganz wichtig. Das zeigt sich auch beim Sauvignon, der schon in der Nase sehr auf sich aufmerksam macht. 

Der Wein duftet nach Brennnessel, Holunderblüten und Buchs, er zeigt Pfirsichnoten und frisch gemähtes Gras, auch ein bisschen Stachelbeere. Die Intensität des Weines kannst du direkt sehen, er hängt am Glas herunter wie Kirchenfenster. Und er ist wirklich ein Wow-Effekt: Weil er wirklich das, was er in der Nase zeigt, direkt im Mund fortsetzt. Trotzdem dominiert auch hier eine schöne Eleganz.

Der Gewürztraminer ist selbstverständlich DIE Rebsorte, die dem Dorf Tramin große Ehre bereitet. Das ist der würzige Wein aus Tramin, den schon der Minnesänger Oswald von Wolkenstein beim Konzil von Konstanz 1415 angesichts der damaligen lokalen Weine lobpreiste, und definitiv eine unserer Lieblings-Weißweinsorten ist.

Der Gewürztraminer oder auch einfach Traminer ist eine ganz ausgeprägte, sehr komplexe Rebsorte. Elena Walch hat von Beginn an Wert daraufgelegt, dass der Gewürztraminer nicht süß auszubauen, denn sie ist der Meinung, in einer Gegend, wo Mineralität und Kühle präsent sind, soll das auch in Wein spürbar sein.

Wir haben den „Basis“- Gewürztraminer und den von der Einzellage Castelaz verkostet. Der erste, ein ganz junger Jahrgang, ist ein Renner auf dem italienischen Markt. Hier zeigt sich, wie jedes Land so seine Vorlieben hat: Diese Vertreter sind ganz anders als die französische Tradition.

Die Traminer sind sehr duftig, die primären Aromen kommen stark heraus. Der erste dezenter, der zweite intensiver und cremiger. Noten von kleinen Bananen, Nelken und Rosen und eine schöne, mineralische Frische ohne diese opulente Restsüße, die du oft in Gewürztraminer finden kannst. Aber hier vermisst du das auch gar nicht – wir lieben diese Ausbautradition genauso wie die elsässische, die einfach mehr von einem Süßwein hat. Man muss einfach nur jeden Stil richtig kombinieren! 

Die Winzerin empfiehlt ihren Gewürztraminer zu sehr vielem, es ist ein komplexer Wein, der zu Käse oder auch vegetarischer Pasta gut passt oder natürlich als Aperitif. 

Der Gewürztraminer von der Einzellage Castelaz, einer ganz steilen Lage, ist in seiner Art intensiver und einfach ein „Sonntagswein“. Das spiegelt sich zu Recht im Preis wider – der ist viel anspruchsvoller in der Produktion, in der Verarbeitung und in der Menge als der andere. 

Als Sonntagsessen dazu empfiehlt Elena Walch zum Beispiel einen Fisch, der nicht zu stark gewürzt ist, aber doch eher was vom Gebratenen hat als vom Pochierten, oder weißes Fleisch aus der Bouillon oder zart gebraten, dass eine gewisse Würzigkeit in den Speisen ist, die dann auch in im Wein zu finden ist. Oder Ravioli mit einer kräftigeren Soße von Safran.

7. Die Rotweine

Richtig klasse fanden wir, dass Elena Walch die Rotweinverkostung mit einem Rosé begonnen hat!

20/26 – Zwanzig sechsundzwanzig steht auf der Flasche – das kommt daher, dass die Pinot Nero-, Lagrein- und Merlot Trauben mit einer Zuckergradation (oder Mostgewicht) von 20° Babo gelesen werden und die gemeinsame Gärung im Stahltank bei max. 26°C stattfindet. Die klassische „saignée“ Methode, bei der der Most nur kurz in Kontakt mit der Maische steht, sorgt für das filigrane, zarte Lachsrosa, mit dem der Rosé im Glas steht – eine klare Erinnerung an die Provence; aber Bandol, nicht Tavel – wunderschön!

Wirklich spannend finden wir, dass du vom Ansehen her etwas ganz Leichtes auf der Zunge erwarten würdest, aber was ganz anderes in den Mund bekommst: Richtig konzentrierte Aromen, starke Fruchtnoten und sehr kräftig für einen Rosé. Überhaupt kein Leichtgewicht, sondern ein Wein mit klarer Ansage. Am Gaumen also klar Tavel, nicht Bandol 😊

Ein toller Wein, den du einfach so auf der Terrasse genießen kannst, der aber auch ein super Begleiter zu Fleisch, etwas Gegrilltem oder einem Thunfischsteak ist. Ein ganz klares Beispiel dafür, dass die immer noch oft als „Sommerweine“ bezeichneten Rosés vielfach unterschätzt werden, sondern eine geschmackvolle Alternative auch zu einem kräftigen Rotwein sein können!

Walch, die aus guten Gründen früh auf international vergleichbare Rebsorten gesetzt hat, pflegt doch auch die Tradition ihrer Wahlheimat Tramin. 

Der Kalterer See Auslese „Per sé“ versteht sich in der Tat aus sich selbst heraus. „Ein schöner Wein in seiner Jugend, wenn er älter wird, verliert er seine charmante Art“ urteilt die Winzerin über den Vernatsch, der in Deutschland als Trollinger bekannt ist. Unkompliziert, mit einer typischen Note von Veilchen und sehr schmeichelndem Tannin, ist der erste Rote ein unkomplizierter Begleiter, der sich vielseitig kombinieren lässt.

Ihren Pinot Noir oder Spätburgunder nennt Frau Walch südtiroltypisch auch „Blauburgunder“. Bezüglich seines Namens „Ludwig“ assoziieren die allermeisten Deutschen (bis auf die Norddeutschen) „unser König Ludwig von Bayern“. Die Italiener dagegen sagen alle „Beethoven“, die sind also klar auf der musischen Seite – wir wären, obwohl Süddeutsche, tatsächlich auch im Team Musik 😊

Die Reben gedeihen oberhalb Neumarkt auf einer höheren Lage und geben den Trauben die Kühle, um diese schwere Mineralität zu erreichen. Der „Ludwig“ hat noch einen Biss und Säure, womit eine gewisse Eleganz präsent ist, eine Feinheit in der Nase und eine Komplexität, die aber nicht überschwänglich wird. Preiselbeeren, Bittermandel und Waldboden zeigt sich in der Nase und er schaut mehr nach Burgund als in andere Gegenden.

Zum Abschluss haben wir noch den Lagrein „Selezione“ und „Riserva Vigna Castel Ringberg” verkostet.

Der Unterschied ist bereits am Etikett zu erkennen wie beim Gewürztraminer. Einmal das Etikett mit den Bergen, das sind die Dolomiten, die die Südtiroler Weinberge im Rücken haben und die sie vor der Kälte aus dem Norden schützen, und von vorne Richtung Süden sind sie von der Sonne verwöhnt.

Der Lagrein ist eine heimische Rebsorte, die in Südtirol sehr gerne angebaut und getrunken wird. Früher ein eckiger Wein, der sehr säurebedürft war, aber im Laufe der Zeit hat man gemerkt, dass je weniger wächst, desto besser und geschmeidiger er werden kann.

„Kraftwein“ nennt Elena Walch die Sorte, dessen Fülligkeit wunderbar zu jedem Braten und zu jedem Fleisch passt. Ein schönes Aroma nach dunklen Beeren, aber auch würzige Noten, ein bisschen Pfeffer und auch Zimt – perfekt auch zu Wildschwein 😊 Die Selezione wird im Stahltank und in großen Holzfässern ausgebaut.

Der Lagrein „Riserva Vigna Castel Ringberg” kommt von dieser ganz bestimmten Lage und wird beim Wuchs deutlich ausgedünnt. Komplett im Barrique ausgebaut, ist der Wein sehr konzentriert, hat ganz intensiv rote Früchte und im Vordergrund so eine ganz dunkle, süße Brombeere und insgesamt eine große Harmonie!

Eine tolle Erfolgsgeschichte, großartige Weine und eine sehr sympathische Frau, die ein großes Lebenswerk geschaffen hat!

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